Kapitel 16

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Der Rest der Woche verlief ohne weitere Vorkommnisse. Da Timothy sich jetzt um den Großteil des IT-Projekts kümmerte, konnte Adam sich auf den anderen Bereich konzentrieren. Natürlich hatte er immer noch mehr als genug zu tun, aber Adam musste nicht zehn Sachen gleichzeitig erledigen, sondern nur noch fünf. Zumindest hatte ich das Gefühl. Und Adam schien keine allzu großen Probleme damit zu haben, dass Timothy das Projekt leitete. Er konnte immerhin auch jederzeit nachfragen, was alles passiert war. Vielleicht sah Adam doch langsam ein, dass es gar nicht so verkehrt war, jemanden einzustellen, der ihm einen Teil der Arbeit abnahm.

Mittwochnachmittag gingen die meisten schon recht früh nach Hause. Es stand ein langes Wochenende vor der Tür, beginnend mit Thanksgiving. Gegen 16 Uhr kam Adam aus seinem Büro. „Wenn du möchtest, kannst du auch Schluss machen. Wir sehen uns dann am Montag", sagte er eine Hand am Türrahmen, die andere in der Hosentasche.

„Ich schreibe hier nur noch was fertig." Ich blickte wieder auf den Computerbildschirm.

„Okay." Adam nickte und ging wieder in sein Büro.

Als ich die E-Mail abgeschickt hatte, ging gerade die Nachricht einer neuen ein. Ich öffnete sie und eine Mitarbeiterin aus L.A., wo Blacktronic eine von acht anderen Niederlassungen hatte, bat mich, ihr ein paar Daten zu übersenden, um diese mit ihren abzugleichen. Da das nicht mehr allzu viel Zeit in Anspruch nehmen würde, stand ich auf und ging in Adams Büro. Er schrieb grade etwas an seinem Laptop, aber als er mich bemerkte, hon den Kopf.

„Ich brauche für L.A. ein paar Daten. Ich habe eben eine Mail von dort erhalten."

Adam nickte. „Sicher."

Ich ging an seinem Schreibtisch und der Sofagarnitur vorbei und öffnete einen Schrank mit unendlich vielen Ordnern. Normalerweise befanden sich die, die ich brauchte, in den Raum hinter meinem Schreibtisch, aber die Unterlagen anderer Zweigstellen, bewahrte Adam bei sich im Büro auf. Ich überflog die Beschriftungen, bis ich die richtige fand und feststellte, dass sich der Ordner ganz oben im Regal befand. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, doch es fehlten gute zwei Zentimeter, damit ich den Ordner hätte herausziehen können. Ich streckte mich nochmal, bis es in meiner rechten Seite zog.

Auf einmal spürte ich Adam und seine Wärme hinter mir. Langsam hob er den Arm und umschloss sanft mein Handgelenk, um meinen Arm herunterzuziehen. Er stand dicht hinter mir und sein Duft umhüllte mich vollkommen. Adam benutze kein Aftershave oder etwas Anderes. Mein rechtes Handgelenk noch immer umschlossen, hob er nun den linken Arm und zog den Ordner, den ich brauchte langsam aus dem Regal. Dabei streifte seine harte Brust meinen oberen Rücken. Adams ganzer Körper presste sich leicht der Länge nach an meinen. Es schien, als kapselte er mich von der Außenwelt ab. Ich schluckte immer wieder schwer und atmete schnell durch den Mund. Ein leichtes Zittern ging durch meinen ganzen Körper. Jede Bewegung schien Adam in Zeitlupe zu vollziehen.

Adam hielt den Ordner vor meinen Oberkörper und ich griff mit der linken Hand danach. Die rechte hielt Adam noch immer fest. Als er den Ordner losließ, streifte er mit den Fingern langsam über meinen Handrücken und das Handgelenk, bis er seinen Arm schlussendlich sinken ließ. Er ließ kurz danach auch mein rechtes Handgelenk los, nicht aber ohne auch über dieses sanft mit den Fingern zu streichen.

So standen wir eine Weile einfach nur stumm dicht hintereinander. Ich atmete keuchend und auch Adams Atem war alles andere als ruhig. Ich spürte, wie sein Herz gegen meinen Rücken hämmerte. Er musste auch meines spüren oder er sah den schnellen Puls an meinem Hals. Sein Atem traf mich im Nacken, weil ich heute einen lockeren Dutt trug. Ein paar lose Strähnen kitzelten mich mit jedem seiner Atemzüge.

Noch einmal tief ein und ausatmend schloss ich die Augen und drehte mich um. Ich öffnete sie und schaute zu Adam auf. Er war gut einen Kopf größer als ich und ich trug fast zehn cm hohe Absatzschuhe. Ich versank in seinen sonst so hellen Augen, die jetzt so dunkel wie die Nacht erschienen und die immer wieder von meinem Mund zu meinen Augen, zu meinem Hals und wieder zu meinen Augen wanderten. Er war unruhig, das konnte ich erkennen. Die Nähe ging ihm also genauso nah wie mir.

Reichst du mir deine HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt