Kapitel 28

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Mein Kopf schmerzte und als ich die Augen öffnete, wurde ich von Sonnenstrahlen geblendet. Ich schirmte mit Hilfe meiner Hand meine Augen ab und stand langsam auf. Kurz wurde mir schwarz vor Augen, aber gleich darauf merkte ich, wie meine Kopfschmerzen verschwanden. Ich stand auf einer Wiese außerhalb des Waldes, jedoch war ich noch nie an diesem Ort gewesen. Ich drehte mich ein paar Mal um mich selbst, jedoch kam mir hier absolut nichts bekannt vor. Wie bin ich hierher gekommen??
Plötzlich kam ein Wind auf und aus der Ferne ertönte ein langes, tiefes Heulen. Ich drehte mich in die Richtung, aus der ich das Heulen vermutete. Am Horizont erschien eine Gestalt, doch ich konnte nicht erkennen, wer oder was das war. Als die Person näher kam, erkannte ich, dass es ein Mädchen war. Sie hatte lange schwarze Haare mit einer silberweißen Strähne. Ihre Augen stachen in einem hellen Giftgrün hervor und ihre Statur war sehr kräftig, jedoch waren ihre Bewegungen sehr anmutig und zielsicher. Sie kam direkt auf mich zu und blieb einen halben Meter vor mir stehen. Sie war genauso groß wie ich und starrte mich mit ihren Augen an. ,,Wer bist du? Kenne ich dich?", fragte ich eingeschüchtert, da sich ihre Augen in meine bohrten. ,,Also dafür, dass ich seit ich denken kann in deinem Kopf bin, fühle ich mich jetzt echt beleidigt, dass du mich nicht kennst.", antwortete die Unbekannte. Verwirrt sah ich sie an und als sie merkte, dass ich keine Ahnung hatte wer sie war, verdrehte sie genervt die Augen und seufzte einmal. ,,Man du Schnellchecker, ich bin May!" Entsetzt starrte ich ihr in die Augen und versuchte irgendein Anzeichen zu finden, dass sie scherzte, jedoch schaute sie mich ernst an. ,,Du...du... du machst Witze. Du bist eine Stimme in meinem Kopf. Du kannst nicht hier sein. Und sowieso... ich muss zurück zum Rudelhaus. Ich muss Oliver finden." Ich drehte mich um und ging in Richtung Wald, doch schon nach ein paar Metern wurde ich am Arm festgehalten und zurückgezogen. ,,Du kannst nicht in den Wald, du bist hier nicht in deiner Heimat. Du bist in deinem Kopf. Du träumst. Du kannst mich sehen, weil du bei MIR bist und nicht ich bei DIR!", erklärte sie mir genervt. ,,Warte, du willst mir sagen, dass das alles hier gar nicht real ist? Aber, warum bist du ein Mensch? Ich dachte du wärst mein innerer WOLF??" Ich war komplett verwirrt. In meinem Inneren glaubte ich ihren Worten, doch das kann doch nicht sein. Ich kann doch nicht IN meinem Kopf sein...
,,Ich bin zwar dein innerer Wolf, aber ich trete trotzdem in Menschengestalt auf. Aber das ist jetzt nicht wichtig. Viel wichtiger ist, dass du dich verwandeln musst. Dein Körper ist stark verletzt und kann nur heilen, wenn du dich in einen Wolf verwandelst, kann nur heilen, indem du dich in MICH verwandelst!" Sie sah mich wieder eindringlich mit ihren giftgrünen Augen an und ich erkannte die darinliegende Ernsthaftigkeit, aber auch Besorgnis.
Ohne Vorwarnung brach etwas aus dem Wald heraus und wütete über die Wiese auf uns zu. Ich konnte nicht erkennen, was es war, es sah aus wie ein riesiger Schatten eines Wolfes mit grünen Augen. Er oder vielmehr es erreichte uns schon nach kurzer Zeit und bevor May noch „In Deckung!" schreien konnte, wurde sie zur Seite geschleudert und das Ding sah mich nun bösartig an. Ich wich zurück, doch mit jedem Schritt, den ich von ihm weg machte, kam dieses Ding auf mich zu. Ich spürte seinen heißen Atem in meinem Gesicht und plötzlich sah ich nur noch das Aufblitzen von scharfen silbernen Krallen, bevor ich einen stechenden Schmerz an meiner rechten Hüfte spürte, der mich zu Boden zwang. Nach seinem Angriff verschwand dieses Wesen genauso schnell wie es gekommen ist wieder im Wald und May, die sich mittlerweile wieder aufgerappelt hatte, stürzte auf mich zu und legte mir ihre Hand auf die Schulter. Sie flüsterte mir zu, dass es vorbei wäre und dass ich keine Angst mehr haben müsse, doch ich konnte mich nicht auf ihre Worte konzentrieren, da der Schmerz durch meinen ganzen Körper pulsierte und mich ablenkte.
Auf einmal lies der Druck ihrer Hand auf meinem Arm nach und ich bemerkte wie meine Umgebung immer mehr unscharf wurde. ,,Was passiert hier?", fragte ich und meine Stimme klang ganz schwach. ,,Du stirbst Mia!! WACH AUF UND VERWANDEL DICH!" Sie schrie mich an, doch ihre Stimme wurde immer leiser und rückte immer weiter in den Hintergrund. ,,Ich kann nicht. Es ist zu schwer.", flüsterte ich ihr zu. ,,MIA!!"
Meine Augen schlossen sich und ich merkte nur noch wie ich fiel. Um mich wurde wieder alles schwarz, meine Augenlider wurden schwer und ich merkte nur, wie mich jemand anhob und wegtrug.

Erschrocken riss ich meine Augen auf und richtete mich auf. Ich lag in einem mir unbekannten Bett und schaute mich verstört in dem Zimmer um. Wo bin ich denn jetzt schon wieder? May, bist du noch da?

OMG, dir gehts gut. Wo bist du? Was hast du gemacht? Wie hast du dich geheilt??

Ich habe keine Ahnung, was passiert ist oder wo ich bin. Ich kenne diesen Ort nicht.
Ich schlug die Bettdecke zurück und wollte gerade aufstehen, als eine Frau durch die Zimmertür gerauscht kam und mich zurück in die Kissen drückte. ,,Wer sind Sie? Und wie bin ich hierher gekommen?!", fragte ich aufgebracht und setzte mich wieder auf, was sich als großer Fehler herausstellte, da sich alles zu drehen anfing. ,,Nun beruhige dich aber wieder. Du bist schwer verletzt." Sie drehte sich von mir weg und griff nach einem Fläschen mit einem lilafarbenen Inhalt, welchen sie mit Wasser verdünnte und in ein Glas einschenkte, welches sie mir anschließend gab. Ich roch ungläubig an der Flüssigkeit und sie roch stark nach Lavendel und einem anderen Kraut, welches ich nicht einordnen konnte. ,,Trink nur, das wird dir gut tun." Immernoch skeptisch setzte ich das Glas an meinen Lippen an und trank das Gemisch aus. ,,Mein Name ist Ayleen Hale, vielleicht hast du schonmal von mir gehört. Du wurdest nach einer Explosion im Rudelhaus von Oliver und Eric zu mir gebracht, da du genau in Scherben gefallen warst. Es sah nicht gut für dich aus. Aber auf irgendeine Weise hast du es geschafft zu heilen, ohne dass du dich in einen Werwolf verwandeln musstest. Diese Gabe ist äußerst selten. Ich hätte dich bald gehen lassen können, aber du wurdest einfach nicht wach, sondern hast unruhig geschlafen und oft im Schlaf geschrien, deswegen habe ich entschieden dich zur Beobachtung noch hierzubehalten. Also frage ich nun dich, was war los?" Ich betrachtete die blonde Frau vor mir, welche mich mit ihren blauen Augen ansah, mit leichtem Unbehagen, aber begann dann doch, ihr von meinem Erlebnis zu erzählen.
,,Nunja, ich war irgendwie in meinem Kopf und kam dort nicht weg. Dort traf ich auf ein Mädchen, was sich als May herausstellte, also meine innere Wölfin. Sie sagte mir, dass ich aufwachen und mich verwandeln muss, weil ich sonst sterben werde, doch dann wurden wir von etwas angegriffen. Einer Art Schattenwolf. Es war nicht direkt ein Tier, denn es war undurchsichtig und hatte keine feste Materie, eher wie ein Nebel. Er schleuderte May zur Seite und hat mich anschließend mit seinen Krallen verletzt. Und dann bin ich wieder eingeschlafen und hier aufgewacht. Wissen Sie, was es damit auf sich hat?" Ich schaute sie erwartungsvoll an, doch ich konnte nichts in ihrem Gesicht erkennen, es war vollkommen emotionslos. ,,Was ist?", fragte ich sie unsicher. ,,Nichts, du solltest dich wieder hinlegen und ausruhen." Mit diesen Worten verlies sie schnell das Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt