Kapitel 25

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Total in Panik rannte ich zurück zur Partylocation, um irgendjemanden aus dem Rudel ausfindig zu machen. Ich drängte mich an den zusammenstehenden Menschen vorbei und bekam den ein oder anderen Ellenbogen in die Seite gestoßen, doch das hielt mich nicht davon ab, weiterzusuchen. Ich spürte mein Herz schlagen und mir lief der Schweiß eiskalt den Rücken hinunter. Wenn ich nicht bald jemanden finde, kippe ich gleich um!

Beruhige dich oder willst du dich vor den Augen aller verwandeln?!

Nein, alles gut, ich bekomme das hin.
Doch so ganz glaubte ich selber nicht daran.
Im Augenwinkel konnte ich blonde Haare erkennen und als ich mich dorthin umdrehte, sah ich Claire, die sich ebenfalls in der Menschenmenge umsah. An ihrer Seite war Collin, der mich auch gerade entdeckt hatte und Claire auf mich aufmerksam machte. ,,Oh mein Gott, was ist hier passiert? Wo sind Amelia und Emelie, was ist mit Oliver?? Ist irgendjemand verletzt??", fragte sie mich aufgebracht, als ich zu den beiden ging. ,,Ich weiß nicht, was passiert ist oder wo Amelia und Emelie sind. Als Oliver und ich aus dem Park hierher zurückgekehrt sind, hat es schon gebrannt und ich habe die beiden nicht finden können. Er ist dann hinter irgendetwas, oder vielmehr, hinter irgendwem hergelaufen, aber ich habe ihn am Waldrand verloren. Und schwer verletzt wurde keiner, nur Alaric wurde ausgeknockt und eben abtransportiert.", erzählte ich schweratmend, da ich von meinem Verfolgungslauf immernoch außer Puste war. ,,War es ein Angriff?", fragte Collin mich. ,,Ganz ehrlich, ich habe absolut keine Ahnung was passiert ist. Ich hatte gehofft Olivers Dad oder einen anderen Erwachsenen aus dem Rudel zu finden, der wüsste, was wir jetzt zutun haben." ,,Ich weiß zwar nicht, was wir jetzt machen sollen, aber Dad meinte immer, dass wir bei einem Notfall oder Angriff umgehend ins Rudelhaus zurückkehren sollen. Vielleicht sind Amelia und Emelie auch schon dort.", klinkte sich Claire in das Gespräch ein. ,,Okay, dann lasst uns die restlichen Rudelmitglieder hier aufspüren und anschließend zurückgehen." Ich lief zwar hinter Claire und Collin her, doch ich machte mir schreckliche Sorgen um Oliver. Ich wusste dass er stark ist und gut kämpfen konnte, aber wenn er in einen Hinterhalt gerät, dann war ich mir nicht sicher, ob er da lebend wieder herauskommen würde, da er vollkommen alleine auf der Jagd war.

Eine Stunde später kamen Collin, Claire und ich mit 7 weiteren Werwölfen völlig erschöpft im Rudelhaus an. Dort roch es extrem nach Rauch und wir dachten schon, dass es hier auch brannte, jedoch waren es nur Klamotten die irgendjemand nach dem Waschen zum Trocken in das Wohnzimmer gehangen hatte, jedoch war der Geruch nicht ganz verschwunden. ,,Kommt wir gehen nach oben zu Dad.", forderte Claire mich und Collin auf, der Rest verteilte sich auf ihre Zimmer und die Küche. Es war mitten in der Nacht und ich war unglaublich müde, doch ich konnte nicht schlafen gehen, bevor ich wusste, ob es Oliver gut ging. Wir folgten Claire die Treppe hinauf und blieben vor der Bürotür ihres Vaters stehen. Ich war ihm zwar mittlerweile des Öfteren begegnet, aber er jagte mir immernoch einen kalten Schauer den Rücken hinunter, wenn er mich auch nur ansah.

Ist ja kein Wunder, immerhin ist er immernoch unser Alpha.

Aber nicht mehr lange.
Eigentlich sollte Olivers Alphazeremonie morgen Nacht bei Vollmond vollzogen werden, aber nach den heutigen Ereignissen war ich mir nicht mehr so sicher, ob es stattfinden soll, geschweige denn, ob Oliver bis dahin überhaupt zurückgekehrt war.
Und wieder überrollten mich tausend Fragen. Geht es ihm gut? Ist er verletzt? Warum meldet er sich nicht? Was wenn das eine Falle war?

Claire hob die Hand um zu klopfen, als wir von drinnen die laute Stimme ihres Vater vernahmen. Die Tür und die Wände waren dick, aber dennoch konnte ich jedes Wort so deutlich hören, als ob er neben mir stehen würde. ,,Diese hinterhältigen Gestalten! Ich fasse es nicht! Erst nehmen sie mir meine Frau und meinen jüngsten Sohn und jetzt versuchen sie mein ganzes Rudel abzuschlachten. Ich kann's kaum glauben! Und was machst du?! Rennst Ihnen ohne nachzudenken hinterher. Was wenn sie dich auch noch entführt hätten? Du willst Alpha werden, aber anstatt dass du mit deinem Rudel kämpfst, rennst du wie ein Kind alleine los, ohne über die Konsequenzen nachzudenken! Du hast eine Verantwortung zu tragen, verdammt!" Man hörte wie etwas gegen die Wand knallte und kurze Zeit später öffnete sich die Tür und Oliver trat heraus. Überwältig dass es ihm gut ging schmiss ich mich in seine Arme und drückte mein Gesicht an seine Brust, damit ich nicht anfing zu weinen. Auch er schlang seine Arme um mich und drückte mich an sich. ,,Gott sei Dank, es geht dir gut.", nuschelte er in meine Haare. Ich schaute hoch in sein Gesicht und erkannte, dass er zwei Kratzer am der rechten Wange hatte und dass eins seiner Augen angeschwollen und blutunerlaufen war, ganz so als hätte er sich mit jemandem geprügelt. Ich merkte außerdem, dass er seinen rechten Fuß nicht richtig belastete. ,,Wer war das?" ,,Ein Vampir aus Logans miserablem Clan. Er hat auch das Feuer gelegt." ,,Und Alaric ausgeknockt.", mischte sich Collin in unser Gespräch ein. Oliver hob den Kopf und schaute ihn an. ,,Hast du ihn eingeholt?", fragte Collin. ,,Ich habe ihn tatsächlich gefangen, jedoch kamen wie aus dem Nichts drei weitere Vampire zu uns und halfen ihm zu entkommen. Bevor sie verschwanden meinten sie, dass sie eine Botschaft von Logan für uns hätten." ,,Und welche?" ,,Das war mein letzter Schachzug, ihr wisst schon was damit gemeint ist." Alle drei schauten sich in die Augen und in jeden von ihnen erkannte ich Erkenntnis, nur ich war verwirrt. ,,Ähm nein, ich weiß nicht ganz was gemeint ist." ,,Dass er sich für seinen Vater rächen wird."

Am nächsten Morgen wurde ich von Oliver geweckt, als er versuchte leise aufzustehen, ich es jedoch trotzdem hörte. Man, diese geschärften Sinne haben nicht nur Vorteile. ,,Guten Morgen.", murmelte ich und bemerkte wie Oliver, der mit dem Rücken zum Bett am Schrank stand zusammenzuckte. Anscheinend dachte er wirklich, dass ich noch schlafe. ,,Das mit dem leise Aufstehen muss ich wohl noch üben.", schmunzelte er, als er sich zu mir umdrehte. ,,Es ist für mich immernoch so unwirklich, dass du so viel besser hören kannst, als vorher."
Oliver ging es schon wieder besser und deswegen waren wir den ganzen Tag nur im Wlad unterwegs, einerseits um zu trainieren, andererseits um zu kontrollieren, ob irgendwelche Vampire in unserem Gebiet waren. Das Training bestand dieses Mal daraus, meinen Hör- und Geruchssinn zu benutzen und zu präzisieren. Oliver erklärte mir, wie ich die einzelnen Gerüche besser wahrnahm und die unwichtigen herausfilterte und ausblendete. Genauso auch bei meinem Hörsinn. Außerdem versuchte er, dass ich mich gut mit May verstand, was nicht so einfach war, da sie immer wieder sehr sarkastisch wurde und mir das Gefühl gab nicht mit mir arbeiten zu wollen. ,,Ich verstehe das nicht. Gestern haben wir uns voll gut verstanden und heute tut sie wieder so, als würde sich mich nicht ab können." ,,Das ist nicht schlimm, du hättest mich mal erleben sollen, als ich mich mit meinem Wolf auseinandersetzen musste." ,,Aber du als geborener Werwolf hast es da viel einfacher." ,,Das stimmt zwar, aber ich habe auch meinen Vater und andere Rudelmitglieder beobachtet, die den gebissenen Werwölfen das Verwandeln beigebracht haben und bei denen gab es auch Probleme, also mach dich nicht verrückt deswegen."
Ich wollte gerade etwas erwiedern, als ich ein Knacken im Gebüsch hörte und anschließend zwei Stimmen, die miteinander redeten, jedoch konnte ich nicht verstehen worüber, da ich erstens noch nicht so geübt darin war und sie zweitens flüsterten. ,,Hörst du das?", flüsterte ich Oliver zu und er nickte. ,,Lass uns die Verfolgung aufnehmen."

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt