Mit dieser Geschichte kehrte ich nun wieder in vertrautere Gewässer zurück: die der Horrorgeschichten. Mitgebracht hatte ich einiges an Erfahrung und entsprechend ist dies meiner Meinung nach auch trotz ihrer Kürze eine meiner besten Storys.
Er hatte den ganzen Tag nichts zu Essen bekommen, als er schließlich dieses eine Haus sah, in dem grade offenbar eine Party gefeiert wurde. Bestimmt würden die ihm dort etwas abgeben können!
Die Musik dröhnte unerträglich laut in seinen Ohren, als er auf das Haus zulief. Dann klingelte er, gab es jedoch sofort wieder auf, denn die Klingel war so viel leiser als die Musik, dass er sie nicht einmal selbst hören konnte.
Wahrscheinlich sollte er einfach aufgeben!
Andererseits... sein Magen machte ihm unmissverständlich klar, dass er die Sache anders sah!
Der Bettler ging ein paar Schritte zurück und sah sich das Haus genauer an.
Es war ein Einzelhaus mit vier Stockwerken und einem Garten. Bestimmt würde er im Garten jemand finden!
Er ging um das Haus rum und tatsächlich wurde die Musik noch lauter und er konnte Stimmen hören.
Dann ging er schließlich um die Ecke — und blickte in einen zu seiner Überraschung absolut menschenleeren Garten. Überall standen Partytische, leere und halbvolle Flaschen und Gläser... Aber es war nicht eine einzige Menschenseele zu sehen.
Verwirrt sah sich der Bettler um und kratzte sich am Kopf. Merkwürdig. Es war ihm, als hätte er gerade ein Zischen ganz nah an seinem Ohr gehört.
Dabei übertönte die Musik doch eigentlich alles!
Ah!
Plötzlich spürte er eine eiskalte Hand, die seinen Hals umfasste und ihn zu würgen schien.
Er versuchte, sich loszuwinden, aber je mehr er sich windete, desto fester schien der Griff zu werden.
Die Luft in seinen Lungen wurde immer knapper und er keuchte und hörte das Blut in seinen Ohren pochen.
Er wollte sich an den Hals packen und sich losreißen, aber seine Arme gehorchten ihm einfach nicht!
Dann war die Hand mit einem Mal verschwunden und es wurde still. Der Bettler wirbelte herum, um zu gucken, wer ihn gewürgt hatte, aber da war niemand.
Merkwürdig. Es war so ruhig... Zu ruhig...
In diesem Moment wurde ihm klar, dass die Musik verstummt war. Seit wann konnte er nicht sagen. Vielleicht seit er gewürgt wurde?
Dann hörte er ein lautes Platzen hinter sich.
Sofort drehte er sich wieder zu den Partytischen um. Sie alle lagen jetzt auf dem Boden. Ein halb zersplittertes Glas rollte scheinbar endlos langsam über den Rasen und vergoss dabei eine dunkelrote Flüssigkeit.
Der Bettler wurde kreidebleich. Alles, woran er jetzt noch denken konnte, war, dass er so schnell er konnte von hier fliehen musste. Dieses Mal gehorchten ihm seine Beine auch. Er rannte.
Was war hier passiert? Was... hatte das zu bedeuten?!
Kaum, dass er jedoch um die Ecke gekommen war, setzte hinter ihm wieder die Musik ein. Leiser, dieses Mal, und dumpfer. So, als würde sie nicht mehr aus dem Garten, sondern irgendwo aus dem Haus kommen!
Sollte das alles hier ein geschmackloser Scherz des Hausbesitzers sein?
Sofort verflog die Angst und ein unerträgliches Stechen in seinem Magen erinnerte ihn an seinen Hunger.
DU LIEST GERADE
Montagsstorys - Eine Kurzgeschichtensammlung
Short StoryHorror. Romantik. Action. Jede Geschichte braucht eine Atmosphäre, die sie spannend und unterhaltsam macht. Jeder Autor muss lernen, sie zu schaffen. Dies sind die 32 Kurzgeschichten, mit denen ich das Handwerk des Schriftstellers erlernte. Komplett...