Kapitel 23

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Die Männer unterhielten sich schon eine Weile über die Arbeitswelt und ähnliche Themen. Ich nahm nicht wirklich aktiv an dem Gespräch teil, aber Adam stand die ganze Zeit so nah bei mir, dass ich mir seiner und meiner Gegenwart vollkommen bewusst war. Ich war umhüllt von seiner Stimme, seinem Duft, seiner Ausstrahlung. Allem.

Alle fünf konnten die Themen so fließend wechseln, wie ich es selten bei anderen gesehen hatte. Ich war ehrlich erstaunt gewesen. Meistens drehte sich das Gespräch um wirtschaftliche oder finanzielle Dinge. Nur einmal erkundigte sich Adam nach Liams Frau. Wie ich herausfand, hatten sie alle zusammen schon das ein oder andere Projekt auf die Beine gestellt und sich somit gegenseitig zum Erfolg verholfen. Das bewunderte ich sehr. Sie vertrauten einander blind. So eine enge Freundschaft, die fast schon einem brüderlichen Verhältnis glich, war beeindruckend. Ich selber kannte das nicht. Ich war meiner Schwester immer sehr nah gewesen, aber sie war auch meine wirkliche Schwester gewesen. Echte Familie. Diese fünf Männer hatten sich vielleicht nicht gesucht, aber gefunden.

Die ganze Zeit über konnte ich Hughs prüfenden Blick auf mir spüren. Ich wusste nicht, ob der Alkohol so schnell gewirkt hatte, oder ich einfach nur die Konfrontation mit ihm endlich suchen wollte, aber irgendwann hatte ich genug. Von jetzt auf gleich sah ich ihm direkt in seine tiefschwarzen Augen, als ich voller Sarkasmus in der Stimme sagte: „Keine Sorge, sollte mir Adams Konto nicht mehr ausreichen, dann gibt es sicher ein paar andere Männer, die ich heute bezirzen kann." Es passte gar nicht in den Kontext des Gesprächs, aber das war mir in diesem Moment egal. Die anderen verstummten und sahen mich verwirrt an. Hugh fixierte mich weiterhin. Nun aber mit zusammengekniffenen Augen.

„Bitte?", fragte er mit versteinerter Miene.

„Hugh, ein für alle Mal. Es interessiert mich nicht, wie viele Nullen auf Adams Konto liegen. Wie viel Geld du, Mike, Patrick oder einer der anderen Männer hier im Raum haben, spielt für mich auch keine Rolle. Wenn ich Adams Geld wollen würde, hätte ich mich ihm schon an den Hals geworfen. Ich bin nicht so wie-" Ich brach ab, als mir aufging, dass nicht Adam selbst mir erzählt hatte, dass seine Ex so gewesen war. „Wie irgend so ein Miststück", beendete ich meinen Satz. „Verdammt! Kein Geld der Welt kann mir helfen ihn und irgendjemand anderen näher an mich heranzulassen, als ich es will und kann. Also würde es mich echt freuen, wenn ich nicht die ganze Zeit deinen finsteren Blick auf mir spüren würde", schloss ich meinen Monolog. Die Männer schwiegen weiterhin und starrten mich alle an.

„Ich bin kurz auf Toilette", sagte ich genervt und drehte mich um. Ich hatte keine Ahnung, wo die Toiletten lagen, bis ich ein Schild sah und dem Pfeil, der nach rechts zeigte, folgte. Unterwegs lief mir ein Kellner über den Weg und ich stellte mein drittes leeres Champagnerglas auf seinem Tablett ab.

Im Toilettenvorraum, stellte ich mich vor den großen Spiegel, der oberhalb der drei Waschbecken die ganze Wand einnahm, und musterte mein Spiegelbild. Gerötete Wangen von dem Champagner und etwas überhitzt, weil mich die ganze Umgebung so umhaute. Die Feier, Adam, Hugh und und und. Glücklicherweise war ich allein, was bei einer Damentoilette echt ein Sonderfall war. Ich ließ kaltes Wasser über meine Handgelenke laufen, um mich abzukühlen und zu beruhigen.

Hatte ich gerade wirklich Hugh vor seinen Freunden bloßgestellt? In der Öffentlichkeit auf einer Benefizgala? Ich hätte ihm das auch unter vier Augen sagen können, aber es war einfach mit mir durchgegangen. Oder ich hätte weiter schweigen können. Hugh war Adams Freund und somit war klar, auf wessen Seite Adam stehen würde, sollte sich daraus nun ein größerer Konflikt entwickeln. Über meinen Hitzkopf überrascht, schüttelte ich leicht den Kopf. Immerhin saßen Frisur und Kleid noch richtig. Dennoch rumorte es in meinem Magen, als ich daran dachte, gleich wieder Hugh gegenüberstehen zu müssen.

Reichst du mir deine HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt