Kapitel 5

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Um 19.30 Uhr machte ich schließlich Feierabend. Ich verabschiedete mich von Mister Black, der wie immer noch in seinem Büro über Unterlagen brütete und ging zu Colleen und Anna. Wir vier waren die Einzigen auf der gesamten Ebene. Colleen war für den Eingangsbereich zuständig und kündige jemanden an, wenn er auf dem Weg zu Mister Black war. Sie übernahm somit alle Aufgaben einer Sekretärin aber war auch für die interne Kommunikation zuständig. Ich als Assistentin sollte Adam mehr zuarbeiten. Anna hingegen war wohl ein Computergenie, was ich der hübschen Brünetten gar nicht zugetraut hätte. Sie besaß ein kleines Büro gegenüber von der Küche. Ihren genauen Aufgabenbereich kannte ich noch immer nicht, aber ich versuchte mit den beiden Frauen so wenig wie möglich zu tun zu haben, da ich keine Lust auf falsche Spielchen hatte. Sie mochten mich nicht. Das sollten sie mir dann aber auch sagen oder mich einfach in Ruhe lassen.

Wie fast immer um diese Uhrzeit waren die beiden Frauen vorne am Empfang und schauten zu mir rüber als ich auf sie zutrat. „Also, dann bis Montag", sagte ich und nickte den beiden kurz zu.

„Natürlich. Komm gut nach Hause", sagte Anna.

„Du wurdest nicht gefeuert?", fragte Colleen überrascht.

„Nein. Weswegen sollte ich denn gefeuert werden?"

„Na ja, so wie Mister Black heute Nachmittag mit Mister Rickson an mir vorbei gestürmt ist, dachte ich, dass du etwas verbrochen haben musst", erklärte sie nüchtern.

„Nein. Alles in Ordnung. Es war ein Missverständnis." Ich winkte ab. „Also bis dann. Schönes Wochenende." Mit diesen Worten verließ ich das Büro.

Unten angekommen durchlief ich den weitläufigen Eingangsbereich und wollte gerade aus der Tür treten, als ich Nicks Mom und einen mir unbekannten Mann auf einem der schwarzen Sofas an der Fensterfront sitzen sah. Selbst auf die Entfernung sah ich, wie blass Nicks Mom im Gesicht war. Verwundert blieb ich stehen und bemerkte, dass sie zu zittern schien. Ohne lange nachzudenken, wechselte ich die Richtung und ging schnellen Schrittes auf sie und den unbekannten Mann zu.

„Ich habe das Recht ihn zu sehen."

„Das... Du weißt, das geht nicht. Du bist-" Sie brach ab.

„Doreen, er ist mein Sohn", sagte der Mann drohend und griff nach dem Handgelenk der Frau. Sie zuckte unter dem starken Griff zusammen.

„Doreen so sieht man sich wieder", trällerte ich fröhlich und tat so, als ob ich die Abdrücke auf ihrem Handgelenk nicht sah, die die Hand des Mannes hinterlassen hatte.

Doreen schaute zu mir auf. „Oh... ja", brachte sie heraus.

Ohne den Mann zu beachten, setzte ich mich neben sie und umarmte sie, als würden wir uns schon ewig kennen. Dabei kannte sie noch nicht mal meinen Namen.

„Wir sehen uns. Und lass deinen gottverdammten Bruder aus dem Spiel." Der Mann sah sie eindringlich an.

Ich drehte mich zu dem Mann und musterte ihn. Er war vielleicht Ende 30 und breit gebaut. Seine rotblonden Haare waren kurzgeschoren. Er hatte dunkelgrüne Augen, die etwas glasig wirkten. Nicks Vater, schoss es mir durch den Kopf.

Scheinheilig fragte ich ihn: „Drohen Sie ihr gerade?"

„Nein. Das würden Sie merken", zischte er mir zu und damit verschwand er. Ihn nicht weiter beachtend blickte ich wieder zu Doreen.

„Mein Name ist April Young. Ich habe am Montag Ihren Sohn kennengelernt, als er und ich ineinander gerannt sind", stellte ich mich vor.

„Danke", sagte sie schlicht. Sie war ziemlich durch den Wind. Ich bemerkte, dass sie gedanklich noch bei dem Mann war. Daher fragte ich sie: „Warten Sie auf jemanden?" Doreen blinzelte und registrierte meine Frage.

Reichst du mir deine HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt