174-wild gewordenes Huhn

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"Gott, Baby setz dich hin und bleib ruhig. Du machst ein ganz kirre, wenn du von A nach B läufst, nur um ein Bild einen Zentimeter zu bewegen!"

"Es waren zwei Zentimeter mindestens", kontere ich auf Harrys Gemecker, welches ich seit ein paar Stunden alle zehn Minuten zu hören bekomme.

Während ich total hektisch und panisch versuche, dass die Wohnung ordentlich aussieht, alles an einem guten Ort steht, hockt er vollkommen gelassen auf der Couch, die Füße nach oben gelegt, und liest in den Büchern, welche sein Professor heute noch austeilte, da die Neuen diese fürs kommende Semester benötigen werden.

Aber er sieht es nicht ein, dass ich mir die Mühe mache unsere Wohnung schön herzurichten. In seinen Augen übertreibe ich und renne wie ein wild gewordenes Huhn von Raum zu Raum.

"Weißt du wie du dich verhältst?", wendet er sich dann wieder an mich, schaut über den Rand des Buches mit trigonometrischen Gleichungen. Abwartend zucke ich mit den Schultern, möchte es aber um ehrlich zu sein gar nicht erfahren, da das große, amüsierte Funkeln in den grünen Augen nicht zu übersehen ist. Nach einer kurzen Pause meint er dann: "So als würden deine Eltern kommen!"

"Harry!" Maulend verschränke ich meine Arme vor der Brust, kann einfach nicht begreifen, wieso er manchmal so ...doof sein muss. Könnte er mir nicht, wie es ein wahrer Freund und Mitbewohner tut, helfen? Somit könnte er auch viel schneller seine Ruhe haben.

"Ich will gar nicht wissen, wie das dann werden kann", lacht er weiter, macht sich richtig darüber lustig, was ich keineswegs so sehe.

Dieses ganze Theater vollführe ich doch bloß aus dem Grund, dass ich nicht will, dass andere denken, wir würden unordentlich leben. Niemand sollte dies denken, Angst um seine Stauballergie haben oder sogar anderen von seiner Meinung erzählen, wodurch es sich wie ein Lauffeuer verbreiten wird.

Desinteressiert über Harrys Meinung, drehe ich mich auf den Versen, den Kopf im Nacken, um, stolziere mit meinem Putztuch davon, um nur noch in der Küche überall einmal rüber zu wischen. Soll er liegen bleiben, irgendwann zahle ich es ihm einfach heim, sodass er beim nächsten Mal die Kloschüssel freiwillig mit seiner Zunge leckt.

Nur muss ich mir noch eine gute Bestrafung einfallen lassen, da ich gerade sehr unkreativ bin, keine Idee bekommen.

Eventuell erkundige ich mich mal bei Maja oder Ethan und Nathan, denn die drei besitzen immer gute Ideen, im Gegensatz zu mir.

In unserer frisch gereinigten Küche hole ich einen flachen, großen Teller aus dem Schrank hervor, ebenso die aufgetauten Törtchen aus de Kühlschrank, die ich auf dem weiß-roten Porzellan ordentlich, geometrisch versuche anzuordnen, dabei etwas mit der Farbkombination spiele.

Am Ende liegen einfach nur die roten, gegenüber von den grünen, und die mit der Schokoglasur den mit der weißen Zitronenglasur gegenüber.

Irgendwas wollte ich anbieten können und kleine Törtchen oder Kuchen erschienen mir sinnvoll, da schließlich jeder irgendwas davon mag. Niall kenne ich nämlich noch nicht, trotzdem möchte ich, dass er sagen kann, bei uns bekommt jeder etwas passendes zu essen und muss nicht verhungern.

"Honor?", ertönt es dann aus dem Schlafzimmer, in das ich mich bewege, Harry in seiner Boxershorts und einem Shirt stehen sehe, mich frage, wieso er keine Hose trägt. "Hast du meine Jeans gesehen?"

"Ach!" Breit grinsend verschränke ich meine Arme überheblich vor der Brust, fühle die Belustigung in mir. Er war es schließlich, der sich noch vor ein paar Minuten über meine Arbeit und Ordnung lustig machte und nun findet er seine eigene Hose nicht mehr. "Vielleicht hast du sie nicht richtig aufgeräumt!"

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