EPILOG

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Mia POV

2  Monate später...

Seit Erics Tod hatte sich einiges verändert. Die Vampire waren ohne ihren Anführer völlig ruhelos und sind vor gut einem Monat einfach verschwunden. Niemand weiß wohin sie gegangen sind, aber es kursiert das Gerücht umher, dass sie sich an die Küste zurückgezogen haben und dort nun nach einem anderen Clan suchen, dem sie sich anschließen können. Ob da etwas dran ist oder ob sie in Wirklichkeit nur darauf warten, um erneut anzugreifen, ist unklar. Aber momentan ist es einfach zu unwichtig, als das sich irgendjemand im Rudel großartig darum sorgt.

Ryan ist nach dem Kampf zu Ayleen gebracht worden, wo sie untersucht hat, ob es noch Nachwirkungen von Valentinas Fluch gibt, aber glücklicherweise war er vollständig geheilt. Seine Aggressivität ist vollständig verschwunden und auch sein Aussehen hat sich völlig verändert. Wo er vorher ein großer, schwarzer und angsteinflößender Wolf mit glühend roten Augen war, stand an seiner Stelle nun ein zierlicher kleiner Wolf mit hellgrauem Fell und freundlichen eisblauen Augen. Leider hatte er noch immer Probleme damit, sich wieder in das Rudel einzuleben und in der Gesellschaft anderer Wölfe ruhig zu bleiben, aber sein großer Bruder steht ihm tatkräftig zur Seite.

Apropos großer Bruder, Oliver ist seit ein paar Tagen nun der Alpha des Rudels, was mich damit nun zur Luna macht. Er nimmt seinen Posten sehr ernst und auch wenn er noch immer seinem Vater hinterhertrauert, merkt man ihm an, dass er in der Rolle als Rudelführer richtig aufblüht. Immer öfter habe ich in den letzten Tagen beobachtet, wie er mit den jüngeren Rudelmitgliedern gesprochen und organisiert hat, wie das Rudelhaus wieder aufgebaut werden soll und welche Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Dabei hatte er immer ein aufgeregtes Funkeln in den Augen, welches ich bei ihm noch nie gesehen habe. Auch über besseren Schutz gegenüber den älteren Rudelmitgliedern wurde gesprochen und diskutiert. Außerdem versucht er, seinen kleinen Bruder besser ins Rudel zu integrieren und trägt ihm allerlei Aufgaben auf. Manchmal ist er sogar ein bisschen übereifrig, aber dafür bin ich ja da, um ihn zur Not auch mal bremsen zu können.

Was mich angeht, muss ich sagen, dass ich nach der Schlacht einen totalen Blackout hatte. Ich konnte mich an rein gar nichts mehr erinnern, was vorgefallen ist. Mir wurde von Oliver, wie auch von Ayleen bestätigt, dass ich mich schlussendlich doch in einen Schattenwolf verwandelt hatte. Im ersten Moment erschien mir das vollkommen unmöglich, aber als bei May nachfragen wollte, war diese nicht mehr da. Stattdessen knurrte mich eine tiefe Stimme an, deren Namen ich leider immer noch nicht weiß. Außerdem hat Ayleen in ihren alten Schriftrollen noch mehr Informationen zu meiner -zugegeben, sehr besonderen - Situation gefunden. Sollte es zu dem Fall kommen, dass der Schattenwolf in mir verschwindet, wird auch May zurückkehren. Dann kann ich mich wieder in den wunderschönen Wolf, mit den kleinen weißen Flecken auf dem Fell, verwandeln. Zusätzlich werde ich scheinbar dann die Kraft besitzen, mich unsichtbar zu machen. (Klingt echt verrückt, oder?)

Sollte aber der Schatten in mir bleiben, dann werde ich mich für immer in einen Schattenwolf verwandeln können. Ayleen konnte mir leider nicht sagen, wie und ob überhaupt ich lernen kann, ihn zu kontrollieren, sodass er nicht jedes Mal ein totales Chaos anrichtet und ich mich im Endeffekt an nichts mehr erinnern kann. Seitdem wir das wissen, trainieren Oliver und ich beinahe täglich, denn er hofft, dass ich es schaffe den Wolf zu lenken. Ich bin mir da aber nicht so sicher, was auch der Grund ist, dass ich kaum mit dem Rudel zusammen bin. Ich habe viel zu viel Respekt vor dem Ding in mir.

,,Mia, kommst du?", rief Oliver nach mir. ,,Ja, bin sofort da."

Und schon wieder Training. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper in den letzten Wochen nur noch zum Schlafen, Essen und Trainieren da ist. Mit Claire habe ich auch schon ewig nichts mehr gemacht. Sie selbst hat zwar auch im Rudel genug zu tun, aber trotzdem war sie schon ein paar mal bei mir und hat gefragt, ob ich Lust hätte etwas mit ihr zu unternehmen. Auch ihr geht der Tod ihres Vaters sehr nahe, weshalb es mir um so unangenehmer war, ihr ständig abzusagen. Aber Oliver war sehr konsequent, was sein Training anging.

Ich rannte die Treppe nach unten und schnappte mir im Vorbeigehen noch eine Wasserflasche von der Kommode. Dann ging ich nach draußen und zog die Tür hinter mir zu. Es war ein relativ kühler Tag und es nieselte sogar leicht. Am Waldrand sah ich Oliver, auf den ich dann zuging.

,,Na, bereit das Monster rauszulassen?", fragte er halb im Witz,  halb im Ernst. ,,Haha", gab ich ironisch zurück.

Wir liefen nicht lange, da kamen wir auch schon auf der Lichtung an. Ich schmiss die Flasche neben mich ins Gras und stellte mich Oliver gegenüber.

,,Also, du atmest jetzt langsam tief ein und aus.", sprach Oliver mit sanfter Stimme auf mich ein. ,,Du beruhigst dich und dein Puls geht ganz langsam. Du stellst dir vor, wie du dich verwandelst. Es ist alles gut, ich bin da."

Meine Nackenhaare stellten sich auf, als ein Windzug über meinen Körper strich. Meine Sinne verschärften sich und ich spürte den Druck in mir, der immer dann aufkam, wenn der Schatten kurz davor war auszubrechen. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte ihn mit aller Kraft zurückzudrängen. Ich konzentrierte mich auf meinen Puls und meine Atmung.

Lass mich RAUS!

Er knurrte mich an und kämpfte mit aller Kraft gegen die Blockade an, die ich errichtet hatte. Mir war es noch nie gelungen, ihn zurückzuhalten, doch heute hatte ich das Gefühl ich schaffe es. Der Schweiß lief mir über Rücken und Stirn, als ich sein Knurren und Rufen zu ignorieren versuchte und gleichzeitig probierte, ruhig zu bleiben. Ich knirschte mit den Zähnen und atmete rasselnd ein und aus.

Mit einem Mal war der Druck weg und meine Muskeln, die ich vorher angespannt hatte, erschlafften. Erschöpft atmete ich ein und aus, holte tief Luft und genoss die Kühle, die meinen Körper erreichte.

,,Du hast es geschafft Mia! Du hast ihn erfolgreich zurückgedrängt und dich nicht von ihm beeinflussen lassen. Endlich konnte er einmal nicht ausbrechen!" Erfreut kam Oliver auf mich zu, drückte mich an sich und hob mich anschließend hoch. Glücklich sah ich ihm in die Augen.

,,Ja, ich habe es geschafft, aber ich muss trotzdem daran arbeiten. Er ist noch immer so stark."

,,Du schaffst das schon, ich glaube fest daran."

Ja, ich denke, ich kann es schaffen. Mit noch mehr Training und Übung, wird es mir hoffentlich gelingen ihn zu kontrollieren und vielleicht sogar May zurückzubekommen. Aber bis dahin ist noch einiges zu tun. Erstmal müssen wir uns arrangieren.

Mein Wolf und ich.

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt