The Malik Twins™

Kapitel 21

Siennas - Point of view.

Zayn hält mich. Mehr nicht. Hält mich einfach nur fest, sagt weder etwas noch rührt er sich. Es tut gut, sich fallen zu lassen. Ich weiß nicht wie lange wir so da stehen, aber mir ist es ehrlich gesagt auch egal.

Allerdings hätte die blöde Ratte sich auch ein bisschen mehr Zeit bei ihrem Schönheitsschlaf lassen können. Aber nein, gerade als ich anfange mich richtig wohlzufühlen huscht sie an meinem Bein vorbei und ich quicke entsetzt auf. Zayn lacht leise und schlingt seine Arme noch fester um mich.

„Ist doch nur 'ne Ratte", meint er und ich schnaube. Er lacht immer noch vor sich hin. Ausnahmsweise nehme ich es ihm nicht übel. Erst schlag ich einem Typen ein blaues Auge und jetzt hab ich Angst vor einer Ratte. Dein Niveau sinkt, Brook, es sinkt wie die Titanic, rufe ich mir ins Gedächtnis und kann nicht anders als ebenfalls los zu kichern.

„Vielleicht sollten wir aus dem Drecksloch hier verschwinden", schlage ich grinsend vor. Er nimmt meine Hand und ich sehe ihn überrascht an. Er bemerkt es nicht, sondern zieht mich aus der Gasse.

„Bedenke dass du es erst in ein Drecksloch verwandelt hast. Vorher war es bestimmt ein nettes Zuhause für einen Penner", erwidert er und ist schon wieder kurz davor loszulachen.

„Ich bin eine Mörderin", flüstere ich gespielt entsetzt.

„Der Penner wird's überleben", schmunzelt Zayn. „Und die Ratten werden auch ihren Spaß haben."

„Boah, ihh! Hör auf!" Ich erschaudere. Nein, das sind eindeutig nicht meine Lieblingstiere. Er legt einen Arm um mich und führt mich von dem Fabrikgelände weg. Ich sehe ihn von der Seite an. Warum war er jetzt anders? Vor wenigen Stunden noch hatten wir das gegenseitige Angreifen zu unserem Hobby erklärt und jetzt? Ein Gedanke huscht ungewollt durch meinen Kopf und ich kann nicht anders als ihn laut auszusprechen.

„Hast du Mitleid mit mir?"

„Mitleid?", fragt er verblüfft und bleibt stehen.

Ich presse nickend die Lippen aufeinander und sehe ihn erwartungsvoll an, auch wenn ich mir nicht sicher bin ob ich die Antwort wirklich wissen will.

Er schüttelt nachdenklich den Kopf. „Nein, kein Mitleid. Es ist schon scheiße was dir passiert ist, aber ... ich verstehe jetzt dein Handeln und hab keinen Grund dich zu hassen", versucht er zu erklären.

„Du hast mich gehasst?" War es so schlimm gewesen zwischen uns?

„Nein nicht wirklich", erwidert er und runzelt die Stirn. „Du warst eine Herausforderung, bist es immer noch ... ich denke, das ... gefällt mir."

Ein Lächeln huscht über mein Gesicht. „Ist trotzdem irgendwie unwirklich, find' ich." Er zieht als Antwort nur eine Augenbraue hoch und lässt seinen Hand von meiner Schulter zu meiner Hüfte gleiten. Die andere legt er auf die andere Seite und zieht mich näher zu sich. Sein Atem streicht über mein Gesicht.

„Unwirklich?", wispert er. Seine Lippen streichen über meine Wange zu meinem rechten Mundwinkel. „Findest du?"

„Mhm", nuschele ich, unfähig mich zu rühren oder meine Stimme zu benutzten.

„Hm ... was kann man da denn machen?", fragt er weiter und platziert einen sanften Kuss auf meiner Nasenspitze.

„Weiß nicht", erwidere ich heiser. Küss mich endlich!, schreie ich jedoch innerlich. Als wenn er meine Gedanken lesen könnte, nähert er seine Lippen wieder meinen. An meinem linken Mundwinkel hält er inne und platziert auch dort einen kleinen Kuss. Mein Atem geht hastig und die Luft um uns scheint elektrisch geladen. Mir ist bewusst, dass wir uns auf einer öffentlichen Straße befinden und jeden Moment jemand vorbeifahren oder -laufen könnte, aber es ist mir ziemlich egal. Das einzige was zählt sind seine Lippen, die sich endlich sanft auf meine legen. Als hätte er einen Schalter betätigt, kommt wieder Leben in mich und meine Hände, die vorher schlaff an meiner Seite hinunter gehangen haben, vergraben sich in seinen Haaren und ziehen ihn zu mir nach unten. Ich muss zugeben, ich stehe drauf mit ihm rumzuknutschen.

Ich will nicht, dass das, was auch immer da zwischen uns ist, aufhört. Wahrscheinlich hat Julie Recht: Ich bin verknallt.

Julies - Point of view.

Niall neben mir sieht verletzt zu Boden und sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen. „Sorry", murmele ich. „Ich hätte dich nicht anmaulen sollen. Es ist nur so ... alles läuft im Moment aus dem Ruder. Keiner redet mit mir darüber und ich schaff es nicht das gerade zu biegen."

„Wer sagt denn dass du das geradebiegen musst?", fragt er und legt mir sanft eine Hand auf die Schulter. Er hat mir wohl für meinen kleinen Wutausbruch vergeben. Gott sei Dank. Ich kann nicht noch jemanden gebrauchen der von meiner Seite verschwindet. Er sorgt sich um mich und ich habe eigentlich keinen Grund ihn deswegen zu verurteilen. Ich frage mich dasselbe wie er. Wo ist die Julie vom Anfang? Tylers und Dads Tod hat mich verändert.

„Sienna ist nun mal meine Zwillingsschwester. Und sitzt sie in der Scheiße, dann tu ich es auch", erwidere ich leise.

„Darf ich einen Vorschlag machen?", fragt er vorsichtig. Wie süß, jetzt hat er Angst etwas Falsches zu sagen.

Ich lache leicht. „Klar, hau raus."

„Vielleicht solltet ihr zwei Mal mit den Twins reden ... und mit Harry. Das ewige Streiten bringt doch nichts."

Ich seufze. „Du hast Recht. Aber hast du schon mal versucht Sienna zu etwas zu überreden? Würd ich dir nicht raten." Ich lache bei der Erinnerung wie Tyler und ich einmal versucht hatten sie zu überreden Brokkoli zu essen. Wir hatten es mit viel Geduld dann auch geschafft, aber am Ende hatte sie uns auf die Füße gekotzt. Anderen Males waren viele Tränen geflossen. Nein, sie ist eindeutig keine leichte Geburt.

„Willst du denn, dass es weiter so geht? Ich meine, das Streiten hat ja schon genervt, aber irgendwie habe ich gedacht, dass ihr euch mit Harry und mir angefreundet habt. Das Veilchen kam überraschend."

„Sienna hat halt Temperament", verteidige ich ihre Reaktion. „Und seine kleinen Fans haben mir gedroht ohne guten Grund. Sie hat mich schon immer beschützt, also sollte es nicht weiter verwunderlich sein."

„Solange sie ihre Fäuste in meiner Gegenwart im Griff hat, will ich nichts weiter dazu sagen", lacht Niall. Ich grinse zurück.

„Ach und wenn ich dich schlage ist das egal?"

Sein Mund klappt auf. „Wie jetzt?"

„Spätestens nach dem diese Aufmerksamkeitsgierigen Weiber auf mich losgegangen sind ist mir klar geworden, dass ich anfangen muss mich zu verteidigen. Darf ich vorstellen? Vor dir steht die nächste große Boxweltmeisterin."

Er grinst. „Na dann!" Er steht auf, deutet eine Verbeugung an und setzt sich wieder. „Ich hoffe Ihr habt ebenfalls Eure Fäuste unter Kontrolle, zukünftige Boxweltmeisterin."

„Nun ja", gebe ich gespielt bescheiden zurück. „Ich weiß mich zu beherrschen." Ich kann mich nicht länger beherrschen und pruste gemeinsam mit ihm los.

Jawaads - Point of view.

Wie erwartet finde ich Julie im Skatepark. Allerdings ist nicht Sienna bei ihr sondern Niall. Die Sorgen die sie vorhin noch hatte scheinen wie weggewischt und sie sitzt lachend mit ihm auf einer Bank. Mich nennt sie einen Penner und dann rennt sie zum nächsten Kerl.

Es versetzt mir einen Stich, dass nicht ich es bin mit dem sie lacht. Ich muss mich beherrschen nicht zu den Beiden zu rennen und dem Blondchen die Fresse zu polieren. Halt dich unter Kontrolle, Jawaad, du bist nicht dein Bruder, rufe ich mir in Erinnerung. Das mit Harry war schon zu viel des Guten.

Ich beobachte die zwei eine Weile beim Rumturteln. Es ist abartig. Fehlen nur noch die Regenbögen und der Kirchenchor. Die anderen Gedanken, die mir durch den Kopf schießen sind nicht mal annähernd so freundlich. Mein Blick ist zum Töten gemacht und ich bin froh, dass mich niemand sehen kann, wie ich hier so wie ein Stalker hinter einem Baum stehe und sie observiere. Langsam wird mir das Ganze zu dämlich.

Ich drehe mich um und pralle beinahe mit jemandem zusammen. Im letzten Moment weicht dieser Jemand mir aus und beobachtet wie ich stolpernd zum Stehen komme und ihn wütend ansehe. Diesem Jemand scheint das nicht zu stören, denn das Grinsen auf dessen Gesicht ist mehr als nur amüsiert.

„Hallo Jawaad", sagt John bedrohlich. „Ich glaube wir sollten uns mal unterhalten."