Julies - Point of view.
„Ach kann ich nicht?”, erwidert Sienna schnippisch. „Hast ja gesehen, dass ich das kann.“
Ich schüttele den Kopf. Was war nur mit ihr los? Scheinbar schein sie ihr Fehlverhalten zu bemerken und fährt sich mit einer Hand durch die Haare.
„Sorry“, murmelt sie. „Es ist nur … weißt du ich bin gerade echt stinksauer.“
„Schon okay“, erwidere ich. Die Situation schreit schließlich nicht nach Normalität, also hatte sie wohl Grund genug auszurasten, auch wenn das mit Harry über die Grenze hinausschoss.
„Vielleicht solltest du lieber auf deinen Box Sack einschlagen“, schlage ich vor. „Und mir gleich ein paar Dinge beibringen.“
„Einverstanden.“ Ein Lächeln huscht über ihre Züge. „Dann kannst du das nächste Mal Harry die Nase eindrücken.“
„Oder John“, gebe ich leise von mir, aber sie hat es trotzdem gehört.
„Oder beiden“, meint sie genauso leise.
Wir schlüpfen aus Jacken und Schuhen und ich folge Sienna in unsere Zimmer. Sie zieht andere Klamotten an und ich mache es ihr gleich.
Unsere Mutter ist noch am Arbeiten, weshalb wir ohne Probleme zwei Wasserflaschen stibitzen und uns in den Keller begeben können. Das wird anstrengend.
►Am nächsten Morgen in der Schule◄
Siennas - Point of view.
Julie (mit Muskelkater) und ich laufen geradewegs zum Eingang der Schule und ignorieren Niall und Harry (mit blauem Auge), die uns begrüßen. Naja ich laufe, sie fährt auf ihrem Skateboard neben mir her und ich ignoriere die Jungs während sie, höflich wie sie ist, ihnen freundlich zunickt.
Ich habe irgendwie gehofft, dass Harry uns – oder wenigstens mir – ernst einmal aus dem Weg geht, aber scheinbar hatte er Julie zu gern. Viel zu gern für meinen Geschmack.
Und da das Pech sich scheinbar ziemlich wohl auf meiner Seite fühlt, stellen sich uns auch noch Jawaad und Zayn in den Weg, flankiert von Louis und Liam. Es war ja nett, dass sie uns gestern nach Hause begleitet haben, da sie John gut genug zu kennen scheinen, aber so wie ich das mitbekommen habe, geht der nicht auf diese Schule – falls er das überhaupt tut – also brauchen wir sie hier nicht. Ich kann jedenfalls von mir behaupten, dass ich sie nicht als Anstandswauwau angestellt habe. Julie sicherlich auch nicht.
„Hey, ihr zwei“, spricht uns Jawaad an und zwingt sich zu lächeln. Falls man seine Grimasse so nennen kann. Sein Blick ruht auf Juls. Na, da hat aber jemand ein schlechtes Gewissen. Die Jungs hinter uns ignoriert er, genauso wie Zayn, der mich einfach nur ansieht, seine Miene undefinierbar.
„Hi“, sagt meine Schwester und ich deute ein Nicken an.
„Was wollt ihr?“, fährt Harry sie an und stellt sich hinter mich. Wow, der Lockenkopf soll lieber mal wieder runterkommen oder ich würde ihm noch eine runterhauen. Will der einen auf Verteidiger machen oder was? Ich habe ihm doch gestern schmerzhaft bewiesen, dass ich ihn nicht brauche. Ich balle meine Hände zu Fäusten.
Julie bemerkt meine Angespanntheit und berührt beruhigend meinen Arm. Ich atme tief ein und lasse die Wut beim Ausatmen wieder raus.
„Kaffeekränzchen?“, frage ich, da Zayn und Jawaad Harry immer noch ignorieren – sehr zu dessen Unmut.
„Ähm …“, stottert Jawaad und ein Ellenbogen rammt sich in seine Seite. Geschwisterliebe. „Habt ihr John nochmal gesehen?“
„Nope.“
Er nickt und wirft seinem Bruder einen wütenden Blick zu.
„Wollt ihr noch was?“, fragt Niall. Nett, muss ich zugeben. Auch wenn das fies hätte klingen können, klingt es bei ihm irgendwie nett.
„Mit dir redet keiner“, blafft Zayn ihn an. Überraschung, er ist also doch noch der Alte.
Harry macht einen Schritt nach vorne. „Mit dir auch nicht! Lasst die Mädchen in Ruhe!“
Und Schwups hat sich die Stimmung komplett verändert. Aus friedlich bis peinlich wird aggressiv mit Hang zu Beleidigung. Männer und ihre Stimmungsschwankungen.
„Lasst ihr sie doch in Ruhe“, mischt sich Jawaad ein.
Harry funkelt ihn böse an und auch Niall macht einen Schritt in seine Richtung. Die Spannung kann man beinahe sehen. Gott sei Dank sind nicht mehr viele Schüler draußen.
„Wow, ich wusste gar nicht, dass wir so beliebt sind“, meine ich spöttisch und sehe die Jungs, die sich in gewisser Weise um uns streiten, einen nacheinander an. Liam und Louis stehen etwas abseits, aber man sieht trotzdem, dass sie zu den Maliks gehören. Während Jawaad, genauso wie Niall, einfach nur feindselig zu den anderen rüber starrt, stehen Zayn und Harry sich in aggressiver Haltung gegenüber und sehen aus als ob sie sich gleich an den Kragen gehen. Das muss auf Außenstehende leicht befremdlich wirken, beziehungsweise für Lehrer nach einem Grund aussehen die kleine Versammlung zu sprengen.
Genervt schüttle ich den Kopf. Julie bleibt stumm und man sieht ihr an, dass sie versucht zu verstehen was der Streit mit uns zu tun hat.
„Klärt das unter euch Mädels“, sage ich zu ihnen, betone das >Mädels< und laufe Richtung Schulgebäude. Julie kommt mir hinterher. Einerseits habe ich erwartet, dass sie versuchen würde den Streit zu schlichten, aber anderseits stand sie nur ungern zwischen den Fronten.
„Denkst du, die prügeln sich gleich?“, fragt sie ängstlich als sie neben mir ist.
Ich zucke mit den Schultern. „Bei so viel Testosteron? Wer weiß“, erwidere ich und grinse in mich hinein. „Schaden würde es keinen von ihnen, wenn sie mal einen auf die Fresse kriegen würden. Oder zwei“, füge ich in Gedanken bei Harry hinzu.
Julie lässt ein humorloses Lachen verlauten. „Merkst du, dass aus unserem Vorsatz den anderen Zwillingen aus dem Weg zu gehen nichts wird?“
„Jap. Aber sie machen es uns auch nicht gerade leicht“, bedenke ich. „Irgendwie sind sie überall, als würden sie es drauf anlegen uns zu begegnen.“
„Oder die Schule ist einfach zu klein“, äußert Julie die logischere Variante, aber ich mag meine trotzdem lieber, da ich dann einen Grund habe, denen Mal meine Meinung zu geigen.
►Nach der Schule◄
Jawaads – Point of view.
Ich muss unbedingt mit Julie sprechen. Oder es wenigstens noch einmal versuchen. Im Unterricht ist sie mir immer geschickt ausgewichen oder hatte mich einfach ignoriert. Oder Harry, dieser Saftsack, ist dazwischen gegangen. Sie hat das Recht selber zu entschieden mit wem sie reden will und mit wem nicht, da soll er sich nicht einmischen. Allerdings ist das ja das Problem. Sie will nicht mit mir reden.
Zayn ist der Meinung, dass wir nur dafür sorgen sollen, dass John nicht wieder Kontakt zu ihr aufnimmt. Das ist allerdings leichter gesagt als getan. Der Typ macht was er will und da er Julie erkannt hat und nun sich ihr offenbart hat, hat sie ein Problem. Ich hoffe, dass er sie einfach daraus lässt. Er hat genug Leute die er herumscheuchen kann, wozu braucht er dann noch sie? Das Gespräch heute Morgen war auf Zayns Mist gewachsen. Er wollte, dass ich mich erkundige, ob noch was geschehen war. Ich hab die Chance genutzt um mit Julie reden zu können, aber sie war mit Sienna abgerauscht.
Ich habe das Gefühl, dass mehr dahinter steckt. Normalerweise ist Zayns Klappe groß genug für zwei, aber bei Sienna wird er schon beinahe kleinlaut. Konkurrenzkampf nennt man so etwas in manchen Kreisen. Die zwei waren unmöglich. Aber das ist nicht mein Problem.
Meins ist Julie. Ich muss mich bei ihr entschuldigen, dass ich sie dort mit hinein gezogen habe. Nur sind meine vorherigen Versuche alle gescheitert und als Sienna sich fast schon angeboten hat ihr etwas auszurichten, hatte ich Idiot abgeblockt. Ich muss ihr wirklich sagen, dass es mir Leid tut und dass ich das wieder gut machen will.
Aber wenn sie mich weiterhin ignoriert? Das ist so verdammt ärgerlich. Heute Morgen hätte ich Harry am Liebsten eine rein gehauen, denn scheinbar schien ihm das eine Veilchen nicht zu reichen. Als hat er irgendeine Mission, die darin bestand mich aufzuregen. Hätte der Lehrer in der dritten Stunde, nicht schon seit Jahren sein Adlerauge auf mich gerichtet, wäre es spätestens dann soweit gewesen, aber wieder war Liam Schuld, dass ich es nicht getan habe. Vorm Unterricht, hat er Zayn und mich eilig weggezogen, auch wenn Harry eindeutig auf einen Streit aus war, und in der Klasse hatte er eine Szene gemacht, sodass wir die komplette Aufmerksamkeit der Schüler plus Lehrer hatten.
Julie kommt aus dem Schulgebäude, allein. Sie legt ihr Board auf den Boden und steigt auf. Langsam rollt sie über den vollen Schulhof und sucht scheinbar nach Sienna.
Innerlich gewappnet laufe ich auf sie zu. Bitte Sienna, gib mir ein bisschen Zeit.
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The Malik Twins™
FanfictionNachdem Tod des Vaters und Bruders ziehen die beiden Zwillingsschwestern Sienna und Julie Brook mit deren Mutter von Oxford nach Bradford. Es scheint endlich was zu klappen, aber da wussten sie noch nicht, dass es die Malik-Zwillinge gibt. Niemals...