Kapitel 2

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Siennas – Point of view.
Gemeinsam laufen wir auf den Schulhof und setzen uns auf eine Bank.
„Was musst du mir erzählen?“, fragt mich Julie.
„Irgend so ein eingebildeter Penner meinte vorhin mich gegen die Wand zu drücken, weil wir zusammen gestoßen sind und ich ja angeblich aufpassen sollte.“, meine ich augenverdrehend. „Und du?“
„In der Klasse sollte ich mich neben einem Jawaad setzen. Zuerst hatte er mich ignoriert, doch dann beobachtete er mich die ganze Zeit. Das war total unangenehm.“, erzählt mir Julie.
„Hallo Ladies, ihr seid neu hier, richtig?“, fragt uns ein Typ, der sich einfach zwischen uns setzt und jeweils die Arme um mich und meine Schwester.
„Pfoten weg.“, knurre ich und schüttele seinen Arm weg. „Und den Arm um meine Schwester ebenfalls.“
„Wow, wow, wow.“, meint er und nimmt die Arme weg. „Ganz ruhig, du musst doch nicht gleich aggressiv werden.“
„Soll ich gleich mal aggressiv werden?“, frage ich ihn zischend.
Julie steht auf und stellt sich vor mich: „Ganz ruhig, Siens. Ich glaube du solltest dich mal abregen.“
„Parkourlaufen meinst du, ne?“, frage ich Julie und sie nickt. „Später.“
„Du suchst dir deine Parkourstrecke später aus, ja? Mal sehen, ob es sich dann da auch skaten lässt.“, lächelt Jules auf mich herab.
„Parkourlaufen? Skaten?“, fragt uns er Typ. Ach ja, der sitzt ja immer noch auf der Bank.
Ich drehe mich zu ihm um: „Ja, Problem damit?“
„Ne, ne. Kein Stress.“, meint er und ich drehe mich mit einem zufriedenen Lächeln um.
Hinter Julie steht ein anderer Typ, diesen ich mit zusammengezogenen Augenbrauen mustere.
„Ich muss mich für den Idioten dort entschuldigen.“, sagt er und Julie dreht sich erschrocken um. Noch eine Eigenschaft von ihr: Sie ist Schreckhaft.
„Ich bin kein Idiot“, brummt der Schwachkopf hinter mir und steht auf. „Ach ja, ich bin Louis.“
„Cool, ich nicht“, erwidere ich und ziehe Julie an meine Seite.
„Siens, sei nicht unhöflich“, zischt mir Julie zu. Sie würde sich vorstellen, traut sich aber nicht.
„Okay, ich will mal nicht so sein. Ich bin Sienna und das ist Julie“, stelle ich uns vor.
Louis nickt: „Große Klappe?“
„Problem damit?“, frage ich provokant und Louis grinst wie ein Behinderter.
Der andere Typ stellt sich neben Louis hin: „Ich bin Liam.“
„Hi“, antworte ich und sehe die beiden gelangweilt an. „Wenn ihr uns entschuldigen würdet, Jules und ich müssen Freunde von uns finden.“
„Wir sind doch eure Freunde“, grinst Louis und ich sehe ihn herablassend von oben bis unten an.
Julie zieht mich am Arm weg: „Hab Harrys Lockenkopf entdeckt, komm, lass uns.“
„Was?“, fragt Louis und lacht. „Ihr seid mit den Beiden befreundet?“
Mit zusammengepressten Augen sehe ich ihn an: „Halt einfach dein Maul, Dorftrottel.“
„Hey“, sagt Louis empört und verschränkt die Arme vor der Brust.
Liam zieht Louis am Arm mit: „Komm, suchen wir Malik.“

►Nach der Schule◄
„Die Strecke ist gut“, grinse ich und stütze mich kurz an der Wand ab.
Julie rollt auf ihrem Skateboard neben mir her: „Ich frage mich immer noch, wie du keine Angst haben kannst, aufs Maul zu fliegen.“
„Ich kann’s halt“, sage ich schulterzuckend, nehme Anlauf und springe wortwörtlich gegen die Wand. In der Luft mache ich einen Salto, wobei ich wieder auf meinen Beinen in einer angewinkelten Position ankomme.
„Das sieht bei dir so einfach aus“, murmelt Julie und fängt an, ihre Stunts auf dem Skateboard zu machen.
„Bei dir sieht skaten auch einfach aus“, sage ich und nicke ihr zu.
Julie grinst mich an: „Weißt du noch, als wir damals mit Fußball angefangen haben?“
„Hör mir nur auf damit“, grinse ich und lege noch einen Stunt hin, der einfach daraus besteht, förmlich über eine Bank zu ‚fliegen‘.
„Parkourläufer können ganz gut vor der Polizei wegrennen“, bemerkt Julie, die mir hinterher fährt. Gerade drehe ich mich um, als plötzlich irgendetwas an mir vorbeiläuft und selbst Stunts macht. Ein Parkourläufer. In Oxford gab es nicht so viele. Zumindest haben die Jungs nichts mit mir zu tun haben wollen, da ich ja ein Mädchen bin. Jedenfalls sehe ich den Grund, warum der Parkourläufer einfach wegläuft. Die Polizisten hinter ihm erklären einiges. Er nutzt es aus. Erbärmlich.
„So etwas werde ich niemals machen“, sage ich zu Julie, die gerade versucht einen Klick-Flip hinzulegen. Ich dagegen mache einen Back Flip im Stehen.
„Scheiße, wo ist er hin?“, fragt jemand und ich blicke mich neugierig um.
„Keine Ahnung, alter. Die Bullen sind hinter ihm her“, meint der Typ daneben.
Da es mich nicht weiter interessiert, fange ich an, eine bestimme Strecke als Parkour anzusehen und sprinte los, wobei ich auch gegen Bäume springe und einen halben Salto hinlege. Wieder skatet mir Julie hinterher und macht dann einen Ollie 180.
Lächelnd sehe ich ihr zu und sie macht kurz eine Pause, um mir ebenfalls ein Lächeln zu schenken.
„Geil“, staunt jemand und ich sehe in die Richtung aus der das ‚Geil‘ kam. Louis.
Er kommt zu uns rüber: „Ihr seid der Wahnsinn.“
„Wussten wir“, sage ich und gähne gelangweilt. „Noch irgendetwas?“
„Habt ihr einen Parkourläufer gesehen?“, fragt er und ich nicke. „Wo?“
„Raus aus dem Park“, meine ich und zeige in die Richtung.
Liam kommt an gejoggt: „Malik macht auch nur Probleme.“
„Hey, nichts gegen meinen Nachnamen“, höre ich jemanden fauchen und ich glaube allmählich, dass ich Wahnvorstellungen habe.
„Du müsstest doch wissen, was für einen Mist dein Bruder baut“, brummt Liam sichtlich genervt. Oh, er hat ein Handy in der Hand – mit Lautsprecher.
„Wie dem auch sei, wo ist Zayn verdammt?“, fragt der Typ aufgebracht aus dem Handy.
„Zayn?“, frage ich.
„Ja?“
Erschrocken drehe ich mich um und sehe den Schwarzhaarigen von heute Morgen. Idiot.
„Jawaad?“, fragt Julie.
Ich sehe sie an: „Jawaad?“
„Ja, das ist Jawaad.“, meint sie.
Ich schüttele den Kopf: „Das ist Zayn.“
„Junge, ich glaube die Kleine hat deinen süßen Bruder Jawaad kennengelernt.“, grinst Louis und klopft Zayn auf die Schulter.
„Jawaad ist mein Bruder, aber okay“, meint Zayn und mustert mich herablassend. Arschloch.
„Komm“, sage ich zu Julie und renne los. Julie reagiert sofort und skatet mir hinterher.

Zayn – Point of view.
Ich mustere ihren Körper von oben nach unten, bis ich dann bei ihren Augen hängen bleibe. Diese spiegeln Hass wieder. Ist ja nicht schlimm, ich kann sie ebenfalls kaum ausstehen.
„Alter, das ist die geilste Pakourläuferin, die ich jemals gesehen habe“, meint Louis und sieht ihr hinterher, wie sie, während sie läuft, über Hindernisse springt und Back Flips macht.
Ihre Schwester dagegen skatet neben ihr und versucht manchmal ein paar Stunts hinzulegen.
„Die Kleine scheint dich zu hassen, Malik. Reife Leistung“, meint Liam und klopft mir anerkennend auf die Schulter.
„Zayn, ich hoffe du hast den Arsch in der Hose um nach Hause zu kommen“, höre ich Jawaad aus dem Handy sagen.
„Was jetzt los?“, frage ich genervt.
„Muttern scheint nicht gut drauf zu sein und sie muss wissen, was für’n Scheiß du veranstaltet hast. Die Polizei hat hier angerufen“, berichtet mir Jawaad und ich stöhne genervt auf.
„Bitte verarsch mir nur“, grummle ich und schließe die Augen.
Jawaads Stimme lässt mich meine Augen wieder öffnen: „War da vorhin Julie?“
„Wer ist das denn?“, frage ich und sehe die Jungs fragend an.
Liam nickt: „Ja, die eine war Julie.“
„Ach ja, liebstes Brüderlein, wir haben Zwillingsschwestern an unserer Schule“, sage ich gespielt fröhlich, obwohl ich mir wünsche, dass Sienna nicht auf unsere Schule gekommen ist. Sie hasst mich, ich hasse sie. Es wird erst einmal so bleiben.
„Zwillingsschwestern? Dein Ernst?“, fragt mich Jawaad spöttisch.
Ich lache bitter: „Wenn du mir nicht glaubst, aber deine kleine Julie gibt es zweimal.“
„Erstens, sie ist nicht meine Kleine und zweitens, halt du dein Maul. Du hast es geschafft, dass dich die eine hasst“, sagt Jawaad und ich beiße fest die Zähne aufeinander. Auch wenn ich sie hasse, mag ich es nicht, dass sie mich hasst. Sie soll mich fürchten und respektieren, wie die anderen ganzen Schulschlampen. 

The Malik Twins™Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt