Kapitel 27

14.2K 685 77
                                    

Timothy starrte mich eine Weile lang einfach nur an. Irgendwann ging sein Blick zu Adam, Patrick, Liam, Mike und letzten Endes zu Hugh. Dieser nickte leicht, als wollte er meine Aussage bestätigen. Timothy schaute wieder zu mir, als ich sagte: „Hätte ich mich nicht gewehrt, dann wäre ich zusammen mit meiner Schwester an diesem Tag gestorben." Augenblicklich griff Adam nach meiner Hand und umschloss sie. Sein Griff war erstaunlich fest. Ich betrachtete ihn aus dem Augenwinkel. Er hatte seinen Blick auf unsere verschlungenen Finger geheftet, als müsste er sich vor Augen führen, dass ich lebend aus der ganzen Sache wieder herausgekommen war. Timothys und auch Hughs Blick gingen zu unseren Händen. Nach einer Weile blickte Timothy wieder auf.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Spaziergang wird", sagte er zweifelnd.

„Aber du hilfst mir?", fragte ich vorsichtig und ein wenig hoffnungsvoll.

Timothy erwiderte meinen Blick eine Weile. „Für dich und den Boss und davon nur das Beste", wiederholte er, was er schon so oft zu mir gesagt hatte.

Ich lachte erleichtert auf, denn eine weitere Last fiel von meinen Schultern. Ich hatte sechs Männer um mich, die mir helfen würden, all das zu überstehen. Zwar hatte ich keine Freundin, der ich all das erzählen konnte, aber ich hatte jetzt Adam und mit ihm hatte ich andere Menschen gefunden, die mir halfen und mich unterstützten. Langsam ließ ich meinen Kopf gegen Adams Schulter fallen. Erst jetzt merkte ich, wie angespannt ich gewesen war, bevor Timothy mir versprochen hatte, zu helfen. Es war für mich noch schwer zu begreifen, dass die Männer zu mir standen, obwohl sie wussten, was ich getan hatte. Aber so ganz langsam begann auch ich zu verstehen, dass ich damals keine andere Wahl gehabt habe.

„Ich werde das offizielle Video besorgen. Dann wissen wir, auf was wir bei den anderen Daten, die Olsen hat, achten müssen", sagte Hugh und tippte auf seinem Handy herum. „Ich würde sagen Montagnachmittag habe ich es spätestens. Von Samstag zu Sonntag jemanden nach einem Video von vor sechs Jahren zu fragen, würde Aufmerksamkeit erregen und die möchte ich so gut es geht vermeiden."

Adam nickte. „Danke Hugh." Mir war nicht wohl bei der Sache. Ich hatte mir das Video bei der ersten Gerichtsverhandlung ansehen müssen, danach aber immer wieder schlichtweg geweigert, es mir nochmal und nochmal anzusehen. Dass jetzt Adam und die anderen es sich ansehen wollten, gefiel mir ganz und gar nicht. Denn was war, wenn das Video ihre Meinung ändern würde? Was wäre, wenn Adam mich danach abstoßend finden würde?

Hugh stand auf. „Also sehen wir uns Montag." Er verabschiedete sich mit einem Nicken in die Runde und bei Adam mit einem Schulterklopfen. Kurz darauf war er aus dem Raum verschwunden.

„Entschuldigt mich bitte kurz", sagte ich kurz darauf, stand auf und verließ ebenfalls das Büro. Mir waren die fragenden Blicke der anderen bewusst, aber das hielt mich nicht von meinem Vorhaben ab. Ich lief zu den Fahrstühlen, um Hugh abzufangen.

„Hugh, warte bitte." Er hielt die Fahrstuhltür auf und ich stellte mich in die Tür, dass sie nicht zugehen konnte.

„Es tut mir leid, wie ich gestern reagiert habe. Ich hätte nicht so und vor allem nicht vor den anderen so mit dir reden dürfen. Trotzdem hilfst du mir. Dafür wollte ich mich bedanken und gleichzeitig entschuldigen."

Hugh legte den Kopf schief und musterte mich. „Ehrlich gesagt fand ich deine Rede gestern Abend ganz nett."

Ich blickte ihn irritiert an. „Ganz nett?" Hatte ich ihn richtig verstanden?

„Es kommt sehr selten vor, dass jemand und vor allem eine Frau die direkte Konfrontation mit mir sucht. Du hättest auch wie jede andere Frau giftige Blicke verteilen können oder mich bei Adam versuchen schlecht zu machen."

Reichst du mir deine HandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt