153-Tipps für Fünfjährige

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Sonntag verlief wie im Fluge. Also fast.

Harry und ich blieben bis um zehn im Bett, auch wenn ich schon seit um fünf wach war. Ich konnte dann doch irgendwie nicht einfach schlafen, während ich mir Sorgen um den schlafenden Mann neben mir machte. Auch wenn er recht gut schlief -es ging einfach nicht.

Deshalb blieb ich von um fünf bis zehn wach, bis der Lockenkopf sich irgendwann müde neben mir wälzte, die Augen aufschlug und dann seinen Arm über meine Oberschenkel legte, da ich mich wieder an an die Wand gesetzt hatte. Verwirrt sah er mich an, wusste sofort, bei meinem müden blick, dass ich nicht wirklich geschlafen hatte.

"Honor, so geht das nicht", meinte er dann seufzend zu mir und setzte sich stöhnend auf, wobei die Decke von seiner Brust rutschte. "Ich bin kein kleiner Junge, auf den du aufpassen musst. Verstehst du?"

Damals nickte ich nur stumm, doch in der darauffolgenden Nacht schlief ich wieder nicht. Es ging einfach nicht.

Den Rest des Sonntags verbrachten wir damit, mit Jace und Tommy irgendwelche Gemeinschaftsspiele zu spielen. Mensch ärger dich nicht, welches ich Haus hoch verlor, womit Harry mich ärgerte, oder irgendein komisch Würfelspiel, das wir in Teams spielen mussten, die wir auslosten. Jace und ich waren ein gutes Team, gewonnen auch, aber der Lockenkopf und der Jüngere waren... grauenhaft zusammen.

Entweder keiften beide sich an, da der andere nicht richtig würfelte oder sie sprachen gar kein Wort miteinander, worüber mein Teampartner und ich nur lachen musste, bis Harry unbedingt tauschen wollte, sodass ich mit ihm spielen musste und Tommy mit Jace. Dieses Mal verlor ich, weshalb ich dem Jungen Recht gab, dass es die ganze Zeit an Harry lag. Dieser war danach eingeschnappt.

Unser Mittag und Abendbrot kochten wir alle gemeinsam, auch wenn Harry mir mit Absicht bei der Vorbereitung für den Abend nur irgendwelche kleinen Aufgaben gab, die ich total doof fand. Er nimmt Niederlage wohl nicht sehr gut auf. Ich musste die Reste von seinen geschälten Kartoffeln wegräumen, den Tisch decken, Gemüse abwaschen oder den Ofen vorheizen, mehr durfte ich nicht machen.

Und aus Spaß, mit dem er mich necken konnte, ließ er mich dann nicht mal mehr die schmutzigen Messer abwaschen. "Du könntest dich bloß schneiden."

Trotzdem blieb ich dann die ganze Nacht wach, um ihn sofort aus einem schlechten Traum zu ziehen. Einmal sah es wirklich so aus, als würde es ihm nicht gut gehen, da er sich hin und her wälzte und irgendwas murmelte, aber das legte sich zu schnell wieder, weshalb ich ihn auch nicht wütend machen wollte.

Er fand es sowieso raus, dass ich die Nacht durchgemacht hatte.

Montag sind wir nach dem Frühstück sofort ins Krankenhaus, wo ich mich einfach draußen vor den Raum setzte, in dem Harry mit Olivia war, und wartete. Er kam nur einmal kurz raus, als ihre Mutter ihm scheinbar eine Nachricht geschrieben hatte und meinte, dass er es dieses Mal einfach nicht zulassen wird, dass sie mich beleidigt.

Sie kam fünf Minuten später und schenkte mir nur einen abfälligen Blick, ehe sie mit Harry in den Raum ging, aus dem ich das Mädchen kurz freudig rufen hörte.

Stundenlang saß ich draußen, holte mir nur einmal gegen eins ein Stück Kuchen aus der Cafeteria, bevor ich weitere zwei Stunden draußen saß, bis Olivias Mutter gehen musste.

"Du kannst rein", meinte Harry zu mir, worauf ich den Kopf schüttelte, antwortete: "Ihre Mutter möchte es nicht und ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn du nicht mehr zu ihr darfst."

Er nahm es seufzend hin, wusste so wie ich, dass die Frau es wahrscheinlich wirklich ernst meint und uns beide aus dem Krankenhaus werfen lassen wird, wenn ich bei ihrer Tochter im Zimmer gefunden werde. Und damit Harry weiterhin so glücklich aussieht, bleibe ich weitere Stunden draußen auf den unbequemen Stühlen sitzen, starre an die gegenüberliegende Wand.

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