166-Insider

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Verzweifelt überlegend was ich anziehen könnte, befinde ich mich vor dem Schrank, habe Harry seit zehn Minuten aus dem Schlafzimmer ausgesperrt. Irgendwie, auch wenn ich es nicht von mir erwartet habe, mache ich mir nun große Gedanken über mein Outfit.

Die Zeit vergeht so langsam, während ich unentschlossen, ebenso aufgeregt vor dem Date, hier stehe, einen Rock und eine Jeans in meiner Hand halte, beides abwechselnd mustere. Mit dem Rock wirke ich zwar so ernst, jedoch lässt die Jeans es erscheinen, als würde dieser Abend mir nichts bedeuten.

Doch das tut er.

Es bedeutet mir viel und ich wertschätze es, dass Harry sich solche Gedanken macht und wir nun unser erstes Date in eine Zeit haben, die gerade nicht besser laufen könnte. Seine Überlegung, die Art, wie er es erklärt hat und vor allem das unübersehbare Leuchten in seinen grünen Augen, all diese Dinge machen mich stolz, ihn als Freund zu haben, erwärmen mein Herz, sorgen für ein Glücksgefühl in mir, wie ich es nicht oft tief in meinem Magen spürte.

Auch wenn dazu immer noch Regelschmerzen stören. Wirkliche kleine Teufelchen kann man sie nennen, die immer wieder mit ihrem Dreizack in meine Bauchwände pieksen, dabei amüsiert, boshaft lachen.

Seufzend zücke ich nach weiteren, unnützen, verstrichenen Minuten mein Handy, mit dem ich ein Foto von dem Rock und der Hose mache, diese dann an Ethan weiterschicke, mit der Nachricht: "SOS!"

Auf ihn kann ich mich verlassen, da bin ich mir sicher. Er weiß, was zu mir passt und auch, welches Oberteil man mit welcher Hose kombinieren sollte. Besser als ich, auch wenn ich durch meine Freundschaft mit dem jungen Mann schon einiges dazu lernte.

Dazu trennte ich mich von meinen bunten Hosen, von denen die quietschgelbe die scheußlichste wahrscheinlich war. Ebenso entsorgte ich den roten, grünen, gelben und dunkelblauen Pulli, welche zusammen mit meinen neongrünen Schuhen den Weg in die Altkleidersammlung fanden. Es war eine meiner Modephasen, für die ich mich schäme.

Zum Glück durchlebte ich diese aber in Leeds und nicht in Corby, wer weiß nämlich, was sonst geschehen wäre. Ich tippe, auf nichts Gutes!

Als mein Handy endlich klingelt und mir Ethans Namen zeigt, nehme ich den Anruf sofort an, beginne, wie ein Wasserfall, zu sprudeln: "O.K. Harry und ich haben ein Date, ich weiß aber nicht, was von den beiden Sachen ich anziehen soll." Total hilflos, desperat klingt meine Stimme bei diesen hektischen, nach Hilfe flehenden Worten.

"Was für ein Oberteil trägst du und wo soll es überhaupt hingehen?", kommt es ruhig und gelassen von der anderen Seite, was mir sagt, dass Ethan ganz genau in sich vertraut und die Ruhe selbst darstellt. Wie gerne ich mit ihm tauschen würde, denn meine Hände und Wangen fühlen sich ganz warm an.

"Den roten Kapuzenpulli mit dem Alien drauf", antworte ich ihm schnell, musste mich aber nochmal im Spiegel vergewissern. Ein Nervenwrack bin ich gerade, das gerne in Harrys Arm, die das Wasser darstellen, hin und herschaukeln würde. Aber ich habe ihn eigenhändig ausgeschlossen. "Und es geht zu einer Pommesbude."

"Einer was?", vergewissert mein bester Freund sich fassungslos, wobei ich mir ziemlich gut vorstellen kann, wie er Nathan deutet, dass ich verrückt bin. Oder er verdreht seine Augen. "Honor, man hat sein erstes Date doch nicht bei einer Pommesbude", meckert er dann, erhält einen schnellen Konter von mir. "Insider -kannst du nicht verstehen. Glaub mir einfach, wenn ich dir sage, dass es für uns beide eine große Bedeutung trägt!"

"Na, schön!" Man kann förmlich sehen, wie es ihm nun auf der Zunge liegt, mich nach der Geschichte zu diesem seltsamen Ort für ein Date, auszufragen. Er geht jedoch nicht weiter drauf ein, meint: "Würdest du die Kälte auf dich nehmen?"

Big FreaksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt