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CHAPTER SEVEN  TWO/TWO

Ich schrieb mir die Finger Wund. Und wofür? Für nichts. Meine letzten Nachrichten kamen bei ihm gar nicht an. Er hatte mich tatsächlich blockiert. Nun stieß er mich von sich. Das hatte ich nicht verdient. Ich trug keinerlei Schuld! Seufzend vergrub ich das Gesicht in meinem Kissen. Mittlerweile war jeder wieder Zuhause. Nichts von der erhofften Ruhe war vorhanden. Alles in einem war der Tag gelaufen. Allerdings erst als Hoseok dieser Idiot nochmal zurück kam und sich um mein Wohlergehen versichern wollte. Sollte es sich nicht gut anfühlen? Die Gewissheit das es jemanden da draußen gab der sich um einen sorgte. Aber wollte ich die Fürsorge von Hoseok? Oder eher die Nähe von Yoongi? Mein Herz sehnte sich eindeutig nach Yoongi. Und es schmerzte extrem zu wissen das er mich nicht mehr sehen wollte. Für ihn war ich niemand anderes mehr als ein Lügner.
Auf einmal wurde mit klar das genau das was ich vermeiden wollte geschah. Yoongi hatte sich schon von mir abgewendet. Hoseok würde so einfach nicht mehr zurück kommen. Ich bräuchte nur eine Sache falsch machen dann wäre auch Jungkook weg. Lange würde es nicht dauernd, auch die anderen würden sich von mir abwenden. Und ich wäre allein. Sie würden den eigentlichen Grund meines Verhaltens nicht kennen aber mich trotzdem hassen.
Mir wurde unfassbar schlecht. Plötzlich überkam mich eine Welle von Trauer. Ich presste meine zitternde Hand auf meinen Mund und stürmte ins Bad. Obwohl es mein Körper war fühlte es sich so fremd an. Als hätte ich keine Kontrolle mehr über mich selbst. Brechreiz übernahm mich, aber es kam nichts raus. Wie ein Häufchen Elend krallte ich mich ans Klo und hechelte. Wie soll ich mit dem ganzen Scheiß klarkommen?
"Tae?" Ein sanftes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken.
"Geht es dir gut? Du bist schon ziemlich lange da drin.." Immer öfter hörte man wie sie versuchte die Tür aufzudrücken.
"Eomma..es geht mir gut. Ich komm gleich raus." Sagte ich nachdem ich mich geräuspert hatte. Meine Stimme klang so fremd in meinen Ohren.
Meiner Mutter zur Liebe riss ich mich zusammen und zog mich hoch. Zitternd drehte ich den Wasserhahn auf. Ein Blick auf den Spiegel verriet das ich ziemlich blass geworden war. Es sah ganz und gar nicht gesund aus. Ich klatschte mir das kalte Wasser förmlich ins Gesicht und versuchte meine Atmung zu beruhigen.
Meine Hände krallten sich ans Porzellan Waschbecken.
Ein letztes Mal betrachtete ich mein Spiegelbild. Vereinzelte Strähnen klebten an meiner Stirn.
"Jeder kriegt seine gerechte Strafe im Leben, auch du." sagte ich zu mir selbst. Um meiner Familie keine weitere Sorgen zu bereiten verließ ich das Bad leise und ging in mein Zimmer welches ich hinter mir abschloss. Unangemeldeter Besuch war nicht erwünscht. Ich hatte auch nicht vor dieses Zimmer sobald zu verlassen.
Eine letzte Nachricht schrieb ich ihm noch.

Kurz bin ich wichtig für dich und jetzt? Jetzt bin ich dir wieder genau so egal wie vorher.

Das ist der Moment in dem ich nur noch in meinem Bett lag, die ganze Zeit in eine Richtung starrte und wartete das etwas passierte. Worauf genau wusste ich auch nicht. Auf ein Wunder. Das Glück war bis jetzt nicht auf meiner Seite gewesen, warum auch jetzt? Da konnte ich lange warten.

"Lass es uns versuchen Tae. Ich weiß was ich fühle..und es ist gigantisch." Hobi sah mich mit einem erwartungsvollen Blick an.
"Hobi..wie kannst du dir nach so einer kurzen Zeit so sicher sein? Ich bin ich es noch nicht.." Sagte ich schüchtern. Keine Ahnung ob ich nun heterosexuell oder homosexuell war. Vielleicht war ich ja auch bi. Deswegen taten wir das ja auch. Um sicher zu gehen. Er ist mein bester Freund, wenn ich so etwas nicht mit ihm tun konnte mit wem dann?
Mir wurde schnell klar das ich eindeutig Homosexuell war. Aber er war es nicht, die Person mit der ich zusammen sein wollte. Hoseok ist mein bester Freund. Niemals würde ich eine Beziehung mit ihm eingehen können. Vor allem weil ich ihn so gut kannte und auch wusste wie weit er gehen konnte wenn er etwas sehnlichst wollte. Mir blieb nichts anderes übrig. Ich fing an Mädchen zu daten. Nicht für mich selbst. Für alle anderen. Niemand würde nur erahnen das ich schwul war. Und auch Hobi hatte mich was dies anging in Ruhe gelassen. Hobi war gebrochen als er erfuhr das ich 'hetero' war. Mädchen datete. Ihm meine Freundin vorstellte...

"Es ist deine Schuld Hoseok. Alles deine Schuld.." In diesem Leben würde ich keinen Inneren Frieden mehr finden.
"Tae es gibt Abend essen." Rief meine Mutter. Doch machte ich keine Anstalt mich zu bewegen. Sollte ich doch verhungern. So würde ich meine Erlösung finden und ein Problem weniger in der Menschheit sein. Ziemlich erbärmlich sich nicht seinen Problemen stellen zu wollen. Aber auch dafür war ich zu schwach. Es verging kein Tag an dem ich nicht daran gedacht hatte mich umzubringen. Kein Tag an dem ich nicht hoffte das ein Auto mich ins Jenseits beförderte. So einfach war es eben nun mal nicht.
Jedes verdammte Mal stellte sich mein Schicksal mir in den Weg und lachte mich aus.

decay of the past {taegi}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt