122-eine Richtung

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"Verdammt ich dreh durch."

Schön, wenn diese Worte das Erste sind, das man zu hören bekommt, wenn man durchgefroren und mit den Nerven am Ende sein Zimmer betritt, sich nur noch vor allem verstecken möchte.

Maja sitzt am Schreibtisch, ein roter Bleistift in ihrer Hand, der Rechner vor ihr, auf dem vollgekritzelten Blatt. Ihren Kopf stützt sie an ihren auf dem Tisch aufgestützten Händen ab, schüttelt diesen leicht verzweifelt hin und her. Die schwarzen Haare sehen dazu sehr zerzaust aus, als hätte sie diese schon zehntausendmal nach hinten geschoben, damit sie ihr nicht im Gesicht hängen.

Die Aufregung kann ich verstehen, da man uns erst vor zwei Tagen mitteilte, dass wir ebenfalls einen Mathekurs belegen müssen, um die nötige Bildung für unseren Beruf zu bekommen. Es geht um das Ausrechnen von Finanzen, Fahrten und Essensgeld, was alles Mal auf uns zukommen könnte, wie Gina und Mark meinen.

Ich selbst fand die Aufgaben, an welchen wir gerade sitzen noch recht leicht, kam mit Sinus, Cosinus und Tangens immer gut zurecht, doch Maja scheint dieses Material nie wirklich verstanden zu haben, sitzt an der Hausaufgabe für morgen dran.

Auch wenn dies nichts mit unseren Themen zu tun hat, müssen wir in den Kurs mit rein, da keine Möglichkeiten existieren, einen extra Kurs für uns zu organisieren.

"Du bist da", stöhnt sie erleichtert, nachdem sie mich entdeckt hat, stürmt vom Schreibtisch auf mich zu, legt dann, mit einem eindringlichen Blick auf mich, ihre Hände auf meine Schultern ab, wobei sie ein wenig zu drückt. "Endlich!"

"Was ist denn los?", frage ich sie, auch wenn ich die Antwort schon zur Hälfte zu kennen glaube.

"Erstens, kann ich Mathe abschreiben?" Flehend blicken ihre blauen Augen in meine und sie zieht ihre Augenbrauen zusammen, was so hilflos aussieht. Seufzend nicke ich, warte auf Nummer zwei, weil sie sonst nie etwas mit Nummern aufzählt. "Zweitens, ruf Harry endlich zurück. Dein Laptop klingelt ununterbrochen."

Leicht erfreut, mit einem breiten Lächeln, nicke ich auch bei diesem Punkt, doch fühle gleichzeitig diese Leere in meinem Magen, bei den Gedanken daran, dass ich Harry von Charlottes Party erzählen möchte. Oder muss trifft es wahrscheinlich besser.

Maja nimmt wieder auf dem Stuhl an ihrem Schreibtisch Platz, schaut zu, wie ich meinen Rucksack vom Boden hochhebe und den blauen Hefter für Mathe hervorziehe, in welchem ich die Hausaufgaben raussuche, diese ihr dann auf dem Tisch, zwischen die ganze Unordnung, lege.

Einige Professoren legen viel Wert auf Hausaufgaben, andere pfeifen, wortwörtlich drauf, sind der Meinung, wenn wir es wirklich schaffen wollen, dann lernen wir so, weshalb sie uns keine Aufgaben aufgeben.

Nachdem das Mädchen sich bei mir dreimal bedankte, ziehe ich meine Jacke aus, hänge sie an den Hacken, hinter der Tür, welchen wir gestern in einem Baumarkt günstig kauften, da wir genug von unseren Jacken auf den Stuhllehnen hatten. Und drei Pfund erschienen uns nicht zu teuer.

Auch wenn Maja erst natürlich nach etwas suchte, womit sie Mrs. Hanchin ärgern könnte.

Meine Füße tragen mich zu dem Schreibtisch, von dem ich den Laptop runternehme, um mich damit auf mein bequemes Bett zu setzen, Harry endlich zurückzurufen, zu sehen und alles zu erzählen. Er muss es einfach wissen, egal wie viel Ärger es geben wird, wie wütend er sein wird und egal, dass ich ihm keine Lösung nennen kann.

Geheimnisse möchte ich nicht vor ihm haben. Schließlich hält er auch nichts vor mir zurück.

Lange muss ich nicht warten, nachdem ich auf den grünen Hörer gegangen bin, bis sein Bild erscheint und er glücklich lächelnd, vielleicht etwas müde, in die Kamera schaut. Seine Wohnung sieht unordentlich aus, muss ich feststellen, nach dem, was ich im Bild sehen kann.

Big FreaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt