Ein paar Monate später im April...
„Mister Black wird sich bei Ihnen melden. Auf Wiederhören." Ich beendete das hoffentlich letzte Telefonat des Tages und lehnte mich seufzend in meinem Stuhl zurück. Um meine Nackenmuskulatur etwas zu entspannen, bewegte ich meinen Kopf hin und her. Besser wurde es aber nicht wirklich. Die Woche war anstrengend gewesen, denn Adam stand kurz davor die Leitung von Carters der Juwelierkette, wegen der ich an Thanksgiving einmal quer durch San Francisco hatte fahren müssen, zu übernehmen. Carter würde in zwei Wochen in den Ruhestand gehen und danach sollte Adam lückenlos die Leitungsposition übernehmen. Das führte dazu, dass in den letzten Wochen bei Blacktronic die Hölle los war. Adam suchte noch nach einem geeigneten CEO für die Juwelierkette, aber bisher hatte er keinen passenden Anwärter gefunden. Doch er selbst würde es einfach nicht schaffen das Unternehmen allein zu leiten. Ich würde ihn das auch nicht machen lassen, denn ich wollte mir nicht mit ansehen, wie er sich zu Tode arbeitete.
„Verspannt?", fragte Adam und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich schaute zu ihm herüber. Er trat aus seinem Büro, das schwarze Jackett über die Schulter geschmissen und die Krawatte gelockert um den Hals hängend. Er schien bereit für den Feierabend zu sein. Das war ich schon vor drei Stunden gewesen. Zumindest fühlte ich mich so, als hätte er vor drei Stunden sein sollen. Ich nickte nur träge als Antwort. Kurz darauf stand er hinter meinem Stuhl und massierte meinen Nacken. Ich seufzte wohlig.
„Wow, das darfst du jetzt öfter machen", seufzte ich wohlig nach ein paar Minuten. Innerhalb kürzester Zeit hatte sich meine Verspannung gebessert.
„Sicher", sagte er nur und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Ich habe eine Überraschung für dich", flüsterte er dann in mein Haar.
Ruckartig setzte ich mich kerzengerade auf und drehte mich mit meinem Drehstuhl zu ihm um. Erwartungsvoll blickte ich zu ihm auf.
„Was denn für eine Überraschung?", fragte ich und wartete, dass er mir verriet, was er vorhatte. Aber Adam lachte nur und schüttelte den Kopf. „Liebling, es wäre keine Überraschung, wenn ich es dir sagen würde. Komm mit, ich zeige es dir."
Ich zog einen spielerischen Flunsch. „Das ist fies."
„Jetzt sei nicht eingeschnappt. Na komm ich habe es dir extra jetzt erst gesagt, damit du nicht von der Arbeit heute abgelenkt wirst. Stell dir mal vor, ich hätte es dir gestern schon oder letzten Monat erzählt."
Ich riss die Augen auf. „Du planst das schon seit einem Monat?"
Adam winkte ab. „Länger, aber das tut nichts zur Sache. Es ist nichts Großes, aber es wird dir gefallen."
Ich stand auf und blickte ihm in die Augen. „Also gut Mister Black. Nach Ihnen." Ich deutete zu den Aufzügen. Ich wusste, dass Adam mir nichts gekauft hatte, denn wir hatten uns schon mindestens zehnmal deswegen in den Haaren gehabt. Ich fand es einfach vollkommen spießig ein 20.000 $ Armband zu tragen, das für mich nicht anders aussah, als die ganzen Fälschungen, die man für nicht mal zehn $ bekam. Seither hatte Adam mich immer mit anderen Sachen überrascht. Spontane Spaziergänge am Strand oder ein Picknick im Park. Wir sind auch mitten in der Nacht einmal an den Strand und haben die Sterne beobachtet. Als Adam gehört hatte, dass ich noch nie in meinem Leben eine Sternschnuppe gesehen hatte, hat er mich am Abend gleich rausgeschliffen und wir haben solange auf der Decke im Sand gelegen, bis ich meine Sternschnuppe gesehen habe. Ich war so kindlich aufgeregt gewesen, dass ich dabei vollkommen vergessen hatte, mir etwas zu wünschen. Aber ehrlich gesagt war ich mit meinem Leben wirklich rundum zufrieden. Da musste ich mir nichts wünschen, denn ich hatte alles, was ich brauchte. Viele Jahre war ich immer damit zufrieden gewesen, von Robert in Ruhe gelassen zu werden. Aber auch wenn ich mir eingeredet hatte, dass es mir gut ging, so wurde ich von Adam eines Besseren belehrt. So wie es jetzt war, so war es gut. Wirklich gut.
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Reichst du mir deine Hand
Romance„Wenn du dich hier wohlfühlst, warum zum Henker willst du dann kündigen?" „Ich will nicht, ich muss. Ich werde alles, was mich umgibt mit mir runterreißen. Das kann ich dir und deiner Firma nicht antun." „Dumme Ausreden. Nenn mir einen Grund, waru...