Kapitel 17

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Julies - Point of view.

„Ich höre", sage ich zu Sienna und sehe sie, Jawaad und Zayn der Reihe nach an. Ich habe nicht erwartet, dass sie jemals Geheimnisse vor mir haben würde. Die Malik Twins kannte ich nicht gut genug, aber sie ist meine Schwester!

Jawaad blickt Sienna erwartungsvoll an, während sie auf ihrer Lippe kaut. Zayns hasserfüllter Blick liegt ausnahmsweise nicht auf meiner Schwester sondern auf seinem Bruder. Was ist passiert? Und warum hat Jawaad sie beobachtet?

„Könnte mir jemand mal erzählen was los ist?", fahre ich alle drei an. Ich bin nicht oft sauer, aber wenn, dann richtig.

„Ja, Sienna, klär sie auf. Wenn du es nicht machst dann mach ich es", droht Jawaad. Sie erwidert nichts, sondern sieht auf den Boden und knetet ihre Finger.

„Schnauze!", zischt Zayn und fängt sich einen spöttischen Blick von seinem Bruder ein.

„Also erstens will ich wissen was los ist und zweitens hör auf so ein Arschloch zu sein, Jawaad!", mische ich mich ein, bevor sie aufeinander losgehen können.

Er sieht mich überrascht an. „Was muckst du mich denn jetzt an? Die beiden verheimlichen dir was und nicht ich", verteidigt er sich.

„Ja, das habe ich gemerkt und sie würden es mir bestimmt sagen, wenn du mal die Klappe halten würdest, stimmt's?"

Sienna nickt und sieht mich entschuldigend an. „Ja, ich erzähl' dir ... aber die beiden sollten jetzt gehen."

Jawaad und Zayn verfolgen unseren Wortwechsel, rühren sich aber nicht vom Fleck.

„Habt ihr nicht gehört?! Verpisst euch gefälligst!" Ja, ich bin wütend, sehr sogar.

„Wow, das nenn ich mal ein Mundwerk", grinst Zayn als wäre die Welt in bester Ordnung, aber ich sehe wie er Sienna anblickt und leicht den Kopf schüttelt. Sie streckt ihm die Zunge raus.

„Was ist los mit dir?", fragt Jawaad mich. „Du bist auf einmal so ..."

„Ja, danke, ich weiß. Ich hab die Schnauze voll von dir für heute, also: Da ist die Tür", erwidere ich schnippisch und zeige auf die offene Tür. Zayn sieht immer noch zähneknirschend zu meiner Schwester hinüber und führt ein stummes Gespräch mit ihr. Jawaad runzelt verärgert die Stirn und wendet sich zu Tür. Geht doch. Dann bleibt nur noch einer. Dieser hat mich scheinbar noch nicht einmal gehört.

„Zayn raus jetzt! Oder soll ich dich tragen", sage ich mit gepresster Stimme zu ihm. Er sieht mich überrascht an. Dann zucken seine Mundwinkle nach oben.

„So 'n Chauffeur wär schon nicht schlecht", meint er. Sienna seufzt.

„Meine Fresse, sie hat gesagt du sollst dich verpissen, dann tu's auch", weist sie ihn an und verdreht genervt die Augen.

„Bin ja schon weg", erwidert er und funkelt sie an wie sonst. „Aber wag es ja nicht ..."

„Ich klär das und jetzt hau ab!", blafft sie und macht drohend einen Schritt auf ihn zu. Leise lachend verschwindet er endlich. Ich schließe mit einem Seufzen die Tür hinter ihm und wende mich meiner Schwester zu.

„Und jetzt zu dir", beginne ich.

„Ja, ich weiß schon", murrt sie. „Verheimlichen tut man unter Zwillingen nicht. Aber es geht um etwas ... zu persönliches. Du weißt ich würde dir alles erzählen, aber das ... das war ein Versehen und wird nie wieder passieren."

Siennas - Point of view.

Ja, genau, es würde nie wieder passieren. Das hatte ich die letzten zwei Male auch gedacht, aber dieses Mal meinte ich es wirklich ernst und würde es auch nicht wieder so weit kommen lassen.

„Ich hab keine Ahnung wovon du redest", sagt Julie monoton. Scheiße. Immer wenn sie so ist, ist etwas gehörig schief gelaufen. Sie ist auch nur selten so aggressiv und droht so gut wie nie. Das letzte Mal als sie so abwehrend war, war kurz nachdem Tyler und Dad gestorben sind.

„Es tut mir echt leid. Ich wollte es dir wirklich erzählen", erwidere ich. „Aber eigentlich erst dann, wenn ich mir darüber im Klaren bin was überhaupt abgeht." Ich stöhne genervt auf und lasse mich aufs Sofa fallen. Warum ist das alles so verdammt kompliziert? Oder kommt mir das nur so vor?

Julie setzt sich neben mich und legt mir eine Hand auf die Schulter. „Ich bin für dich da. Egal was es ist du kannst es mir erzählen. Ich will dir helfen."

Ich suche nach Worten. Wie soll ich ihr erklären, dass mir das peinlich ist? Am besten einfach raus damit. Allerdings besteht dann die Gefahr, dass ich ihr einen Herzinfarkt beschere.

„Ich ... ich hab mit Zayn rumgeknutscht", zwinge ich mich zu sagen. Ich hebe leicht den Kopf um ihre Reaktion zu sehen. Ihr klappt der Mund auf.

„Wie ... wo ... aber ... was ... Gerade eben?", stottert sie und ich nicke.

„Ja, wie gesagt ein Versehen", wiederhole ich und füge etwas leiser hinzu. „Genau wie die anderen zwei Male."

„Was?!"

„Ich ... wir ..." Ich atme tief ein und aus und sehe sie an. „Kurz nachdem wir sie kennengelernt haben ist Zayn mir gefolgt und wir waren allein in einem Fachraum. Naja, wir haben gesagt, dass wir es vergessen wollen und das es nie wieder passieren wird, aber dann beim Nachsitzen ... da hat er mich nahezu überfallen. Und eben ... hab ich mich einfach nicht gewehrt. Ich hab's zugelassen ... und es hat mir gefallen", gestehe ich kleinlaut und sehe auf meine Hände.

Julies Reaktion ist anders als erwartet. Sie lacht. Warum zum Teufel lacht sie?

„Und das wolltest du mir verschweigen? Siens, das war echt nicht nötig. Du brauchst dich auch nicht zu schämen. Du bist halt verknallt."

„Ich bin bitte was?", erwidere ich empört.

„Verknallt. Das merkt man total. Ist nicht schlimm. Ich versteh dich. Er sieht echt gut aus", sagt sie und wispert so leise, dass ich es fast nicht verstehe: „Genau wie sein Bruder." Kein Wunder, Juls, sind ja auch Zwillinge.

Mir bleibt der Mund offen stehen. „Das ist jetzt nicht dein Ernst!"

„Doch mein voller Ernst" Sie lächelt mich an. Die will mich doch verarschen!

„Nein! Ich bi-", beginne ich aber sie unterbricht mich sofort.

„Doch bist du! Sag mir eins, wie fühlst du dich nach dem Knutschen?"

„W-was?", stottere ich verstört und denke nach. „Verletzt", gebe ich nach kurzem Zögern zu.

„Warum?" Sie zieht die Augenbrauen zusammen.

„Weil er dann immer so abwehrend ist. Er beginnt immer mit dem Knutschen und dann ... haut er ab und muckt mich bei jeder Gelegenheit an", sage ich leise. „Aber das heißt noch lange nicht, dass ich verknallt bin!"

„Hm ... doch tut es."

„Nein!"

Sie grinst und steht auf. „Okay."

„Okay?", wiederhole ich.

„Jap, du bist nicht verknallt." Sie lügt. Sie denkt das immer noch. Grinsend verlässt sie das Wohnzimmer.

„Ich bin nicht verknallt!", brülle ich ihr hinterher. Oder?

The Malik Twins™Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt