143-Kriegsbemalung

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Müde laufe ich mit Maja durch die Gänge der alten Uni, um zu unserem nächsten Kurs zu gelangen.

Sport.

Mir gefiel die erste Stunde wirklich sehr gut, auch wenn wir nur mit Kennlernspielen begonnen, um für eine angenehme Atmosphäre zu sorgen, wie die Professorin erklärte. Für die Jungs gab es auch noch einen Professor, da man ein wenig Wert auf diese Geschlechtertrennung legt, was mich nicht so stört.

Neben den Jungs fühle ich mich immer so schwach.

"Wie findest du es bis jetzt? So ohne mich", erkundigt Maja sich bei mir, was ich erwartet habe. Sie trampelt schon die gesamte Zeit, seitdem wir uns vor dem Gebäude getroffen haben, so ungeduldig neben mir her und beißt sich ständig auf die Unterlippe.

"Mir gefällt es", antworte ich breit lächelnd, mit der Erinnerung an Samstag, an dem Harry und ich nur in unserer Wohnung waren, Serien schauten und über alles Mögliche sprachen, da wir es einfach können, ohne dass jemand uns stört. "Du fehlst mir trotzdem ein Stück."

"Will ich doch hoffen", lacht sie, ein Stück erleichtert offensichtlich.

Diesen Monat, in dem ich noch mit Maja zusammen wohnte, wurden wir beide noch bessere Freundinnen und unternahmen viel gemeinsam. Ich helfe ihr dazu bei Mathe, auch wenn ich davor manchmal Harry alles überprüfen lies, und sie erzählt mir ständig Dinge aus dem Religionskurs, wo sie sich über den Lehrer lustig macht, der eine Schweigeminute einlegte, als ein Vogel gegen die Scheibe flog.

Er soll ein komischer Kauz sein, dessen zerzausten, grauen Haare nach links und rechts abstehen. Und seine alte Strickkleidung besitzt komische, bunte Muster, wozu er auch noch eine Halbmondbrille trägt. Die Biosandalen, welche er jeden Tag mit Socken trägt, quietschen immer auf den Wegen der Uni, weshalb man schon von Weiten hört und weiß, wem man begegnen wird.

Viele Studenten legen dann einen Umweg ein, da der alte Mann gerne Gespräche über Religion und die Kultur, sogar mit Fremden, anfängt.

Maja scheint aber trotzdem Spaß in dem Unterricht zu haben, da sie mir immer voll begeistert von dem Stoff erzählt. Aber ihr gefällt es eher, weil sie immer wieder neue Ideen zum Ärgern der Bulldogge erhält.

Letztens zum Beispiel malte sie sich eine bunte Kriegsbemalung ins Gesicht und begann damit durch unser Zimmer zu hüpfen, während ich amüsiert lachte. Als die alte Dame den Raum betrat und fragte, was die Schwarzhaarige da tue, antwortete diese: "Wir haben in Religion auf, mit verschiedenen Regentänzen und Kriegsvorbereitungen zu beschäftigen, bei denen man nochmal zu seinen Göttern bettet. Ich nehme die Aufgabe sehr ernst!"

Daraufhin verließ die Dame kopfschüttelnd das Zimmer und ich glaube immer noch, sie auf dem Flur fluchen gehört zu haben, bin mir aber nicht sicher.

"Wenn du willst, kannst du ja heute mitkommen", schlage ich ihr vor und würde mich darüber freuen, jemand anderen -außer Ethan und Nathan- die Wohnung zu zeigen. Dazu brauche ich eine weitere Meinung, bevor ich Harry frage, ob er was dagegen hätte, wenn meine Eltern uns besuchen kommen.

Dass er nichts dagegen haben wird weiß ich, mein Problem ist nur, dass ich nicht weiß, ob es meiner Mutter gefallen wird, da sie manchmal in einigen Dingen Gefahren sieht, die niemand anderes darin entdeckt. Sie macht sich bloß Gedanken, beruhige ich mich dann immer.

"Klar", ruft meine Freundin erfreut aus, strahlt. "Dann kann ich alles runter machen und dich dazu bewegen, wieder zurück zu kommen. Die Bulldogge killt mich noch irgendwann, weil sie mir immer mit einer gesitteten Mitbewohnerin droht, obwohl ich es alleine voll gut finde."

War ich nicht gesittet?

Wahrscheinlich in den Augen von Mrs. Hanchin nicht, nachdem Maja mich in zwei ihrer Aktionen mit eingebunden hat. Meine Mom erfuhr zum Glück nicht, was ich mitten in der Nacht auf den Flur des Studentenwohnheims tat.

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