119-Knackarsch

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"Geh schon ran", drängt Ethan mich, deutet ungeduldig auf mein Handy, das in meiner zitternden Hand vibriert, in großen, weißen Buchstabend den Namen Harry zeigt, über dessen Erscheinen ich mich immer freue.

Nur gerade tue ich es nicht, da er in einem unpassenden Moment anruft, in dem ich nicht die richtigen Worte finden werde, und ich dazu total verwirrt bin, mich frage, was überhaupt sein Grund für diesen Anruf ist.

"Los, jetzt!", scheucht Nathan mich zusätzlich zu dem nervigen Ethan, der ganz wild mit seinen Händen wackelt. "Und sag ihm, dass er hier herkommen soll, weil du ihn liebst und ganz kurz nicht klargedacht hast."

"Genau. Er soll seine Koffer packen und den Knackarsch hierher bewegen!", fügt der Braunschopf hinzu. "Mit den braunen, heißen Locken, natürlich."

"Könnt ihr mich vielleicht mal kurz in Ruhe lassen?", unterbreche ich die beiden total genervt, ebenso angespannt, wobei ich die Augenbrauen zusammenziehe, meine Lippen schürze.

Wieso ruft Harry mich an, wenn ich ihm erst vor ungefähr einer Stunde schrieb, dass wir heute Abend skypen werden? Ich verstehe ihn nicht, finde keinen Grund und genau deswegen beginnt mein Herz schneller zu pochen, meine Atmung unkontrollierter zu werden und meine Augen flattern.

Nathan und Ethan mussten unbedingt dieses Thema anschneiden, wegen dem ich mir jetzt solch große Gedanken mache, wegen einem Anruf verzweifle, der von der Person kommt, die ich liebe, über die ich mich nur bei einen Gedanken an den Namen freue.

Doch gerade möchte ich, dass meine Nummer mit einem mal nicht erreichbar ist, aus seinen Kontakten verschwindet, nur um nicht ran gehen zu müssen, mit ihm ein Gespräch zu führen, bei dem meine beiden besten, jedoch nervigen und drängelnden Freunde direkt hinter mir stehen werden.

Was ist überhaupt mein Problem?

Ich liebe Harry und habe Angst davor mit ihm zusammen zu leben. Wie verrückt klingt das? Alleine fühle ich mich schlecht hier, in London, sträube mich jedoch, dass er zu mir kommt, meine Nächte wieder besser gestaltet und die Albträume verscheucht? Ohne ihn, fehlt mir der Mut, was der Grund dafür ist, dass es mich eine große Überwindung kostet, auf den grünen Hörer zu drücken.

Doch ich tue es nach ein paar Sekunden, die ich zwischen Ja und Nein schwankend an mir vorbeiziehen ließ.

"Was?"

Ängstlich und fragend blicke ich auf mein Handy, auf dem plötzlich nur noch steht, dass ich einen Anruf von Harry verpasst habe, mein Hintergrund mich anleuchtet, der aus einem Foto der Collage besteht, die ich einfach mal abfotografiert habe.

Sofort unwohl, hektisch und verzweifelt tippe ich auf dem Glas, scrolle panisch durch meine Kontakte, um Harrys Nummer zu wählen, ihn anzurufen und einen Plan zu machen, wann er kommen kann, wir es eventuell mit dem Zusammenwohnen mal probieren könnten -und wenn erst mal nur in einem Hotelzimmer, da er nicht im Studentenwohnheim bleiben darf.

Die Bulldogge würde durchdrehen, wenn sie ihn nach neun unter meiner Bettdecke erwischen würde.

"Er hat aufgelegt", teile ich krächzend den beiden Männern mit, welche mich erwartungsvoll ansehen. "Einfach aufgelegt, als ich gerade rangehen wollte." Meine Unterlippe beginnt zu zittern, bei dem Gedanken, dass der Lockenkopf in Corby nun wütend auf mich sein könnte, was ich nicht möchte.

Harry soll nicht wütend auf mich sein oder mich hassen. Es tut mir schließlich leid, dass ich so ängstlich und unentschlossen bin. Doch ich wollte den Anruf annehmen, genau in dem Moment, als er auflegte. Aber er darf nicht wütend auf mich sein. Nicht auf mich und mein Verhalten, welches ich nun mal nicht ändern kann. Nicht ohne ihn bei mir, weshalb ich ihn anrufe, hoffe, dass er es mir nicht übel nimmt.

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