Kapitel 20

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,,Bitte WAS?" ,,Du hast mich schon verstanden." ,,Aber das kannst du doch nicht von jetzt auf gleich entscheiden!" ,,Und wieso? Ich habe dich schon als Mate angenommen, wieso solltest du mich dann nicht auch endlich verwandeln?" ,,Weil... weil... weil das nicht so einfach geht. Ich hab dir doch erklärt, was dazu notwendig ist und du musst das auch nicht tun, nur damit ich stärker wäre. Ich habe das Rudel, welches auf mich aufpasst." Er schaute mir voller Zuversicht in die Augen und auch ich wusste, dass man sich mehr als genug auf das Rudel und seine Mitglieder verlassen konnte. ,,Aber ich könnte es mir nie verzeihen, wenn dir etwas passiert, weil du nicht deine volle Kraft nutzen konntest, nur um mich vor der Verwandlung zu schützen. Dir und mir war von Anfang an klar, dass es irgendwann soweit kommen muss, also warum nicht jetzt?" ,,Das geht nicht so einfach. Dafür müssen erstmal einige Vorkehrungen getroffen werden, aber am wichtigsten ist, dass es an Vollmond geschehen muss." Ich sah aus dem Fenster und bemerkte, dass der Mond gerade mal halb voll ist. ,,Und was für Vorkehrungen?" ,,Du musst dich auf die Schmerzen vorbereiten. Sowohl körperlich als auch emotional. Das ist nicht so einfach, wie es sich im ersten Moment anhört." ,,Wenn das alles ist, dann sollte uns doch nichts im Weg stehen. Ich vertraue dir und glaube, dass du dir bewusst bist, dass du mich damit mehr beschützt, als dass ich Schmerzen leide. Wenn ich erst einmal verwandelt bin, kann mich so schnell keiner mehr umhauen.", grinste ich ihn an. ,,Anfangs wirst du unter keinen Umständen kämpfen! Du musst zuerst trainieren und dich daran gewöhnen auf vier Beinen zu laufen. Außerdem musst du herausfinden, wie man die Verwandlung in einen Wolf und wieder zurück kontrolliert.", gab er mit ernstem Tonfall von sich. ,,Dann musst du mich eben unterrichten ein Wolf zu sein!"
Wow, ich hätte nie gedacht, dass so ein Satz mal Sinn ergeben würde.

Ich hätte nicht gedacht, dass irgendein Satz von dir mal Sinn ergeben würde.

Genervt atmete ich aus. ,,Wird sie netter werden?", fragte ich Oliver, da ich wusste, dass er schon wieder in meinem Kopf war. ,,Mit der Zeit werdet ihr schon miteinander klarkommen."

Eine Woche später war es soweit, es ist Vollmond. Oliver hat mich in dieser Woche mit sämtlichen Kampfsportarten vertraut gemacht und mich auf die Schmerzen während der Verwandlung vorbereitet. Schon nach nur einem Tag taten mir sämtliche Körperteile weh und innerhalb dieser Woche hatte ich soviel dazugelernt, dass mir fast der Kopf platzte. Diese Nacht sollte es soweit sein, Oliver wird mich verwandeln. Wenn ich nicht gerade mit Oliver trainierte, bin ich mit Claire, Emelie und Amelia, die mittlerweile zu meinen besten Freundinnen geworden sind, shoppen gegangen oder wir sind durch die Stadt gebummelt. Dort musste ich mir oft Kommentare anhören, von wegen 'Kauf dir doch dieses Kleid, dass steht dir bestimmt so gut!', da sie alle der Meinung waren, dass ich zu diesem 'besonderen Ereignis' unbedingt sehr hübsch aussehen sollte, was ich aber nicht verstand, da ich, wenn ich mich verwandle, sowieso nichts außer Fell anhaben werde.
Am Abend, nachdem Claire mich herausgeputzt und gezwungen hat nun doch ein Kleid anzuziehen, ging ich zu Oliver auf die Lichtung und setzte mich mit ihm auf eine Bank am Rand des Waldes. ,,Und du bist dir sicher, dass du das wirklich tun willst? Ich habe dir bereits die Risiken erklärt, also bitte denke nochmal darüber nach." ,,Ja ich bin mir sicher. Es wird besser so sein, denn erstens kannst du mit deiner ganzen Kraft kämpfen und ich kann mich endlich selbst verteidigen. Immerhin kann ich mich nicht ständig hinter dir und dem Rudel verstecken." ,,Also gut, wenn du es so willst."
Er stand auf und auch ich hockte mich auf den Waldboden. Einen kurzen Augenblick später stand er als Wolf vor mir und blickte mich mit seinen blauen Augen zuversichtlich an. 'Du musst nur sagen, wenn du nicht willst, dann werde ich sofort aufhören.' ,,Okay."
Langsam näherte er sich mir und ich neigte meinen Kopf zu Seite, damit er besser an meinen Hals herankommen kann. Ich schloss meine Augen und versuchte an schöne Dinge zudenken, wie Oliver es mir vorher erklärt hatte. Ich dachte an meine Familie, meine Eltern und meinen kleinen Bruder, an meine Freunde, alte wie neue und ich musste lächeln.
Plötzlich spürte ich einen dumpfen aber ansteigenden Schmerz an meinem Hals und riss erschrocken die Augen auf. Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Immer wieder durchzuckten mich kaum auszuhaltende Schmerzen, aber Oliver hatte mich gut darauf vorbereitet und dadurch konnte ich mich beherrschen nicht vor Schmerzen loszuschreien. Ich spürte wie mein Blut über meinen Hals lief, aber ich habe keine Angst. Nachdem mich die letzte Schmerzenswelle durchzuckt hatte, bemerkte ich nur noch wie ich in Olivers Armen zusammensank bevor alles um mich herum in der Dunkelheit versank.

In meinem Kopf fühlte ich ein penetrantes Klopfen. Meine Lider zuckten und ich spürte, dass ich zugedeckt in einem Bett lag. Ich öffnete meine Augen und musste ein paar mal blinzeln, bis sich meine Augen an die helle Umgebung gewöhnt hatten. ,,Mia? Oh Gott Mia! Du bist wach!", wurde ich plötzlich von der Seite angesprochen. Verwirrt hob ich meinen Kopf vom Kissen und blickte mich im Zimmer um. Das hier ist aber eindeutig nicht mein Zimmer. Eine besorgte Claire stürmte an meine Seite und nahm meine Hand in ihre. ,,Du warst 3 Tage bewusstlos! Wir alle haben uns solche Sorgen um dich gemacht! Ich gehe jetzt Oliver holen!", und mit diesen Worten stürmte sie aus dem Zimmer raus und holte ihn.
Warte, ich war 3 TAGE bewusstlos?! Was ist mit meinen Eltern?

Irgendjemand wird sich schon darum gekümmert haben, stell dich mal nicht so an.

Augenverdrehend ließ ich mich wieder in die Kissen sinken und wartete, bis Oliver ins Zimmer kam und zu mir ans Bett stürmte. ,,Oh mein Gott, dir gehts gut! Ich bin fast gestorben vor Sorge. Tu mir das bloß nie wieder an!", redete er sofort auf mich ein. ,,Halt mal bitte für einen kurzen Moment die Luft an. Was ist überhaupt passiert?" ,,Nach dem Biss habe ich dich hier her gebracht und darauf gewartet, dass du wieder aufwachst, aber du hast drei Tage lang kein einziges Lebenszeichen von dir gegeben. Das ist noch nie passiert, nicht mal mein Vater wusste, was es damit auf sich hat, deswegen musste er Ayleen herbringen, die uns dann erklärte, warum du nicht aufwachst." ,,Und was war es?" ,,Das konnte mir niemand genau sagen, da sie zu dem Zeitpunkt die Einzige in deinem Zimmer war. Dass einzige was ich erfahren habe, war, dass sie folgende Worte sagte: Passt gut auf dieses Mädchen auf. Sie ist etwas ganz besonderes. Ich kann nur leider nicht sagen, ob besonders gut oder besonders gefährlich."

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt