Kapitel 29

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Keine zehn Minuten später kam sie wieder herein, wurde aber dieses Mal von Oliver begleitet, der, sobald er mich sah, seine Arme um mich schlang und mich an sich drückte. ,,Gehts dir gut?", fragte er mich anschließend und schaute mich mit seinen blauen Augen aufmerksam an. ,,Ich denke schon. Wie geht es dir? Und den anderen? Was ist passiert?", stellte ich ihm die Fragen, die mir schon seitdem ich aufgewacht bin im Kopf herumschwirrten. ,,Jetzt wo du wach bist, geht es mir um einiges besser. Den anderen geht es auch soweit gut. Du warst oben, als die Vampire kamen. Ich und die anderen haben uns auf sie gestürzt und versucht sie davon abzuhalten ins Rudelhaus einzufallen. Wir hatten den Befehl erhalten sie nicht zu töten, aber selbst als wir sie verletzt hatten lag ihr einziges Ziel daran, zum Rudelhaus zu gelangen. Als ihnen dies jedoch nicht gelang, haben Sie mit Hilfe ihrer Hexe Valentina eine Explosion in der unteren Etage ausgelöst und somit einige der Frauen und Kinder getötet. Ich wollte sofort rein und dich und die Anderen holen, aber zuerst musste ich mich gegen Logan und Ryan behaupten. Ich hätte sie beide gerne einen Kopf kürzer gemacht, aber ich musste zu dir. Als ich dich schließlich fand, warst du bewusstlos und sehr schwach. Du hattest sehr viel Blut verloren. Ich trug dich nach unten und führte auch noch die Frauen und Kinder aus dem Haus. Danach habe ich dich mit Dad hier her gebracht. Die anderen Wölfe haben die Vampire verfolgt, die sich währenddessen aus dem Staub machen wollten, aber sie konnten nur drei oder vier gefangen nehmen."
,,Und warum sagt mir jetzt eigentlich keiner, was mit mir los ist?!", fragte ich ihn vorwurfsvoll. ,,Ich weiß doch, dass mir hier irgendwas verheimlicht wird." In seinen Augen sah ich Ungehagen aufblitzen, gefolgt von Besorgnis, bevor er seine Gefühle wieder versteckte. Langsam ging mir diese Geheimniskrämerei tierisch auf die Nerven. ,,Ich... ich weiß nicht was du meinst...", gab Oliver sehr unsicher von sich, woran ich erkennen konnte, dass er mich anlog. Wut flammte in mir auf und ich richtete mich auf und stieg aus dem Bett. Wieder mit beiden Beinen auf den Boden begann ich erstmal zu taumeln, sodass Oliver mich festhalten musste. Nachdem ich mir sicher war, dass ich wieder alleine stehen konnte, stieß ich Olivers Hände von meinen Hüften und stellte mich aufrecht hin. ,,Jetzt sagt mir doch was los ist!" Oliver und Ayleen sahen betreten zu Boden und ich spürte, dass ich nur noch wütender wurde. ,,Okay, wenn niemand hier es für nötig hält mir die Wahrheit zu sagen, dann werde ich jetzt gehen und es alleine herausfinden. Auf Wiedersehen!" Mit diesen Worten schnappte ich mir meine Jacke von dem im Raum stehenden Stuhl, rannte durch die Tür und schmiss diese hinter mir zu. Wütend stapfte ich weiter, wurde aber kurz vor der Haustür am Handgelenk gepackt und zurückgezogen. ,,Jetzt warte doch ma-" ,,Nein ich warte jetzt nicht!" ,,Aber du mus-" ,,NEIN!"
Ich riss mich von Oliver los und versuchte mich zu beruhigen, jedoch konnte ich mich nicht auf etwas beruhigendes fokussieren, denn alles an was ich denken konnte war, wie ich von hier wegrennen konnte. ,,Mia bitte sieh mich an, ich muss dir helfen. Du brauchst Hil-" ,,Ich brauch keine Hilfe von dir oder von irgendwem! Ich muss, ich muss-" ,,Mia?"
Mit einem gellenden Schrei brachen meine Knochen im Rücken und meine Beine begannen sich zu verformen. Ich schmeckte Blut in meinem Mund und ich spürte wie lange scharfe Zähne meinen Kiefer durchbrachen. Ich spürte wie mein gesamter Rücken sich verkrümmte und meine Haut von Fell überwachsen wurde. Ich kniff meine Augen zusammen und versuchte nicht noch mehr vor Schmerz zu schreien.

Langsam ließ der Schmerz nach und ich schlug langsam meine Augen auf. Oliver schien plötzlich um einiges gewachsen zu sein, denn ich musste meinen Kopf bis in den Nacken legen, um in sein Gesicht sehen zu können. Seine Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und ich wollte gerade fragen, was los ist, als ich bemerkte, dass Oliver nicht gewachsen, sondern ich geschrumpft war. Ich schaute hinter mich in den Flur, denn dort hing ein Spiegel an der Wand. Zögernd ließ ich meinen Blick hinübergleiten. Als ich mich dort sah zuckte ich erschrocken zusammen. Meine Augen waren giftgrün, so wie ich sie schon bei May erkennen konnte, jedoch war mein Fell nicht schwarz, wie es zu erwarten war, da May ebenfalls schwarze Haare gehabt hatte, sondern es war dunkelgrau mit einem fast blauen Schimmer. Es war mit kleinen weißen Flecken durchzogen und ich sah aus wie ein verdammter Nachthimmel. Ich schaute wieder zurück zu Oliver und als ich erkannte, dass er auch nicht wusste was los war, durchflutete mich eine Welle der Angst, ich drehte mich wieder um und stürmte durch den Flur hinaus und verschwand im Wald.

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt