"Sag was, damit ich nicht zurückfahre und jeden einzelnen eine reinhaue", knurrt Harry wütend, während er durch die Straßen Londons jagt. Gerade als ich meine Augen öffne, überfährt er eine rote Ampel.
Angespannt, die Hände fest um das Lenkrad geschlungen, wodurch seine Knochen hervorstechen, fährt er durch die Nacht, atmet die gesamte Zeit unruhig, überschreitet das erlaubte Tempo um einige Kilometer pro Stunde. Die Haare hängen ihm leicht ins Gesicht, was aber sein letztes Problem zu sein scheint. Ständig blickt er auf die Straße, dann wieder besorgt zu mir.
"Honor!", wird er nun lauter, schlägt einmal gegen das Lederrad, worauf ich zusammen zucke. "Sag etwas!"
Ich bekomme keinen Ton heraus, schaffe es nicht zu sprechen, weshalb ich mich dazu entschließe, unter Schmerzen meine Hand zu heben, diese vorsichtig auf seiner Schulter zu platzieren. Er muss ruhig werden, langsamer fahren und ich möchte dies nicht verhindern, indem ich etwas Falsches sage.
Ein bisschen, ein ganz kleines bisschen beruhigt er sich, drosselt das Tempo des schwarzen Wagens, ehe er seufzend nickt, begreift was ich von ihm möchte. Harry holt einmal tief Luft, ehe er auf die sechzig Kilometer pro Stunde kommt, lockert seinen Griff um das Lenkrad und fährt nun ruhiger in Richtung Studentenwohnheim.
"Wie fühlst du dich?", fragt er mich nach einer Weile, wobei er traurig, ängstlich klingt. "Hast du Schmerzen?"
Natürlich habe ich Schmerzen, was ich ihm aber nicht so mitteilen möchte. "Es geht. Keine Angst."
Besänftigend versuche ich dabei ein Stück zu lächeln, bin mir jedoch unsicher, ob es gequält und aufgesetzt oder ehrlich und ruhig wirkt. Wahrscheinlich merkt der Mann sowieso, dass ich ihn anlüge, weiß gleichzeitig aber, wieso ich dies tue.
Irgendwas geschieht dann in ihm, weswegen er sich gereizt mit seiner Hand über die Stirn und durch die Haare fährt, sein Gesicht verzieht und entschuldigend kurz zu mir sieht. "Es tut mir so leid, Honor", murmelt er. "Ich hätte bei dir bleiben sollen, dann wäre das nicht geschehen."
Entsetzt sehe ich ihn erstarrt an, schüttele schnell meinen Kopf um ihn klar zu machen, dass er so nicht denken soll, ich es nicht will. Er trägt keine Schuld dafür, dass Charlotte und ihre Freunde mich eingesperrt haben und ich bin ihm dankbar, auch wenn ich die Party nicht mochte, dass er mich gezwungen hat, dort hinzugehen, da ich nun weiß, dass ich nie wieder auf eine gehen werde und für mich selber Mut gefasst habe.
Charlotte geht respektlos mit anderen Menschen um.
Ich selbst muss versuchen mich mehr zu wehren, ihr zu zeigen, dass ich ihren fiesen Worten kein Gehör mehr schenke. Dies wird mir nur sehr schwer fallen.
Aber mit Harry kann ich es schaffen -auch wenn er erst in ein paar Wochen nach London kommt.
"Es tut mir einfach so verdammt leid", ertönt es wieder von ihm, worauf wir aber schon auf den Parkplatz des Wohnheims fahren, er den Wagen hält und sich abschnallt, das Selbe dann bei mir tut.
Kämpfend ringe ich nach den richtigen, verständlichen Worten, die ich dann schwer hervor bringe, ihn dabei mit ein paar Tränen in meinen Augen ansehe. "Ich war dir wahrscheinlich noch nie so dankbar, Harry, für etwas, das du für mich tastest."
Verwirrt blickt er auf, schaut mich abwartend mit seinen grünen Augen an, in denen ich ebenfalls eine Träne entdecke. Es schmerzt ihn so zusehen, tut weh, wenn sich kein Lächeln auf seinen Lippen befindet.
"Es mag sein, dass dieser Abend anders geendet wäre, wenn du nicht gegangen wärst-", spreche ich weiter. Sein Blick ändert sich sofort, zu einem noch traurigeren Ausdruck, bei meinen Worten, was mich dazu bringt, schnell weiter zu reden. "-Doch trägst du keine Schuld daran, dass sich nun ein Loch in meinem Kopf befindet. Ich bin gestolpert und ungünstig am Geländer angekommen."
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Big Freaks
Fanfiction"Ich nehme jeden Schlag für dich in Kauf, Harry!" Honor und Harry konnten vielleicht die Probleme, nach dem entstandenen Brand lösen, jedoch werden sie diese nie los. Und das Schlimmste, immer wieder treffen sie auf Neue, gerade dann, wenn sie denke...