An dieser Stelle folgt in diesen Geschichten nun immer (oder gelegentlich, so genau weiß ich das noch noch nicht) eine kleine Einleitung. Die ist nicht Teil der originalen Geschichte, aber manchmal muss ich einfach ein paar erklärende Worte sagen. Ihr könnt sie aber auch getrost überspringen, wenn sie euch nicht interessiert, und einfach direkt mit der Geschichte anfangen.
»Der Mann im Fernseher« war meine erste Montagsstory und ist somit gleich in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit . Sie war nämlich ursprünglich gar nicht für den Blog, sondern als Beitrag für einen Wettbewerb geschrieben worden. Das ist auch der Grund, warum der Titel ein bisschen aus der Reihe fällt (alle anderen Titel bestehen nur aus einem einzelnen Wort). Es war damals mein erster Versuch, eine klassische Horrorgeschichte zu schreiben und ich versuchte dabei, ein bisschen den Stil von Lovecraft und Poe zu imitieren. Ob mir das gelungen ist... müsst ihr schon selbst herausfinden!
Eigentlich war es ein wirklich schöner Tag gewesen, als es geschah. Ich hatte mit meinem Sohn gespielt und ihm alte Bilder gezeigt, während draußen schon den ganzen Tag der Regen in Strömen prasselte. Meine Frau war in der Zwischenzeit damit beschäftigt gewesen, den Tisch zu decken und das Essen vorzubereiten. Alles schien perfekt zu werden. Jimmy lachte. Er hatte gerade ein sehr lustiges Bild von sich gesehen, wie er als kleines Kind versuchte, einen Fisch in einem Bach zu fangen.
Er war damals hineingefallen und von oben bis unten durchnässt gewesen. Ich schüttelte den Kopf und und musste selber lachen. »Jimmy, Jimmy!«, sagte ich, »was hast du damals nur für Sachen gemacht!« — »He!«, protestierte er entrüstet, »Weißt du nicht mehr? Du hattest mich dazu angestiftet!«
Abwehrend hob ich die Hände und lachte. »Ach, das war doch...« — Meine Frau unterbrach mich. »Robert! Du wolltest doch noch die Fernseher testen!« — »Oh, bitte!« — »Oh, bitte was?« - »Liebling, ich wollte doch nur...« — »Du kannst Jimmy auch später noch Bilder zeigen! Kümmere dich lieber um die Fernseher! Die sind jetzt wichtiger!«
»Jaja!«, brummelte ich.
Leicht genervt verließ ich das Wohnzimmer. Die Gäste waren doch nicht das Wichtigste im Leben! Viel wichtiger war es doch eigentlich, dass ich endlich mal Zeit mit Jimmy verbringen konnte! Das war in letzter Zeit leider immer seltener möglich geworden.
Nachdenklich öffnete ich die Schiebetür zu meinem Arbeitszimmer. Sogleich zog mir ein vertrauter Geruch in die Nase.
Ich ließ meinen Blick eine Weile kreisen. Mein Arbeitszimmer war wirklich sehr groß! Es war modern eingerichtet und bot vor allem — denn das war mir sehr wichtig — viel Platz. An einer Seitenwand hatte ich große Fenster anbringen lassen; es waren Einzelanfertigungen, weil es keine Fenster in der Größe gab, die ich mir vorgestellt hatte. In der Mitte des Raumes befand sich schließlich ein großer Holzschreibtisch. Er war glänzend weiß lackiert und oben drauf stand ein großes Siebenundzwanzig-Zoll-Display.
Der Fußboden des Raumes war aus einem sehr dunklen, fast schon schwarzen Holz. Mein ganzer Stolz jedoch befand sich an der linken Wand.
Es waren sechs achtzig Zoll große Fernseher. Sie waren brandneu, ich hatte sie letzte Woche gekauft, und sie waren gestern erst geliefert worden. Ich hatte also leider noch keine Gelegenheit gehabt, sie auszuprobieren.
Zu einem von ihnen ging ich nun, scheinbar über den dunklen Fußboden schwebend, und strich sanft mit meiner Hand über die glatte, schwarze Glasfläche des großen Displays.
Verärgert betrachtete ich den leichten Fettfilm, den ich hinterlassen hatte. Mit einem Zipfel meines Pullis wischte ich ihn weg; wenn die Gäste kommen würden, sollte ja alles perfekt sein!
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Montagsstorys - Eine Kurzgeschichtensammlung
Historia CortaHorror. Romantik. Action. Jede Geschichte braucht eine Atmosphäre, die sie spannend und unterhaltsam macht. Jeder Autor muss lernen, sie zu schaffen. Dies sind die 32 Kurzgeschichten, mit denen ich das Handwerk des Schriftstellers erlernte. Komplett...