108-nur ein blöder Traum

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Lange herrscht Stille.

Erdrückende, quälende Stille, in der ich nachdenke und die fragenden Blicke von Maja auf mir spüre, die scheinbar wissen möchte, was Harr sagt. Eine Stille befindet sich zwischen uns, in der ich weiß, dass Harry sich in einem müden Zustand befindet und anfällig für größere Sorgen ist.

Schon immer war dies so.

Einmal bin ich nur auf die Toilette gegangen, während er aufwachte, das Bett neben sich leer vorfand und sofort die größten Gedanken, wegen seiner Müdigkeit und Angst, machte. Am Anfang, er gab es mal vor mir zu, in der Zeit, nach dem Brand, quälten ihn oft die Sorgen, dass ich ihn aus irgendeinem Grund, wahrscheinlich wegen seinem Handeln, verlassen würde.

Nur litt ich ebenfalls unter den Ängsten des Verlassen werden.

"Honor?", ertönt mein Name erneut von der anderen Seite, wobei die raue Stimme sich so herrlich und schön in meinem Ohr und meinem pochenden Kopf anhört, nicht laut und schrill, wie die der Bulldogge. "Alles in Ordnung?"

Unsicher beiße ich mit meinen Zähnen auf meiner Unterlippe rum, versuche ruhig, regelmäßig zu atmen und schaue hilfesuchend zu Maja, die mit ihren Lippen nur befehlerisch formt, dass ich ihm antworten soll, dabei schüttelt sie ihren Kopf noch ein wenig fassungslos.

Ich kann nicht so offen, schnell und ohne Scham jemanden etwas erzählen, was mir selbst peinlich erscheint. Man hat es mir wahrscheinlich schon früh im Kindergarten ausgetrieben.

Oft wurde meine eigene Meinung nicht als wertvoll angesehen, meine Bitten wurden von lautem, anfeuernden Geschreie anderer übertönt und wenn ich mich traute etwas zu sagen, lachte man darüber, weshalb ich jegliche meiner Ansichten mit fünf Jahren für falsch hielt, obwohl niemand anderes es besser wusste.

Wie sollten sie zum Beispiel wissen, dass Sky auf dem siebzigsten Geburtstag ihrer Oma war, die einen Monat später starb, sich nicht einfach aus Angst vor den Jungs versteckte? Keiner von ihnen war mit ihr befreundet, so wie ich es war.

Woher konnte Louis den wissen, dass mein Vater einen gebrochenen Fuß hatte und deshalb im Rollstuhl saß, wenn er nie die Krankenakte las oder überhaupt ein Wort mit meinem Dad wechselte? Er konnte es nicht, doch eingeschüchtert ließ ich seine Meinung als richtig gelten.

Warum wusste Harry so genau, dass ich mich ängstlich unter meinem Bett versteckte hatte, aus Schiss vor allen in der Schule, wenn ich doch mit einer Grippe und neununddreißig Grad Fieber Zuhause im Bett lag und den grauenhaften Tee, mit Ingwer, meiner Mom trinken musste? Dies war überhaupt nicht möglich, weil er mich keinen einzigen Tag besuchte, nie meinen Entschuldigungszettel, zu Gesicht bekam.

Die Jungs wollten immer so viel wissen, so viel über mich und meine Familie, jedoch lagen sie immer falsch, was ich aber akzeptierte, keine Widerworte hielt, sondern ihnen Recht gab, in meinem Zimmer am Abends manchmal vielleicht sogar überlegte, ob sie nicht doch die Wahrheit sagten und ich mich nur irre.

Ich tat es aber nicht. Dies wurde mir nur erst vor ungefähr vier Jahren wirklich klar.

"Mensch! Rede. Mit. Ihm!", motzt Maja von der Seite, wirft die Hände genervt in die Luft, ehe ich im Augenwinkel erkenne, wie sie aufsteht und wieder zur Tür läuft, zu mir sagt: "Ich bin bei Noah", dann auch schon aus dem Raum verschwindet, bevor ich überhaupt fragen kann, ob die alte, strenge Frau sie nicht wieder erwischen wird.

Allein hocke ich auf meinem Bett, in dem leeren, dunklen Zimmer, starre an die Wand, die sich gegenüber von mir befindet und stelle mir etwas vor, wie die Collage von Harr sich an der Stelle machen würde, weiß jedoch nicht, ob Bilder oder Nägel in die Wand bohren erlaubt sind. Doch es würde schön aussehen und wäre ein guter Start in den Morgen.

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