Es war drei Uhr morgens, als President Thompson jäh vom Klingeln seines Telefons aus dem Schlaf gerissen wurde.
»Was?«, fragte er Jackson, der am anderen Ende der Leitung war, »Können Sie das bitte noch mal sagen?«
»Sie haben richtig gehört, Mr. President! Dieser Fr3eby hat zusammen mit anderen Hackern — vermutlich von diesem WikiStrike und einigen A#1-Untergruppen — eine Militärbasis gehackt und sämtliche Raketen dort gleichzeitig am Boden gezündet! Es gab circa hundert Tote. Ja, Sir, die Basis wurde komplett zerstört und wir haben Glück, dass dort keine atomaren Raketen stationiert waren! Allerdings wurden dort auch einige experimentelle Chemiewaffen gelagert, die durch die Explosionen beschädigt wurden und das gesamte Gebiet um die Basis herum ist vermutlich kontaminiert. Ja, Mr. President, es ist ohne Mithilfe praktisch unmöglich Raketen zu starten! Irgendeiner, der mit diesem Kriminellen zusammenarbeitet, hat vermutlich die Raketen entsprechend vorbereitet. Nein, Sir, wir können nicht herausfinden, wer in letzter Zeit in dieser Basis ein und aus gegangen ist! Sämtlich Aufzeichnungen wurden von den Hackern gelöscht! Sogar die Sicherheitskopien! Ja, wir haben noch immer keine Ahnung, wie sie das angestellt haben! Sie haben keinerlei Spuren hinterlassen!«
Thompson legte verzweifelt auf. Wie sollte er gegen einen Feind ankommen, der unsichtbar war?
Wie so oft in den vergangenen Wochen massierte sich Fr3eby siegessicher die Schläfen. Es war unmöglich für diese Idioten von der SF, das Signal zurückzuverfolgen!
Aber wie würde der Präsident reagieren? Was würde er als nächstes tun? Die Informanten würden es wahrscheinlich nicht erfahren.
Alle wichtigen Meetings hielt Thompson nur noch mit einer kleinen Zahl ausgewählter Mitarbeiter ab und keiner von diesen ließ sich anwerben, egal wie sehr WikiStrike, A#1 und er selbst auch versuchten sie zu überzeugen.
Würde der Präsident alleine handeln, würde er wahrscheinlich eine sehr vorhersehbare Kurzschlusshandlung machen und vielleicht die Kriegsnummer noch mal ausprobieren.
Aber dieser Jackson war intelligenter.
Die letzte Aktion hatte er offenbar auch nur mit größtem Widerwillen durchgehen lassen, wie die Informanten berichteten. Er war halt der beste Stratege der Welt und damit wahrscheinlich auch die größte Gefahr für Fr3eby. Um nicht zu sagen: die einzige. Wenn Jackson nicht mehr wäre, dann würde der Präsident wahrscheinlich durchdrehen und sehr viele sehr dumme Entscheidungen treffen.
Aber es gab einfach keinen Weg, wie er aus dem Weg geschafft werden konnte. Er war wie eine Ratte: Er schickte andere zum Vorkosten an den Köder und ließ nichts an sich heran. Aber trotz all seiner Intelligenz konnte er den Präsidenten wahrscheinlich nach dieser offenen Provokation nicht zurückhalten. Und was, wenn doch? Was würde er dann tun? Welchen Plan hatte er für diesen Fall?
Es war bereits sechs Uhr morgens, als Thompson schließlich im Hauptquartier der SF eintraf. Er war bereit, alles zu tun, was in seiner Macht lag, um zu beweisen, dass er sich nicht von einem Kriminellen und dessen Handlangern in die Knie zwingen ließ.
Jackson riss ihn aus seinen Gedanken: »Ich weiß, was Sie jetzt tun wollen, Mr. President, aber es wird nur einen dritten Weltkrieg auslösen, wenn sie Deutschland jetzt erneut drohen!« — »Was wollen Sie denn tun, Mister Jackson? Wir haben keine andere Möglichkeit, gegen diesen Fr3eby anzukommen, als die einzigen Leute, die an ihn herankommen können, zum Handeln zu zwingen!«
Jackson lächelte siegessicher: »Wir können sie überzeugen!«
Thompson schaute ihn verwirrt an.
»Schauen Sie mal«, fuhr Jackson unbeirrt fort, »Mit ihrer kleinen Aktion haben Sie es uns leider unmöglich gemacht, die Deutsche Regierung zu bitten, uns im Geheimen mit ihren Nachrichtendiensten doch zu helfen. Aber wir haben da eine gewisse Organisation, die genau dafür geschaffen wurde, andere Organisationen zu infiltrieren und auf unsere Seite zu ziehen!«
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Montagsstorys - Eine Kurzgeschichtensammlung
Short StoryHorror. Romantik. Action. Jede Geschichte braucht eine Atmosphäre, die sie spannend und unterhaltsam macht. Jeder Autor muss lernen, sie zu schaffen. Dies sind die 32 Kurzgeschichten, mit denen ich das Handwerk des Schriftstellers erlernte. Komplett...