Liams - Point of view.
„Sienna warte“, rufe ich ihr hinter her. Sie läuft stur weiter geradeaus und streckt mir den Mittelfinger nach hinten. Ich jogge ihr hinterher.
„Hey, warte, das wusste ich nicht“, entschuldige ich mich.
„Lass mich einfach in Ruhe!“, faucht sie zurück und beschleunigt ihre Schritte. Na super. Zayn packt mich an der Schulter und dreht mich zu ihm um.
„Ich mach das“, faucht er und ich gehe ihm automatisch aus dem Weg. Was ist denn mit dem los? Ich sehe ihm hinterher, wie er ihr nachrennt. Louis gesellt sich zu mir. Ich sehe ihn an und im selben Moment wendet er seinen Blick ebenfalls zu mir.
„Was ist denn mit dem los?“, fragen wir uns unisono.
Jawaads - Point of view.
„Du solltest besser auf Sienna hören, Styles“, rate ich meinem Gegenüber. „Ihre Meinung von dir hat sie dir doch wohl deutlich gemacht oder nicht?“
„Und du solltest deine Klappe nicht zu weit aufreißen, Malik“, erwidert er, aber ich rede weiter, als hätte er nichts gesagt.
„Man sollte meinen, du hättest deine Lehre draus gezogen, aber so wie’s aussieht“, fahre ich provozierend fort. Ich brenne darauf mich mit ihm zu prügeln, ihm noch ein Veilchen zu verpassen, oder, noch besser, die Nase zu brechen. Er bringt mich einfach so in Rage. Kann seine Finger nicht von Julie lassen und läuft mir mit seiner nervigen Visage und dem breiten Grinsen andauernd über den Weg.
Wie erwartet kommt er einen Schritt auf mich zu. Seine Fäuste sind geballt und Vorfreude durchströmt mich. Na los, komm schon Styles, mach den ersten Schritt.
„Noch ein Wort und …“, beginnt er drohend. Ich lache hämisch.
„Und was?“
„Na, na, na!“, mischt sich eine alte Dame ein und stöckelt auf uns zu. „Keine Gewalt auf der öffentlichen Straße“, meckert sie und schwingt ihre Handtasche gefährlich in unsere Richtung. „Wenn ich euch hier noch mal sehe, gibt es Ärger“, faucht sie. „Na los, husch, husch verschwindet!“
Harry macht einen Schritt rückwärts, als ihn die kleine Tasche beinahe streift. Auch ich komme wieder zu Besinnung. Seit wann bin ich eigentlich zu einem Ebenbild von Zayn mutiert? Er müsste hier normalerweise stehen und sich prügeln. Ohne letzte Worte drehe ich mich um und renne in davon. Was war nur in mich gefahren?
Die Richtung die ich einschlage, wird mir erst richtig bewusst, als ich schon fast bei der alten Fabrik ankomme, bei der Zayn sich immer rumtreibt. Ich verlangsame meine Schritte und nehme die Umgebung in Augenschein, nichts los.
Ein Geräusch in einer der Gassen lenkt meine Aufmerksamkeit auf sich. Es hört sich an als würde jemand randalieren. Allerdings die Person, die wohl der Ursprung war, lässt ein Schluchzen verlauten. Ich schleiche mich zu der Gasse und verstecke mich lauschend hinter eine der großen Mülltonnen am Anfang.
„Sienna?“, höre ich überraschenderweise die Stimme meines Bruders. Was heißt hier überraschend? Er ist meistens immer Schuld wenn die Mädchen Bradfords weinen. Allerdings habe ich Sienna anders eingeschätzt.
„Verschwinde Zayn“, schluchzt sie und man bemerkt, dass sie versucht ihre Fassung zu wahren.
„Nein.“ Stur wie eh und je, denke ich und Sienna schnaubt.
„Mir war ja klar, dass du dich um die Privatsphäre von Leuten nicht scherst, aber das du so respektlos sein würdest?“ Er seufzt.
Ich blicke um die Ecke, um die beiden sehen zu können. Sienna steht in mitten eines Chaos bestehend aus Scherben, zersplitterten Holzkisten und etwas das wohl mal eine Mülltonne darstellen sollte, nun aber von Sienna zertreten auf dem Boden ruhte. Was hat Zayn denn nun schon wieder angestellt? Man reagiert doch nicht einfach so. oder? Er steht fast schon wie ein Häufchen Elend vor ihr und sieht sie flehend an.
„Bitte, hör mir zu!“, bittet er sie. „Es tut mir Leid. Und Liam auch. Wenn wir das gewusst hätten…“
„Habt ihr aber nicht. Was passiert ist, ist passiert und jetzt verschwinde“, zischt sie ihn an und wischt sich die Tränen von den Wangen.
„Lass es mich wieder gut machen … es tut mir wirklich leid! Auch der … das was vorhin passiert ist. Jawaad hätte es nicht mitbekommen dürfen.“
„Ach? Hießt das du schämst dich sogar vor deinem Bruder für deine Unmenschlichkeit?“, fragt sie ihn sauer und ich merke, dass sie verletzt ist.
„Nein … doch … nein! Ich … ich hatte nur das Gefühl, das du nicht wolltest, dass Julie es erfährt“, stottert mein sonst so selbstsicherer Bruder. „Er hat das alles ruiniert!“ Super danke jetzt war ich wieder Schuld an seiner eigenen Dummheit und – wie Sienna es ausdrückte – an seiner Unmenschlichkeit.
„Im Gegensatz zu dir, kann ich mit meiner Schwester über alles reden. Ich muss mich noch bei Jawaad bedanken … und ihm danach eine reinhauen weil er sich so arschig benommen hat.“ Nachricht angekommen, ich bin dann mal weg. Ja, ich hatte mich arschig verhalten, aber auf ein Veilchen konnte ich gut und gerne verzichten. „Nicht, das ich dich jemals wieder so weit gehen lassen würde“, ist das letzte, dass ich von ihr höre, bevor ich mich in die Richtung aus der ich gekommen war davon schleiche.
Zayns - Point of view.
„Nicht, das ich dich jemals wieder so weit gehen lassen würde!” Innerlich zucke ich zusammen. Das sitzt. Soll das heißen, dass es ihr nicht gefallen hat?
Meine Gedanken verfluchend raufe ich mir die Haare. Ich versuche mich zu beherrschen und nichts Fieses zu erwidern, aber es fällt mir schwer. Das einzige, das mich davon abhält, sind die immer noch deutlich sichtbaren Tränenspuren auf ihren geröteten Wangen.
Ich knirsche mir den Zähnen über diese verzwickte Situation, aber auch über mein eigenes sinnloses Geschwafel.
„Heißt das du bereust es?“, frage ich beherrscht.
„Du tust es scheinbar“, weicht die meiner Frage aus und auch ihr unsicherer Blick sieht zu allem nur nicht zu mir. Ich richte meine Augen auf das Chaos vor mir.
„Hab ich nie behauptet“, erwidere ich leise und sie schnappt kaum hörbar nach Luft. Mein Blick hebt sich. Sie starrt mich mit großen Augen an.
„Wie meinst du das?“, wispert sie.
„So wie ich es gesagt hab.“ Sie hält meinem Blick dieses Mal stand, aber es bilden sich Tränen in ihren Augen. Instinktiv mache ich einen Schritt auf die zu und hebe die Hand, traue mich aber nicht sie zu berühren. Normalerweise weiche ich solchen Situationen aus, ignoriere die Mädchen oder behandle sie wie Dreck. Warum ist es jetzt anders?
Eine Träne entschlüpft ihrem Augenwinkel, läuft ihre Wange hinab und landet auf ihre Jackenkragen. Ich habe das Gefühl, dass sie an ihrem Bruder und an ihren Vater denkt.
„Ihr wollt mich doch alle nur verarschen“, flüstert sie gepresst und ich schüttele den Kopf.
„Nein, ich nicht.“
„Kann ich dir vertrauen?“
Ich denke an John und meinen Boss und nicke leicht. „Ja, dieses Mal schon.“
Sie hebt ihre Hand und greift nach meiner, die immer noch in der Luft schwebt, wie nach einem Rettungsanker. „Danke.“
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The Malik Twins™
FanfictionNachdem Tod des Vaters und Bruders ziehen die beiden Zwillingsschwestern Sienna und Julie Brook mit deren Mutter von Oxford nach Bradford. Es scheint endlich was zu klappen, aber da wussten sie noch nicht, dass es die Malik-Zwillinge gibt. Niemals...