12 Augen

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Teil 12

Rosita war verschwunden, überließ mir aber trotzdem noch die Decke.
Als sie weg war wickelte ich mich darin ein und versuche meinen dürren Körper zu wärmen.

Ich hatte in letzter Zeit ziemlich abgenommen und ich konnte schon fast sagen ich bestand nur noch aus Haut und Knochen. Mehr war da nicht. Der Appetit war mir vergangen, obwohl ich täglich schon eine Mahlzeit zu mir nahm.

Ich konzentriere mich auf die Umgebung.
Hinter der Mauer nehme ich ein dumpfes Klopfen wahr, warscheinlich ein Beißer der versucht hindurchzukommen, allerdings scheitert er.
Von dem Haus auf dessen Veranda ich gefesselt war drang kaum hörbares Babygeschrei heraus. Sie hatten Babys? Mein Herz schmilzt dahin. Ich liebe Kinder, hätte so gerne welche aber in dieser Zeit wollte ich Ihnen so etwas ersparen.
Dennoch, was würde ich dafür geben eins auf dem Arm zu halten...diese Unschuld, Reinheit und gleichzeitig eine kleine Perfektion.

Jap. Ich liebe Kinder. Man ich vergöttere sie!

Ich schlinge die Decke fester um mich und das flauschige, alte Ding schaffte es sogar mich einigermaßen zu wärmen.
Ich lehne mich gegen die Wand und schließe meine Augen. Doch es war unbequem hier draußen, fast schon unmenschlich.

Irgendwie hatte ich diese Nacht dann doch einigermaßen gemütlich überlebt, auch wenn mir am nächsten Morgen immer noch leicht kalt war. Bevor noch jemand kommt und sieht, dass ich die Decke benutzt hatte schmiss ich sie 1 Meter entfernt von mir auf den Boden.

Der erste der raus kommt war Rick der Anführer. Er hatte seinen Handschellenschlüssel parat und machte mich von dem Pfosten los, dann schubst er mich wieder durchs Haus raus auf die andere Seite.
Die "Seite des Lebens", den Namen fand ich passend.
Hier tummelten sich viele Kinder, ältere Leute, Erwachsene und ein Hund jagt gerade einen Anderen die Straße entlang.
Ein schönes Bild wie ich fand.

Bei den Saviors war alles so voller Trauer und Unterdrückung gezeichnet. Klar gab es auch schöne Momente, wie die gemeinsamen Feste oder Lagerfeuer, aber es war nichts im Vergleich zu dem hier.

Hier kommt man sich nicht so vor als wäre man in der Apokalypse.
Hier ist man in einer Traumwelt, so will ich es mal nennen. Diese Menschen schienen keine Angst vor dem da draußen zu haben.
Oder sie konnten die Gefahr nicht einschätzen.

"Na los jetzt geh schon weiter!"

Ich war die ganze zeit stehen geblieben und hatte das bunte Treiben beobachtet, dabei hatte ich ganz vergessen, das ich eine Gefangene war und unsanft von Rick mitgezerrt wurde.

Ich kam wieder zurück in die Realität und ließ meine Gedanken hinter mir.

Rick stieß mich die Straße entlang zu einem großen Haus in der Mitte der Stadt. Das Ratshaus. So wurde es Negan, Dwight und mir aufjedenfall gestern vorgestellt.

Er schubst mich hinein und die Treppen nach oben, bis wir in einem kleinen Raum ankamen. Ein großer runder Tisch füllte diesen an dem einige Personen saßen.
Unter anderem Daryl und Rosita.
Ich versuche deren beider Blicke auszuweichen, was mir eigentlich ziemlich gut gelingt.

Rick drückt mich auf einen Stuhl runter und macht wieder meine Hand bei einem kleinen Hacken auf der Tischoberfläche, mit den Handschellen fest.

So saß ich also wieder total unbeholfen und wehrlos auf einem Stuhl und wurde von 6 Gesichtern gemustert.
Insgesamt 12 Augen.
Allesamt auf mich gerichtet.

Mir war ziemlich unwohl und ich wartete bis irgendjemand was sagte.

"Also Negan, so darf ich dich doch nennen oder? Wie sieht es bei euch Zuhause denn so aus?"

Ricks Stimme war von einem Grinsen begleitet und er sah mich mit voller Belustigung an.

"Das geht euch nichts an!"

Sie würden von mir nichts erfahren. Ich verate meine Gruppe, mein Volk nicht.

"Wir können es auf die harte oder auf die einfache Tour regeln." Er holt eine Art Peitsche heraus und legt diese vor sich auf den Tisch. Die Gruppe grinst nur und ich will Ihnen allen ins Gesicht schlagen. Wenn ich nur könnte...

Sie wollen mich damit doch nicht ernsthaft schlagen. Ich betrachte es ehrfürchtig und schlucke kurz bevor ich Daryls Blick aufsuche.

Er sieht skeptisch drein und sieht mich kurz beruhigend an.
"Rick ich denke nicht, dass wir so weit gehen sollten. Sie haben mir ja schließlich auch nichts getan."
Daryls Worte machten mich irgendwie glücklich und beruhigen mich.

Ich fand es nett von ihm das er sich für mich einsetzte.

Doch die Antwort von Rick war wohl eher weniger zutreffend.

Unter seinem Befehl!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt