Julies - Point of view
Ich gehe auf meine Schwester zu und lege ihr beruhigend eine Hand auf den Arm.
„Hey, ich weiß das sind Idioten. Ignorier sie einfach.“
„Ignorieren“, schnaubt sie. „Deren Ego ist so groß, die kann man nicht ignorieren!“
Ich seufze und wende mich an Liam. „Du sollest besser gehen.“
„Ja“, stimmt mir Sienna knurrend zu. „Geh oder du wirst das nächste Opfer meiner Aggressionsprobleme.“ Sie macht um ihre Aussage zu unterstreichen einen Schritt auf ihn zu. Er hebt beide Hände und zieht sich zurück.
„Endlich“, seufzt Sienna, als er um die Ecke verschwunden ist und lässt sich auf die Bank fallen. Niall, der bisher nur stumm zugehört hatte, setzt sich neben sie.
„Respekt! Bisher ist mir noch niemand untergekommen, der sich getraut hat sich mit den Malik Twins anzulegen!“ Harry gesellt sich mit vor der Brust verschränkten Armen zu uns.
„Halt bloß die Klappe, Styles!“, erwidert meine Schwester schlecht gelaunt und lässt den Kopf in die Handflächen sinken.
Niall zupft ein Blatt von einem Ast über ihm und zerkleinert es nachdenklich. „Ich stimme Julie zu. Geh den beiden lieber aus dem Weg. Das geht nicht lange gut.“
„Bitte“, fleht Sienna genervt und steht auf. „Hört auf mit euren oberschlauen Ratschlägen! Die helfen mir kein Stück weiter.“ Sie bleibt unschlüssig vor uns stehen und dreht sich dann um. Wow. So kenne ich sie gar nicht. Vielleicht sollte ich lieber später mal versuchen alleine mit ihr zu reden.
„Mhm, okay, leicht aggressiv die Kleine“, meint Harry und ich höre wie überrascht er ist. Ich setze mich zu Niall.
„Normalerweise ist sie nicht so. Die Zwillinge regen sie ganz schön auf“, erwidere ich leise.
Niall lacht leise und legt einen Arm um mich. Ich muss mich beherrschen ihn nicht abzuschütteln, aber komischerweise ist es gar nicht so unangenehm wie sonst. „Ich hab das Gefühl, dass das noch … interessant werden wird.“
Zayns - Point of view.
Liam kommt auf mich zu. „Sie hasst dich abgrundtief, Alter! Ich hab kein Plan wie du das auf die Reihe gekriegt hast, aber sie würde dir am liebsten den Kopf abreißen.“
„Das beruht auf Gegenseitigkeit“, murmele ich so leise, dass er es nicht hören kann. Er soll nicht wissen wie sehr sie mich durcheinander bringt – auf negative Weise.
Ich sehe wie Sienna aus derselben Richtung wie er kommt und ins Schulgebäude geht. Was hat sie vor?
„Ich muss noch kurz weg“, unterbreche ich Liam, der Jawaad und Louis, die gerade zu uns gestoßen sind, Bericht erstattet. „Der Direx wollte noch was von mir“, erkläre ich als Antwort auf ihre fragenden Blicke.
Ich haste hinter ihr her. Nicht um mit ihr zu reden, nur um zu sehen was sie vorhat. Ich hatte das Gefühl, dass die kleine Julie sie unter Kontrolle kriegen kann. Warum ist sie jetzt nicht bei ihr?
Ich folge ihr durch den leeren Schulflur. Sie verschwindet im Mädchenklo und ich bleibe unschlüssig davor stehen. Wenn sie mich jetzt erwischt, wird´s peinlich. Ich höre ihren Atem stoßweise kommen und ein Geräusch, das mich vermuten lässt, dass sie gegen die Wand getreten hat. Soll ich weiterlauschen oder wieder gehen?
Sie nimmt mir die Entscheidung ab indem sie wieder raus kommt und ich es gerade noch schaffe mich im Jungenklo nebenan zu verstecken. Sie läuft den Flur hinunter und ich folge ihr. Wieso geht sie in Richtung Fachräume? Es ist Pause und die Lehrer sehen es nicht gerne wenn man sich dann im Schulgebäude aufhält. Ich sollte mich eigentlich nicht wundern, dass sie nicht auf Regeln achtet, schließlich ist sie fast auf meinen Bruder losgegangen.
Ich verstecke mich hinter den Spinden während sie an den Türen rüttelt und beim Chemieraum findet was sie sucht. Der altersschwache Chemielehrer leidet bekannter weise unter Demenz – nicht das er es wahrhaben will – und hat mal wieder vergessen abzuschließen. Auch wenn ich sie nicht sehen kann, weiß ich, dass sie grinst.
Sie lässt die Tür angelehnt und ich schlüpfe ihr unbemerkt hinterher. Hinter einem der Schülerpulte verstecke ich mich und beobachte sie, wie sie mit dem Rücken zu mir am Fenster steht.
Ich komme mir ein bisschen vor wie ein Stalker, aber genau erklären warum ich ihr hinterherspioniere kann ich mir auch nicht. Also beschließe ich sie zu ärgern, trete lautlos hinter sie und flüstere ihr ins Ohr: „Na, wer hat sich denn hierher verlaufen?“
Sienna zuckt heftig zusammen und schubst mich, noch während sie sich umdreht, zurück. „Was willst du hier?“, blafft sie.
„Das könnte ich dich genauso fragen“, erwidere ich schmunzelnd.
„Ich will nur meine Ruhe! Und du störst!“
„Dir ist klar, dass es verboten ist sich in den Pausen in Klassenzimmer zu schleichen oder?“
Sie lacht. „Ja, ja und was machst du dann hier? Wurdest vom Direktor zum Anstandswauwau ernannt oder was?“
„Was scheren mich die Regeln?“ Spöttisch blicke ich sie an und trete wieder einen Schritt auf sie zu. „Allerdings bist du noch neu hier und man sollte meinen du würdest dich wenigstens bemühen einen guten Eindruck zu hinterlassen.“ Noch ein Schritt und sie ist in der Ecke eingekeilt.
„Wag es ja nicht mich noch einmal an eine Wand zu stoßen.“ Daran, wie sie auf ihrer Unterlippe kaut, sehe ich wie nervös sie ist – dank mir, so wie es aussieht. Das erfüllt mich mit Genugtuung. In diesem Zustand hat sie mehr Ähnlichkeit mit der hilflosen Julie. Mir gefällt es, wenn Leute – vor allem Mädchen – machtlos gegen mich sind und mir nicht widersprechen.
Ich gehe den letzten Schritt auf sie zu und mache das, was ich einerseits immer in so einer Situation mache und sie andererseits total auf die Palme bringen wird.
Siennas - Point of view.
Ich spüre seine Lippen auf meinen und will ihn reflexartig wegstoßen, aber er packt meine Handgelenke und presst mich mit der Hüfte gegen die Fensterbank. Ich öffne meine Lippen um etwas Abwehrendes zu sagen, er jedoch nutzt die Gelegenheit und lässt seine Zunge mit meiner tanzen. Der Kuss wird fordernder und ich höre auf mich zu wehren. Ich schließe die Augen.
Er lässt meine Handgelenke los. Anstatt ihn jetzt wegzuschubsen, lege ich meine Arme um seinen Nacken und presse mich enger an ihn. Seine Hände gleiten von meiner Hüfte zu meinem Hintern und er hebt mich auf die Fensterbank. Warum mache ich das gerade? Die Frage huscht durch meinen Verstand, wird allerdings durch Zayns vollkommende Präsenz verdrängt.
„Warum machen wir das noch gleich?“, stöhnt er in meinen Mund, hört aber nicht auf mich zu küssen.
„Keine Ahnung.“ Ich greife in seine Haare und presse sein Gesicht näher zu meinem.
„Ist auch egal“, murmelt er und ich spüre sein Grinsen in unserem Kuss.
Der Pausengong – ich weiß nicht wann er ertönt, aber es muss wohl ein paar Minuten später sein – lässt mich wieder zu Besinnung kommen und ich bringe atemlos ein paar Meter Abstand zwischen uns.
„Wir …“
„Wir sollten los“, vervollständigt Zayn meinen Satz. Ich nicke und haste zu Tür. Er tut dasselbe und wir greifen beide gleichzeitig nach der Klinke. Unsere Augen treffen sich für einen Moment. Ich werde rot und sehe auf den Boden. „Das … das ist nie passiert!“
„Nein.“
„Unser Geheimnis“, flüstere ich.
„Tss, weiß auch nicht was ich mir dabei gedacht hab.“ Autsch, das sitzt.Ich schnaube. „Dann verpiss dich endlich. Die Tür ist offen“, zische ich ihn an und ein Schmunzeln macht sich auf seinen Mundwinkeln bemerkbar.
Er beugt sich zu mir. „Bis gleich in der Klasse“, wispert er mir ins Ohr und geht. Ich bleibe regungslos stehen und haste dann hinterher um nicht zu spät zu kommen.
Julies - Point of view.
Es klingelt. Ich mache mir Sorgen wo Sienna ist, aber zwischen den Schülern kann ich sie nicht entdecken also folge ich dem Schülerstrom ins Gebäude. Plötzlich werde ich in ein Klassenzimmer gezogen.
„Tür zu“, blafft eine Blondine. Ich kenne sie. Sie ist in meiner Klasse und heißt Jessica. Ein Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren leistet ihrem Befehl folge und stellt sich vor die Tür. Ein paar andere Mädchen bauen sich um uns herum auf. Jessica wendet sich zu mir.
„Du“, zischt sie. „Lass die Finger von Harry!“
„H-harry?“, stottere ich verunsichert.
„Tu nicht so doof! Es ist offensichtlich, dass du was von ihm willst.“
„W-wie? Von Harry? N-nein, dass …“ beginne ich leise aber sie hört mir gar nicht zu sondern lacht verächtlich. „Als ob er was von dir wollte! Er ist nur auf ‘nen heißen Dreier mit dir und deiner Schwester aus! Also bitte, hör auf dich an ihn ranzumachen. Du hast eh keine Chance auf so eine süße Lovestory wie aus deinen Büchern!“
Ich sehe sie geschockt an. Ich mache an Harry ran? An Harry?
„Jess! Verschwinde!“, reißt mich eine bedrohliche Stimme aus der Starre. Jawaad. Er musste schon die ganze Zeit im Raum gewesen sein. Finster sieht er sie an und stellt sich neben mich.
„Oh, hey Jawaad“, erwidert sie überrascht und mustert uns. „Ich äh … geh dann mal lieber.“ Sie schubst das Mädchen vor der Tür weg und rennt raus. Die anderen laufen ihr hinterher.
Nun bin ich alleine mit Jawaad in dem Raum. Ich schlucke.
„Ähm … danke“, sage ich leise und sehe auf den Boden. Die Szene auf dem Schulhof fällt mir wieder ein. Wo ist nur Sienna?
„Gern geschehen“, erwidert er tonlos. Ich spüre seinen Blick auf mir, traue mich aber nicht ihn anzusehen.
„Ich … sollte gehen. Der Unterricht hat bestimmt schon angefangen.“ Ich mache Anstalten aus dem Raum zu gehen. Er kommt mir hinterher
„Ich begleite dich.“
„W-was?“, stottere ich verwirrt.
„Wir sind in derselben Klasse schon vergessen?“
Ich schüttle unsicher den Kopf und beginne zum Klassenzimmer zu laufen. Er hat mich beschützt. Ich weiß nicht was ich darüber denken soll.
„Du solltest lernen dich zu wehren“, sagt Jawaad neben mir.
„Mhm“, erwidere ich nur.
Das haben mir schon viele gesagt, aber bisher war immer Sienna für mich da gewesen. Aber er hatte Recht. Ich muss mich trauen; besser spät als nie.
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The Malik Twins™
FanfictionNachdem Tod des Vaters und Bruders ziehen die beiden Zwillingsschwestern Sienna und Julie Brook mit deren Mutter von Oxford nach Bradford. Es scheint endlich was zu klappen, aber da wussten sie noch nicht, dass es die Malik-Zwillinge gibt. Niemals...