Kapitel 5

1.5K 100 3
                                    

Lexie saß mittlerweile schon eine Weile mit angezogenen Knien gegen die Eingangstür gelehnt da und konnte immer noch nicht fassen, was da eben passiert war. Der Wolf hatte sie zurück geführt! Und sie sehr offensichtlich nicht angegriffen. Gut das anknurren könnte man schon als Bedrohung interpretieren. Aber ihr ist nichts passiert! Sie konnte es nicht verstehen.
Da irgendwelche Mutmaßungen, warum oder wiso er ihr nichts angetan hat, kein Ergebnis oder Antworten lieferten, verdrängte Lexie diese erstmal.
Sie rappelte sich langsam vom Boden auf und entledigte sich dann ihrer Stiefel und hängte den Mantel auf, bevor sie auf Socken Richtung Kamin ging und nochmal Feuerholz nachlegte.
》Ganz egal warum der Wolf das getan hat. Lexie sei froh, dass du am Leben bist. Würde mein Großvater jetzt zu mir sagen. 《 murmelte Lexie vor sich hin.
Nachdem das Feuer wieder aufloderte, wandte sich Lexie in die Küche und bereitete sich einen Tee zu. 》Zur Beruhigung.《 Wie sie sich selbst gut zusprach.
Sie blieb mit der Teetasse einfach vor dem Kamin sitzen und sah nur ins Feuer. Weder traute sie sich nochmal nach draußen, noch blickte sie aus dem Fenster. Aus Angst der Wolf könne doch noch da sein und nur auf seine Gelegenheit warten.
Nur als es Zeit wurde was zu essen, bewegte Lexie sich vom warmen beruhigenden Feuer weg, um in die Küche zu gehen. Sie machte sich nur eine leichte Tomatencremesuppe. Dazu bereitete sie sich einfache Butterbrote zu. Da sie immer noch beunruhigt war, bereitete sie sich ihr Nachtlager wieder vor dem Kamin. Diesmal dauerte es etwas länger bis sie zur Ruhe kam und einschlief.

Am nächsten Morgen erwachte Lexie sehr früh, da das Feuer runtergebrannt war und die Kälte sich ausbreitete. Ihr Stapel hatte mittlerweile ordentlich abgenommen und sie sah schon von ihrem Nachlager am Boden aus, dass er aufgefüllt werden musste. Notgedrungen machte sie ihre Morgenroutine, um danach alles für die Umschichtung des Holzstappels vorzubereiten. Dafür holte sie aus der Abstellkammer das versteckte Gewehr ihres Großvater. Er hatte ihr auch das im Sinne der Notfallmaßnahmen gezeigt und die Handhabung erläutert. Lexie lud das Gewehr komplett durch und zog sich winterfest an. Sie band sich das Gewehr dann vor die Brust um es schnell zur Hand zu haben, falls der Wolf wieder auftauchen sollte. Bevor Lexie nach draußen ging, schaute sie nochmal aufmerksam aus dem Fenster um eventuelle Bedrohungen vorher auszuschließen. Als sie nichts weiter sah, öffnete Lexie die Eingangstür ganz langsam und vorsichtig. Genauso langsam und vorsichtig wandte sie sich zum Holzstappel. Lexie schaute sich dabei immer wieder um. Doch es geschah nichts. Sie konnte ohne Zwischenfälle eine größere Menge in die Hütte schaffen.
Da bis zum späten Nachmittag keine Anzeichen für eine Rückkehr des Wolfes zu sehen waren und Lexie nicht die ganze Zeit in der Hütte eingesperrt die Feiertage verbringen wollte, nahm sie sich für den morgigen Tag vor einen weiteren Spaziergang zu tun.

Sie machte sich wieder dick eingepackt auf den Weg. Diesmal wanderte sie in die andere Richtung. Lange waren nur ihr Atem, der in der Luft kondensierte, der knirschende Schnee unter ihren Stiefeln und der leicht pfeifende Wind das einzige was Lexie hören konnte. Doch schon kurze Zeit nach ihrem Start von der Hütte hatte sie das Gefühl nicht allein zu sein. Bereits kurz nachdem dieses Gefühl auftauchte, bemerkte sie aus dem Augenwinkel Schatten die sich zwischen den Bäumen parallel zu ihr bewegten. Wölfe! Lexie bekam langsam Panik. Unerwartet und ohne Ankündigung sprang ihr auf einmal der zottige Wolf von vorgestern in den Weg.
》Ooh. Scheiße! 《 rief Lexie und sprang erschrocken einen Satz nach hinten. Dabei blieb sie jedoch im Schnee stecken und landete auf ihren Hintern. Sie versuchte krabbelnd aus seiner Reichweite zu kommen. Der Wolf beobachtete ganz interessiert ihre Bemühungen und schlich ihr hinterher. Bald hatte er sie erreicht und drückte seine Pfoten auf ihre Brust und pinnte sie so im Schnee fest. Lexie atmete ganz hektisch und schloss ergeben ihre Augen. 》Wenn du mich töten willst, dann mach es bitte schnell!《 murmelte sie. Der Wolf schnüffelte an ihrem Nacken herum und nahm dabei scheinbar ihre Witterung auf. Er ließ nicht von der Stelle ab. Lexie bewegte sich unruhig unter ihm. Plötzlich und unerwartet biss er an derselben Stelle zu. Es tat weh. Sie dachte schon, jetzt würde er sie zerfleischen, da ließ er von ihr ab. Er stieg von ihr runter und setzte sich vor sie auf den schneebedeckten Boden. Lexie bedeckte die Wunde am Hals mit einer behandschuhten Hand und richtete sich langsam auf. 》Es tut mir leid, kleine Mate. Aber das musste sein. 《 erklang es auf einmal in Lexies Kopf. Sie schaute schockiert den Wolf vor sich an.

Der WeihnachtswolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt