Kapitel 32

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Angespannt rannte ich durch die Dunkelheit und versuchte mich zu erinnern, welchen Weg ich mit Oliver gegangen bin. Ich reckte meine Nase in die Luft, suchte nach einem Bekannten Geruch, aber ich fand keinen. Als ich auf einer Lichtung ankam drehte ich mich ein paar mal um meine eigene Achse, doch nichts kam mir bekannt vor. Mit wachsender Panik huschte mein Blick immer wieder zu den Bäume am Rande der Lichtung.

Nach Westen!

Eine unbekannte Stimme knurrte mich an, aber ich hätte jetzt keine Zeit mich darüber zu wundern wo sie her kam. Ich setzte mich in Bewegung und rannte Richtung Westen. Wenigstens hatte ich als Wolf einen besseren Orientierungssinn und konnte zumindest feststellen, in welche Himmelsrichtung ich rannte. May hatte sich schon seit meiner Wandlung nicht mehr gemeldet und langsam machte ich mir Sorgen, was mit ihr los ist.

May, bist du noch da?

Keine Antwort.
Plötzlich erfasste mich wieder ein unfassbarer Schmerz und ich schlug hart auf dem Boden auf, als meine Beine unter mir nachgaben. Hektisch atmete ich wieder ein und aus, versuchte meinen Puls zu beruhigen. Mein Bauch krampfte sich zusammen und mit einem Mal wich alle Luft aus meinen Lungen, als meine Flanke anfing zu brennen. Kurzzeitig wurde mir immerwieder schwarz vor Augen und panisch riss ich sie auf.
Jetzt bloß nicht ohnmächtig werden!

Kurze Zeit später lies der Schmerz wieder nach, aber in mir blieb ein ungutes Gefühl erhalten. Schnell rappelte ich mich wieder auf, schüttelte mich einmal durch und setzte meinen Weg nach Westen fort. Langsam kam mir die Umgebung wieder bekannter vor und ich wusste wieder wo ich war. Aus der Puste, aber erleichtert kam ich bei Ayleens Wohnung an, wandelte mich zurück und hämmerte kräftig gegen die Tür.
„AYLEEN!! Mach auf, hier ist Mia!"
Mit Schwung flog die Tür auf und Ayleen starrte mich aufgebracht an. „Was ist los? Wieso demolierst du hier fast meine Tür?" „Hat dir denn keiner Bescheid gesagt? Das Rudel ist losgezogen, um den Clan anzugreifen. Und mich haben sie nach Hause geschickt und als ich eingeschlafen bin, wurde ich durch Schmerzen geweckt, aber die kamen nicht von mir und dann meinte May zu mir, dass ich Olivers Schmerzen spüren kann und deswegen bin ich zu dir gekommen.", rasselte ich in einem Atemzug herunter und holte anschließend tief Luft. „Und deswegen brauche ich jetzt deine Hilfe!"
Ungläubig schaute sie mich an, bis ihr dämmerte, was ich erzählt hatte und dann drehte sie sich um, raffte ein paar Sachen von der Kommode im Flur zusammen, schmiss sich einen Mantel über und reichte mir Wechselklamotten, aber ich schüttelte nur den Kopf und wandelte mich zurück in meinen Wolf. Also schmiss sie die Klamotten einfach wieder nach hinten in den Flur und schloss mit Schwung die Tür hinter sich zu. Dann blickte sie mich an und sagte: „Ich teleportiere uns jetzt direkt hin, das geht schneller. Also erschrick dich nicht." Ich nickte und sie legte ihre Hand auf meinen Kopf. Mir wurde ganz schummerig. Die Umgebung verzerrte sich und wechselte die Farben. Als alles wieder zum Stillstand kam, sah ich, dass wir mitten auf dem Schlachtfeld standen und überall um uns herum gekämpft wurde. Sofort wanderte mein Blick herum und suchte nach dem großen fast weißen Wolf, aber ich konnte ihn nirgends entdecken. Auch sein Bruder war nirgends zu sehen. Angst wallte in mir auf und ich rannte los. Vielleicht nahm ich irgendwo Olivers Witterung auf.
Ich rannte durch das Getümmel hindurch, bis sich mir plötzlich ein hochgewachsener, mit Muskelpaketen bepackter Mann in den Weg stellte, den ich anhand seiner Zähne als Vampir identifizieren konnte. Ohne groß nachzudenken sprang ich ihn an und stieß ihm meine Reißzähne in die Schulter. Mit einem erstickten Schrei ging er mit mir zu Boden, rappelte sich aber fast augenblicklich wieder auf und stürzte sich auf mich. Mit seinen spitzen Zähnen erwischte er mich am Rücken und ich musste mir ein Jauleb verkneifen, als ich mich in einem Dreh umdrehte und ihn gleichzeitig zu Boden stieß. Mit einem Satz stand ich auf ihm und biss ihm in den Arm, bis er schrie. Plötzlich würde ich mit Schwung von ihm heruntergestoßen und landete schmerzhaft auf der Seite.
Verwirrt blickte ich zurück, jederzeit bereit anzugreifen, doch der Vampir lag noch immer am Boden, nur das jetzt ein anderer Wolf über ihm stand. Er fletschte die Zähne und mit einem Hieb, riss er ihm mit den Pranken den Brustkorb auf.
Mein Blick wanderte wieder umher und ich stand schnellstmöglich wieder auf. Gerade schien schien mich niemand zu beachten, also schlängelte ich mich an der kämpfenden Masse vorbei und versuchte zu dem Haus zu gelangen, welches ich am anderen Ende des Platzes ausmachen konnte. Angestrengt versuchte ich immernoch Oliver zu finden, bis mir plötzlich ein anderer Duft in die Nase stieg. Verwirrt blieb ich stehen und schaute mich um. Überall um mich herum wurde gekämpft und ich versuchte mich auf den mir fremden Geruch zu konzentrieren.
Mit einmal wurden die Geräusche und Gerüche um mich herum gedämpft und der andere Duft wurde immer klarer, bis ich genau ausmachen konnte, woher er kam. Sofort setzte ich meinen Weg fort und folgte dem Geruch. Ich kam hinter dem Haus auf einer flachen Wiese ohne Bäume oder Büsche an und sah, dass überall im Gras Böut verteilt war. Erschrocken riss ich meine Augen auf, als mein Blick auf einen schwarzen Wolf fiel, der mit angespannten Muskeln einem weißen Wolf gegenüber stand. Oliver!
Wobei 'weiß' nicht ganz der Wahrheit entsprach. Das Fell des Wolfes war blutüberströmt, dreckig und verfilzt. An seiner Flanke sah man drei tiefe Schnitte, die ganz eindeutig von Klauen stammten und auch aus einer Wunde an seinem Bauch tropfte Blut. Doch trotzdem stand er noch immer angriffsbereit da und starrte dem schwarzen Wolf in die roten Augen. Der schwarze Wolf der offensichtlich Ryan ist, hatte kaum Wunden und selbst wenn, dann nur welche die weder lebensgefährliches noch besonders tief aussahen. Mit Erschrecken musste ich feststellen, dass auch Logan dort stand und mit einem süffisanten Grinsen zu Oliver blickte. Ich könnte es nicht verstehen, aber er sagte irgendetwas zu Ryan und dieser stürzte sich augenblicklich wieder auf Oliver. Mit einem stummen Schrei musste ich mitansehen, wie Oliver unter Ryans Wucht zu Boden ging. Ryan holte immer wieder mit seinen riesigen Pranken aus und schlug sie tief in Olivers Haut. Immer mehr Blut floss aus seinem Körper und an den Stellen, an denen er getroffen wurde, spürte auch ich den Schmerz und brach nun ebenfalls zusammen.
Meine Lider flatterten, aber ich musste wach bleiben. Ich ignorierte die Schmerzen, die gar nicht meine waren, und rappelte mich von Boden auf. Doch was ich dann sah, ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Ryan stand mit gefletschten Zähnen über Oliver und schien zu warten. Auf wen oder was konnte ich nicht sagen, aber als Logan ihm ein Zeichen gab, riss er seine Zähne auseinander und rammte sie mit Gewalt in Olivers Kehle. Mir entfuhr ein lautes, schmerzerfülltes Jaulen und augenblicklich sackte ich zusammen und versuchte Luft zu bekommen. Das letzte was ich mitbekam, war Ayleen die an mir rüttelte, bis ihr Blick auf Logan und die zwei Wölfe fiel. Dann wurde alles um mich herum schwarz.

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt