Kapitel 20

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Jawaads - Point of view.

Immer noch unwissend was ich hier mache stehe ich vor Siennas und Julies Haustür. Wofür hat er sich entschuldigt? Was hatte er nicht gewusst? Warum war Sienna so außer Fassung, in sich selbst verloren und äußerlich auch noch so emotional verzweifelt? Diese Seite kennt man nicht bei ihr. Diese würde man eher auf Julies Persönlichkeit schieben. Ohne groß nachzudenken klingle ich an der Haustür und warte einige Sekunden. Von innen kommt kein Mucks und ich glaube, dass Julie nicht Zuhause ist. Gerade als ich mich umgedreht habe, wird die Tür aufgerissen und Julie steht vor mir. Ihre Haare sind zusammengebunden, nur ein paar einzelne Strähnen kleben ihr auf der Stirn. Sie trägt eine kurze Sportshorts und ein einfarbiges, violettes Top. Auf ihrer Stirn erkennt man das Glänzen, was auf Schweiß hindeutet. In ihrer Armbeuge baumeln Boxhandschuhe und in der Hand hat sie eine Wasserflasche, wo sie ein paarmal raus trinkt.

Sie räuspert sich: „Kann ich dir helfen?"

„Ja, ich denke schon", antworte ich und sehe sie an. „Darf ich reinkommen?"

„Am besten nicht, nein. Hau raus oder es ist nicht so wichtig", meint Julie und steht bereit, die Tür zuzuknallen.

„Also, Julie... erstens: Warum siehst du so aus? Kurze Sportshorts und Boxhandschuhe?", frage ich sie und sie verdreht die Augen.

„Was macht man mit Boxhandschuhen und in kurzen Sportshorts?", fragt sie genervt und ich sehe sie wirklich überrascht an. Diese Art kennt man von ihr nicht. Ich kenne diese Art von ihr nicht.

„Du bist immer noch sauer auf mich", stelle ich fest.

„Allerdings", brummt sie und verschränkt die Arme vor der Brust. „Wird's bald?"

„Ich habe gerade Sienna gesehen", meine ich dann und sie sieht mich weiterhin genervt an.

„Und?", fragt sie mich dann und ich seufze.

„Sie hatte einen Wutausbruch, zertrat Tonnen und sonstiges, Zayn war da, sie weinte", meine ich und Julie blickt mich mit einem Blick an, der so viel heißt wie ‚sprich weiter'. „Er sagte, dass es ihm und Liam leidtue und dass sie es nicht wussten. Vielleicht weißt du, was mit ihr war...?"

Julies Mimik versteinert sich und sie scheint ganz konzentriert nachzudenken.

„Tyler", flüstert Julie auf einmal und knallt die Tür plötzlich zu, was mich nur mehr als überrascht. Wer zur Hölle ist Tyler?!

Julies - Point of view.

Schnellstens laufe ich nach oben in meines und Siennas Zimmer. So schnell ich kann ziehe ich mich um, sprühe mich leicht mit Parfüm ein und schnappe mir während des Gehens den Schlüssel. Während ich die Treppen runtersprinte, ertönt ein lautes Gepolter als würde man denken, ich würde die Treppe runterfallen. Im Flur schnappe ich mir schnell mein Board, bevor ich die Tür aufreiße und dann volle Kanne gegen einen verdutzten Jawaad laufe.

„Was machst du noch hier?", zische ich und taumle ein paar Schritte zurück. „Normalerweise gehen Menschen immer, wenn die Tür vor der Nase zugeknallt wurde."

„Wer ist Tyler?", ist das einzige, was ich von Jawaad höre.

„Was?", frage ich spöttisch. „Nehme bloß nicht seinen Namen in den Mund, Jawaad."

„Wer. Ist. Tyler?", fragt er mit zusammengebissenen Zähnen und ich beiße meine Zähne ebenfalls aufeinander. Ohne den Blickkontakt abzubrechen schließe ich die Haustür hinter mir und lege mein Board auf den Boden.

„Das geht dich verdammt nochmal nichts an, Tyler ist was Besseres als du, Jawaad. Er ist tausendmal besser als du", meine ich daraufhin und stelle mich auf mein Board. Doch kurz bevor ich losfahren konnte, hält mich Jawaad wieder einmal fest. „Lass los oder du wirst es bereuen, es nicht getan zu haben."

Seit wann ähnle ich Sienna so? Die aggressive Art kennt man bei mir nicht und wenn ich ehrlich bin - ich kenne sie bei mir ebenfalls nicht.

Der Druck um mein Handgelenk verschwindet und ich fahre unbeirrt los.

„Was kann ich tun, damit du mich nicht mehr so behandelst?!", höre ich ihn noch mir hinterher rufen.

„Denk dir was aus, Penner!", rufe ich dann, ohne mich umzudrehen.

Ich weiß eigentlich gar nicht, wohin ich fahre. Jawaad hat mir nicht mal Anstandspunkte gegeben, wo sich die beiden hätten befinden können. Nach ein paar Minuten findet man mich im Skatepark wieder und ich lasse mich frustriert auf die Bank fallen. Erschöpft schließe ich meine Augen und lege meinen Kopf bisschen in den Nacken, damit es ein Stück gemütlicher wird. Die paar Sonnenstrahlen scheinen mir ins Gesicht und ich beginne zu lächeln. Um mich herum höre ich Skateboarde über dem Asphalt oder auf der Rampe rollen, das Klackern, was nach einem Stunt zu hören ist und das sanfte Rauschen der Blätter - und eine Stimme, die meinetwegen hätte auch wegbleiben können.

„Sienna oder Julie?", fragt die Stimme und ich öffne rasch meine Augen. Niall.

„Bist du blind oder was? Wer von den Brooks ist immer mit einem Board unterwegs?", frage ich ihn und sein Blick wandert vor meinen Füßen, danach wieder hoch zu meinem Gesicht.

„Oh", entfährt es ihm und ich verdrehe die Augen. „Wo ist Sienna?"

„Was weiß ich", antworte ich und er sieht mich erschrocken an. „Was?!"

„Du weißt ausnahmsweise mal nicht, wo deine Schwester ist?", fragt er mich und ich stöhne genervt auf.

„Ausnahmsweise? Sienna kommt auch alleine klar, ich muss ihr nicht ständig hinterherdackeln. Klar, es wäre schön zu wissen, wo sie ist, aber ich weiß es nicht und akzeptiere es auch. Ja okay, ich weiß, dass sie mich gerade braucht, aber ich bin gerade nicht da und sie hat nur einen von den anderen Twins bei sich", sage ich alles ziemlich schnell und er sieht mich nachdenklich an.

Endlich scheint er zu raffen, was ich gesagt habe. „Warte, was? Sie ist bei einen der anderen Twins?"

„Ja, ist sie. Ist das so ein Problem?", frage ich ihn und er nickt. „Und warum?"

„Ach komm, du hast mich jetzt nicht wirklich gefragt, warum das ein Problem ist!", meint Niall, doch ich verdrehe die Augen. „Wo ist eigentlich die Julie vom Anfang hin?"

„Zuhause", brumme ich und verschränke wie ein bockiges Kind die Arme vor der Brust. Danach stöhne ich frustriert. „Weiß ich doch nicht."

„Was ist passiert?", fragt er mich dann und ich gebe auf.

„Es geht alles schief. Alle streiten sich. Harry benimmt sich wie ein eifersüchtiger Pudel, Jawaad hat Stimmungsschwankungen wie eine schwangere Frau, Zayn tut so oder so auf Bad Boy und Sienna verzweifelt langsam selbst", rede ich mir alles von der Seele und sinke weiter nach unten.

Es entsteht eine Stille, die mir langsam unangenehm wird. Damit ich nicht ganz so nervös werde, fische ich mir mein Handy aus der Hosentasche und entsperre es. Aus Langeweile gehe ich auf meine Galerie und schaue mir die Bilder an. Irgendwann bleibe ich bei einem Bild hängen, was mich, Sienna und Tyler zeigt. Wir drei strahlten zusammen in die Handykamera und hatten eine Menge Spaß. Solche Tage werden wir nie wieder erleben. Plötzlich bekomme ich Druck auf meiner Tränendrüse und presse die Lippen aufeinander. Ich kann es nicht verhindern die Augen zu schließen und somit auslöse, dass die Tränen laufen.

„Julie? Warum weinst du?", fragt mich Niall und mir entfährt der erste, verzweifelter Schluchzer.

„Lass mich in Ruhe!", fauche ich dann und rücke von ihm weg. Wie besessen starre ich auf das Bild und streiche darüber.

„Ich habe dir nichts getan, werde bloß nicht zur zweiten Sienna!", meint Niall auf einmal und ich blicke auf. Wütend starre ich in seine blauen Augen und schnaube verachtend auf.

„Sag einmal was gegen Sienna und unsere Freundschaft kann mich kreuzweise", zische ich und stehe auf. „Geh doch zu deinem selbstverliebten Pudel und lasst mich und meine Schwester in Ruhe."

The Malik Twins™Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt