Kapitel 37

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Auch vier Wochen nach der Entführung, waren die Einstichwunden noch nicht ganz verheilt, aber sie schmerzten nicht mehr allzu sehr. Die Ärzte meinten, dass Narben zurückbleiben würden. Auch bei einigen Schnittwunden würde man wohl sehen können, dass es sie gegeben hatte, wenn man genau hinsah. Adam versicherte mir aber mindestens zweimal täglich, dass diese Narben nichts an meiner Anziehungskraft auf ihn ändern würden. Wie die Narben auf meinem Rücken stünden sie für meine Stärke, nicht für meine Schwäche und ich war unglaublich froh, endlich aufatmen zu können. Mit dem Tod von Robert hatte ich das Gefühl, als hätten sich schwere Bleiketten von mir gelöst.

Adam hatte mich vier Wochen lang zu absoluter Bettruhe verdonnert. Die ganze Zeit über hatte er sich um mich gekümmert und hatte die meiste Zeit von Zuhause aus gearbeitet, dass er gefühlt alle 3 Minuten nach mir sehen konnte. Ich musste immer über seine Überfürsorglichkeit schmunzeln, regte mich aber kein einziges Mal auf, denn ich glaube, hätte ich fünf Tage an dem Krankenbett von Adam gesessen, ohne zu wissen, ob ich je wieder seine blauen Augen sehen könnte, würde ich genauso überfürsorglich sein. Was mich aber doch gestört hat, war das Kontaktverbot mit allen anderen. Adam hat sich die vier Wochen rigoros geweigert, die anderen mich besuchen zu lassen. Als wir dann am Wochenende bei den Gräbern meiner Familie gewesen waren, hatte er sich schließlich doch damit einverstanden erklärt, dass ich wieder arbeiten gehen durfte. Einen sarkastischen Kommentar, wie großzügig es war, seine Erlaubnis zu erhalten, behielt ich lieber für mich.

Als ich am Montag früh dann auf Patrick traf, wusste ich zuerst nicht, was ich sagen sollte und was nicht. Aber Patrick löste die seltsame Stimmung sofort, wahrscheinlich ohne sie selbst bemerkt zu haben und hatte mich in eine innige Umarmung gezogen. Dabei hatte er aber akribisch darauf geachtet nicht meine linke Schulter zu berühren.

„Es wurde Zeit, dass er dich wieder aus seiner Höhle rauslässt", sagte Patrick, nachdem er mich wieder losgelassen hatte. Er musterte mich und schien mit dem, was er sah, zufrieden zu sein.

„Danke Patrick", sagte ich schließlich nur und lächelte ihn an. Er nickte. Sein ernster Gesichtsausdruck verschwand sofort wieder, als er sagte: „Aber warn uns das nächste Mal bitte vor, wenn dich ein Psycho entführen will." Ich lachte. „Ich werde es in Adams Terminkalender eintragen, versprochen." Patrick fiel in mein Lachen mit ein und hob dann den Kopf. Ich folgte seinem Blick und drehte mich um. Adam stand in der Tür zu seinem Büro, an den Türrahmen gelehnt und beobachtete uns lächelnd.

„Jetzt werd ja nicht rührselig!", rief Patrick mit erhobenen Zeigefinger. Adam grinste.

„Adam wir sind auf Arbeit, da musst du dich zusammenreißen. Was sollen denn sonst deine Mitarbeiter denken?", fragte ich gespielt schockiert.

„Ich weiß, was ich die letzten vier Wochen vermisst habe", sagte Adam nur kopfschüttelnd.

„Ich auch", stimmte Patrick zu und legte seinen Arm um meine Schulter. „Wird Zeit, dass wir da anknüpfen, wo wir vor ein paar Wochen aufgehört haben. Was meinst du April?"

Ich schaute Patrick irritiert an. „Und das wäre wo?"

Patrick beugte sich grinsend zu mir runter und drückte mir einen Schmatzer auf die linke Wange. Ich riss die Augen auf und schaute ihn fassungslos an. Mein Blick glitt zu Adam, der aus dem Türrahmen herausgetreten war, aber scheinbar nur einen Schritt getan hatte. Auch er sah Patrick mit aufgerissenen Augen an.

„Hast du das gerade wirklich getan?", fragte Adam entgeistert.

„Ja, ja das habe ich."

„Ich schwöre ich weiß nicht, was Patrick damit meinte", beteuerte ich und hob abwehrend die Hände. Ich sah Adam flehend an, damit er verstand, dass ich mit keiner Silbe daran gedacht hatte, dass Patrick mich küssen könnte. Es war ein harmloser Kuss gewesen, das war mir bewusst, aber ich wollte nicht, dass wieder etwas zwischen uns stand.

Reichst du mir deine HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt