Kapitel 11

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,,Was hat das zu bedeuten?", fragte ich ihn. ,,Manche Geschichten werden halt wahr, Mia." ,,Geschichten? Welche Geschichten?",,Es ist besser, wenn ich es dir zeige..." ,,Was willst du mir zeigen?" ,,Komm einfach mit raus.", antwortete er nervös. Okaaaay??

Wir gingen raus in den Wald und er lief zielsicher in eine Richtung, während ich ihm hinterher stolperte. Wo bringt der mich hin?? Will er mich etwa mitten im Wald umbringen oder was?
Nach fünfzehn Minuten Fußmarsch kamen wir an einem schicken "Häuschen" an. Naja, also eigentlich war es eher eine kleine Villa. ,,Was ist das für ein Haus?", fragte ich außer Atem. ,,Wirst du gleich sehen.", antwortete er mir und ging auf die Tür zu. Er blieb stehen, kramte in seiner Hosentasche und zog anschließend einen Schlüssel heraus. Mit diesem schloss er die Tür auf und sie öffnete sich fast geräuschlos.
,.Komm mit.", sagte er und lief hinein. Ich lief ihm leicht überfordert hinterher. Wir kamen in einen großen Raum, den ich sofort als Wohnzimmer identifizieren konnte, da dort mehrere Sofas und ein riesiger Flachbildfernseher standen. Auf den Sofas saßen Claire, Emelie, Amelia und viele Leute die ich noch nie gesehen habe. Ich entdeckte sogar zwei kleine Kinder, aber auch ein paar ältere Leute. ,,Was machen wir hier?", flüsterte ich Oliver zu. Er aber gab mir keine Antwort, sondern zog mich weiter durch das Haus und dann eine Treppe hinauf. Oben angekommen blieben wir vor einer großen, schwer aussehenden Tür stehen. Oliver klopfte und von innen kam ein kräftiges 'Herein'.

Er öffnete die Tür und trat ein. Als er bemerkte, dass ich ihm nicht folgte, drehte er sich um und sah mich fragend an. Mit zögerlichen Schritten folgte ich ihm. Wir betraten einen großen Raum. Gegenüber von der Tür war eine große Fensterwand, von der  aus man in den Wald schauen konnte. Vor dem Fenster stand ein riesiger Schreibtisch, auf welchem viele Blätter und Ordner verteilt waren. In dem Sessel dahinter saß ein Mann, welcher auf den ersten Blick wie eine ältere und ernstere Version von Oliver aussah.

,,Setzt euch.", sagte er und schaute mich dabei durchgehend mit seinen intensiv-blauen Augen an. Oliver ließ sich auf einen der zwei Stühle fallen, die in diesem Raum standen. Ich schritt auf den anderen zu und setzte mich ebenfalls hin. ,,Wie viel weiß sie?", fragte der Mann, der, vermute ich jedenfalls, Olivers Vater ist. Oliver antwortete: ,,Nichts, außer das sie meine Mate ist." ,,Nun gut, dann werde ich ihr das Wesentliche erklären.", erwiderte sein Vater darauf. ,,Also, wie du vielleicht schon festgestellt hast, bin ich Olivers Vater, aber du kannst mich Eric nennen. Ich bin der Alpha eines Rudels und Oliver ist mein Nachfolger. Wenn ich mein Amt abtrete, wird er die Alpha-Rolle übernehmen und du wirst, als seine Mate und Luna, an seiner Seite stehen und dich um das Rudel kümmern."

Rudel?

Luna?

Alpha?

Waaaaaaas???

,,Ganz einfach Mia, wir alle sind Werwölfe.", antwortete mir Oliver.
Woher wei-
,,Ich kann immernoch deine Gedanken lesen, schon vergessen?"
Ach ja, stimmt.
,,Haha, ja klar... Werwölfe... haha", gab ich verwirrt und auch unsicher von mir und versuchte irgendwie die Situation nicht ganz so seltsam bleiben zu lassen.
,,Nein wirklich, es ist die Wahrheit.", reagierte Oliver auf meine Worte. ,,Und das heißt jetzt, dass du immer an Vollmond als halber Mensch und halber Wolf durch die Wälder rennst und den Mond anheulst oder wie darf ich das jetzt verstehen?", fragte ich sicherheitshalber nach. ,,Nein natürlich nicht, wir entspringen doch nicht aus irgendeinem schlechten Hollywood-Film. Wir können und wann immer wir wollen in Wölfe verwandeln und wir heulen nur, um und untereinander zu verständigen."
,,Und was hat das jetzt alles mit mir zu tun?", fragte ich skeptisch nach.

,,Nun, zum einen, kannst du dies akzeptieren, Oliver als deinen Mate annehmen und dich von ihm markieren lassen. Oder du akzeptierst ihn nicht, aber wenn es zu diesem Falle kommen sollte, dann lass dir gesagt sein, dass es weder für dich noch für ihn gut ausgehen wird. Du wirst niemals wieder Liebe für jemandem empfinden können und dein Leben ohne Gefühle verbringen müssen und Oliver wird sich nie wieder verwandeln können. Also überlege gut, wie du dich entscheidest.", erklärte mir Olivers Vater.

Ich schaute ihn mit großen Augen an. Okay...das muss ich erstmal sacken lassen. Ich wendete meinen Blick zu Oliver, der in der letzten Zeit kaum geredet hatte. Er saß mit ernstem Blick auf den Stuhl, starrte seine Fußspitzen an und kaute hochkonzentriert auf seiner Unterlippe herum.

Er ist schon ganz schön heiß...

Man May, halt die Klappe, das bringt mich jetzt auch nicht weiter.

Ruhig Tiger, ich hab nur meine Meinung geäußert. Viel wichtiger ist doch jetzt, wie entscheidest du dich. Nimmst du ihn an oder lehnst du ihn ab?

Gute Frage, nächste Frage. Wenn ich das nur wüsste.

,,Du musst dich natürlich nicht sofort entscheiden. Ich kann verstehen, dass du diese ganzen Informationen erstmal sacken lassen musst. Lass dir soviel Zeit, wie du brauchst, aber bitte, vergiss nicht, was ich dir gesagt habe.", meinte Olivers Vater noch. ,,Ihr dürft jetzt gehen." Mit diesen Worten widmete er sich wieder den Blättern und Ordnern auf seinem Schreibtisch. Oliver erhob sich langsam von seinem Stuhl und ich tat es ihm gleich. Er lief vorne weg aus der Tür raus, ich folgte ihm und ich schloss sie anschließend hinter mir.
,,Hast du Angst?", fragte er mich, nachdem wir uns zwei Minuten nur angeschwiegen hatten. ,,Nein, sollte ich denn?" ,,Nein natürlich nicht." ,,Gut."
Schweigen...

,,Was machen wir jetzt?", fragte ich ihn, um ein Gespräch aufzubauen. ,,Jetzt? Jetzt werde ich dir das Rudel vorstellen."

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt