Kapitel 24

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Es folgt die mehr oder weniger obligatorische Partyszene.
Nachdem wir vier an der Location angekommen und ausgestiegen waren, wurden wir von wummernden Bässen und nach Alkohol riechenden Pärchen empfangen, welche sich nach draußen verdrückt hatten und sich hier nun auffrasen. Ein Paar fiel uns besonders auf, denn der Typ war bestimmt zwei Köpfe größer als das Mädchen und hatte seinen Mund so weit aufgerissen, dass das arme Mädchen bald keine Luft mehr bekam.

Und dies war das letzte Mal, dass jemand sie gesehen hatte. Möge sie in Frieden im Bauch ihres Lovers ruhen!

Am Eingan des Clubs begrüßte uns ein dunkelhaariger braunäugiger Junge, der ungefähr in unserem Alter sein müsste und sich als Collin vorstellte. ,,Hey, du musst Claire sein.", sprach er sie an und ich merkte aus dem Augenwinkel, wie sie unter ihrem Make-Up rot wurde, was aber durch ihr Rouge nicht weiter auffiel. ,,Ja genau, dass bin ich." ,,Also, ich wurde von eurem Vater engagiert, damit hier nur geladene Gäste rein- und rauskommen. Das Problem ist jetzt nur, dass ich keine Ahnung habe, wer geladen ist, da ich möglicherweise aus Versehen die Namensliste verlegt habe.", sagte er nervös und kratzte sich verlegen im Nacken. ,,Kein Problem, komm mit. Ich habe die Liste hier auf einem der Computer gespeichert, dann drucke ich sie dir jetzt einfach schnell aus.", sagte Claire und zog Collin mit sich mit, nachdem er seinem Kollegen ein Zeichen gegeben hatte, dass er mal schnell verschwindet. Dieser Kollege sah für mich schon eher mach Türsteher aus, denn neben dem wirkte sogar Oliver wie ein Grashalm und für meinen Geschmack war Oliver schon sehr gut trainiert.
Jedoch täuschte das Erscheinungsild des anderen Türstehers sehr. Er fragte uns nach unseren Namen und als er sie sich auf einem kleinen Notizzettel notiert hatte (da die Liste ja immernoch nicht vorhanden war), ließ er uns mit einem freundlich Lächeln zur Party und wünschte uns außerdem noch viel Spaß. Sehr freundlich.

Er und Collin gehören ebenfalls zum Rudel.

Aber als Oliver mir das Rudel vorgestellt hat, habe ich die beiden nirgendwo gesehen. Und auch Claire, Amelia und Emelie schienen Collin nicht zu kennen...

Das liegt daran, dass Olivers Vater sehr weit im Land verteilt hat, um möglichst viele Informationen über z.B. neue Rudel oder so zu bekommen.

Und woher weißt du das bitte?

Von Oliver.

Hä? Wie jetzt? Hab ich was verpasst?

Aus seinen Gedanken.

Also kannst du schon in seinen Kopf gucken und seine Gedanken lesen und ich nicht, oder wie?

Exakt

Bevor ich mich über die Dreistigkeit von May aufregen konnte, wurde ich von zwei starken Armen umschlungen und erkannte sofort am Geruch seines Aftershaves wer es war. Mit einem Lächeln drehte ich mich zu ihm um und gab ihm einen federleichten Kuss auf die Lippen. ,,Happy Birthday.", flüsterte ich ihm zu, aber ich wusste, dass er es gehört hatte. Ich drückte ihm den Umschlag mit seinem Geschenk in die Hand und wartete aufgeregt auf seine Reaktion. Er öffnete den Umschlag, las sich durch, was dort stand und schaute mich danach mit großen Augen an. ,,Das würdest du für mich machen?", fragte er erstaunt.
Das war durchaus eine berechtigte Frage, denn ich hatte ihm vor nicht allzu langer Zeit mal von meiner Höhenangst erzählt.
Trotzdem nickte ich und wurde sofort stürmisch umarmt. Er freute sich wie ein kleines Kind und bedankte sich immer wieder bei mir. „Ich kann es nicht glauben, dass du extra wegen mir, deine Höhenangst überwinden willst."
Naja, ich muss ihm nicht sagen, dass ich das Geschenk nur gekauft habe um mich May zu beweisen, weil sie mich als Feigling bezeichnet hat, oder?

Zwei Stunden, drei Tanzeinlagen und etliche Drinks später, sind alle meine Freundinnen irgendwie verschwunden. Emelie und selbst die schüchterne Amelia haben sich mit jeweils einem Typen irgendwohin verzogen und Claire meinte sie geht an die frische Luft um mal durchzuatmen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nur als Vorwand benutzt hat um Collin wiederzusehen. Ich kicherte vor mich hin und fing mir dadurch einen fragenden Blick von Oliver ein, der mittlerweile auch schon etwas angeheitert war. ,,Was belustigt dich denn so?", fragte er mich, während er mich von der Tanzfläche zur Bar zog. ,,Ich muss gerade daran denken, dass Claire voll auf Collin abfährt." ,,Collin, wie in Collin der Türsteher?" ,,Äh... ja?" ,,Da hab ich aber noch ein Wörtchen mitzureden!" Mit diesen Worten zieht Oliver mich von der Bar weg in Richtung an, rempelt dabei ein paar Leute an, die sich aber nicht daran zu stören scheinen, jedenfalls drehen sie sich nach einem bösen Blick in unsere Richtung wieder um und tanzen weiter. Am Ausgang angekommen kann ich nur Alaric entdecken, welcher uns vorhin schon reingelassen hat. Von Claire und Collin ist jedoch keiner zu sehen. Oliver geht auf Alaric zu und fragt ihn aus. ,,Ja, Collin ist eben mit Claire ein Stück weggegangen. Er meinte sie wäre stark angetrunken und deswegen wollte er sie nicht alleine hier herum laufen lassen." Bevor ich es verhindern konnte verlässt ein langezogenes „Aww" meinen Mund. Schon wieder sieht Oliver mich fragend an. ,,Was denn? Es ist voll süß von ihm, dass er sich Sorgen um sie macht und nicht alleine herumlaufen lassen will. Kannste dir mal ein Beispiel dran nehmen.", versuchte ich Oliver zu provozieren, was mir aber nicht sonderlich gut gelang, da er direkt weiter auf Alaric einredete und ihn fragte in welche Richtung die beiden gegangen sind. Alaric zeigte in Richtung Hauptstraße an welcher auf ein Park grenzte und Oliver und ich gingen auf der Suche nach den beiden hindurch. Kurze Zeit später entdeckten wir sie, wie sie auf einer Parkbank saßen, in die Sterne schauten uns sich angeregt über etwas unterhielten. Ich blieb stehen und wollte Oliver ebenfalls zum Stehen bringen, aber er ging weiterhin schnurstracks auf die beiden zu.
Na hoffen wir mal, dass er noch so klar denken kann, dass er jetzt Collin keine reinhaut.
Oliver kam an der Parkbank an und bei seinem „Heyyy, Schwesterherz" zuckten Claire und Collin gleichzeitig zusammen. ,,Ich müsste mir mal kurz deine Begleitung ausleihen, du bekommst sie auch heile wieder zurück, versprochen.", sagte er und zog Collin ein Stück von der Bank weg, wo er dann anfing ihm eine Rede zu halten, jedenfalls sah es für mich so aus. Ich setzte mich währenddessen zu Claire auf die Bank und sie fing an von Collin zu schwärmen. ,,Oh Gott, er ist so perfekt und dich so schüchtern. Gar nicht so aufdringlich wie die anderen Jungs in unserem Alter. Du glaubst gar nicht wie süß er vorhin war, als er mich nicht alleine gehen lassen wollte." ,,Da scheinen sich ja zwei gefunden zu haben.", gab ich schmunzelnd zurück. ,,Das hoffe ich."
Auf den Rückweg unterhielt ich mich mit Oliver über sein Gespräch mit Collin. ,,Was hast du zu ihm gesagt?" ,,Ach, nur dass er auf sie aufpassen soll und falls er ihr das Herz bricht ich ihn höchstpersönlich kastrieren werde. Das übliche Große-Bruder-Geplänkel eben." Wir liefen Hand in Hand durch den Park und genossen die ruhige Atmosphäre um uns.
Plötzlich zuckte ich zusammen und auch Oliver neben mir erschrak sich, als wir das laute Heulen einer Sirene in der Nähe hörten. ,,Das klingt wie der Rettungswagen." ,,Lass und schnell zu Party zurückgehen.", meint ich. Ich zog mir kurz meine Mördersandalen aus um mit ihm Schritt halten zu können und so rannten wir zurück zur Party. Bei dem Club angekommen, hielt ich vor Schreck die Luft an, denn alles, wirklich alles brannte. Die Flammen brannten hoch bis in den Himmel und ich erstarrte. Was wenn noch jemand darin war?!
Die Feuerwehr versuchte schon mit voller Kraft den Brand zu löschen, aber die Flammen wurden immer höher und dichter. Die Polizei redete mit den herumstehen Menschen, die ängstlich und panisch in das Feuer schauten und sich aneinander drängten. Die Leute mit dem Rettungswagen kümmerten sich um einige Verletzte und trugen Alaric mit einer Liege zum Wagen. Er war bewusstlos, blutete ziemlich stark aus der Nase und sein Gesicht war grün und blau geschlagen. Wer bitte konnte so einen Schrank von Mann K.O. schlagen?!
Eine gefühlte Ewigkeit gab die Polizei uns allen Bescheid, dass sich niemand mehr im Gebäude aufgehalten hatte und die meisten auch mit dem Schrecken davon gekommen sind. Die Feuerwehrleute hatten das Feuer mittlerweile auch unter Kontrolle und liefen mit ihren Schutzanzügen in den Club.
Oliver neben mir spannte sich an. Ich schaute zu ihm rüber und sah, wie er sich grimmig auf etwas konzentrierte, was im Schatten der Ruinen des niedergebrannten Clubs verschwand. Ich wollte ihn am Arm festhalten, doch es war zu spät. Er stürmte los und versuchte die Person oder was es auch immer war einzuholen. Kurz bevor er um die Ecke in Richtung Wald bog, machte er einen gewaltigen Satz und rannte anschließend in seiner Wolfsgestalt weiter. Ich gab Gas und bemühte mich ihn einzuholen, jedoch gab ich es am Waldrand schließlich auf, da ich ihn aus den Augen verloren hatte.
Bitte lass ihm nichts passieren!

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt