Kapitel 31

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Mia POV

Nachdem Oliver und ich wieder am Rudelhaus ankamen, könnte ich das erste Mal das Ausmaß der Zerstörung begutachten, die die Vampire angerichtet hatten. Das untere Geschoss des Hauses war vollständig eingestürzt und auch die obere Etage war ein ganzes Stück eingesackt. Fenster waren zersprungen und im Dach befanden sich riesige Löcher. Um das Haus herum verteilt waren Löcher gegraben worden, in denen die Leichen der verstorbenen Wölfe begraben wurden. In meinen Augen bildeten sich Tränen, als ich sah, dass auch die zwei kleinen, Jay und Aria, in ein Loch hinab gelassen wurden.
Diese grausamen Vampire! Wie konnten sie einfach gnadenlos zwei kleine Kinder ermorden?!
Hinter der Ruine des Hauses hatten einige Leute alte Holzscheite aufgestapelt und schmissen mit letzter Kraft die entstellten Leichen der Vampire darauf. Unter ihnen war auch Eric, der, sobald alle töten Vampire ihren Platz auf dem Scheiterhaufen gefunden hatten, ein Feuerzeug nahm und es auf sie warf. Irgendjemand musste sie wohl mit Benzin übergossen haben, denn sofort schoss eine helle Flamme gen Himmel, deren Wärme ich sogar bis hier an den Waldrand spüren konnte. Überall sah man trauernde Gesichter und einige Leute liefen mit ausdruckslosen Augen an dem Feuer vorbei.
Oliver und ich nährten uns dem Scheiterhaufen und er tippte seinen Vater an, um mit ihm alleine zu sprechen.

„Ayleen hat eine alte Schriftrolle, in der etwas über den Schatten steht. Bis sie sie allerdings vollkommen übersetzt und studiert hat, sollen wir darauf acht geben, dass sich Mia nicht zu sehr aufregt, damit der Schatten nicht unkontrolliert ausbrechen kann.", erklärt Oliver seinem Vater die Lage der Dinge. ,,Sobald sie etwas weiß, lässt sie uns eine Nachricht zukommen."
„Dann sollten wir Mia soweit wie möglich von hier fernhalten, denn bevor ihr wiedergekommen seid, hatten wir eine Besprechung. Wir werden uns rächen. Für unsere gefallenen Brüder und Schwestern. Für unser zerstörtes zu Hause. Und für Ryan." Eric sah Oliver ernst in die Augen. „Bring sie nach Hause. Sie soll dort bleiben."

„Aber ich möchte nicht hier bleiben!! Ich kann doch bestimmt irgendwie helfen! Was passiert, wenn du nicht zurückkommst?!" Aufgebracht raufte ich meine Haare, als Oliver mich trotz meines Protestes vor der Haustür absetzte. „Es ist zu deinem eigenen Schutz. Wenn du da draußen unterwegs wärst, dann könnte ich mich nicht konzentrieren und das könnte im Kampf ein fataler Fehler sein. Mir ginge es besser, wenn ich dich in Sicherheit wüsste. Außerdem werde ich immer zu dir zurückkehren!"
Er beugte sich vor und legte seine Lippen auf meine, aber ich war viel zu aufgebracht um den Kuss genießen zu können.
„Und was soll ich so lange machen, bis ich eine Nachricht von dir bekomme?", seufzte ich, da ich wusste, dass weiteres Diskutieren mit ihm zu nichts führen würde. Dazu war er einfach viel zu stur.
„Am bestem lenkst du dich ab oder schläfst ein bisschen. Du warst schon die ganze Zeit müde, das habe ich bemerkt."
Tatsächlich hatte er recht. Wenn ich tief in mich hineinhorchte, könnte ich die Erschöpfung spüren, die sich immer weiter in meinem Körper ausbreitete.
„Versprich mit bitte, dass du auf dich aufpasst.", bat ich ihn und mir stiegen wieder Tränen in die Augen, als ich an die toten Wölfe denken musste, die vor dem Rudelhaus bestattet wurden.
„Keine Sorge, wie ich dir schon gesagt habe, ich kehre immerwieder zu dir zurück."
Mit diesen Worten drückte mir Oliver noch einen letzten Kuss auf die Lippen, bis er sich umwand und zu seinem Auto zurücklief. Ich schaute ihm hinterher, als er einstieg, den Motor anließ und um die Ecke fuhr. Ich ging erst ins Haus, als ich sein Auto nicht mehr hören konnte.
„Mum, Dad? Sam? Jemand daheim?", rief ich in den Flur, als ich mir die Schuhe von den Füßen streifte. Als ich keine Antwort bekam, ging ich in die Küche und sah einen Zettel am Kühlschrank kleben.
Sind nochmal mit Ben spazieren gegangen. Sam schläft schon. Im Kühlschrank steht noch Lasagne. Wenn du Lust hast, mach sie dir warm. Kommen erst spät wieder.
Haben dich lieb!
Mum und Dad <3"
Ich knüllte den Zettel zusammen und schmiss ihn in den Mülleimer. Dann ging ich zurück zum Kühlschrank, schnappte mir einen Teller und lud mir ein riesiges Stück Lasagne darauf. Diesen stellte ich dann in Mikrowelle, um das Essen zu erhitzen.
Einige Minute später machte es Pling! und mein Essen war fertig. Ich schnappte mir den Teller und Besteck und ging leise auf mein Zimmer um meinen kleinen Bruder nicht zu wecken. Dort legte ich mich aufs Bett und schaltete meinen Fernseher an. Meine Gedanken schweiften währenddessen trotzdem immer wieder ab zu Oliver, dem Kampf und ob er auch wieder gesund zurückkehren wird. Ich machte mir riesige Sorgen.
Wie geht es ihm gerade? Sind sie schon unterwegs zum Kampf?
Fragen über Fragen, aber keine Antworten...

Es geht ihm gut.

Oh wow, du lebst ja auch noch. Ich hab ja echt lange nichts mehr von dir gehört.

Ich musste regenerieren.

Regenerieren von was?

Als du bei mir warst, da würden wir doch angegriffen.
Davon.

Achso, stimmt. Geht es dir wieder besser? Und was war das überhaupt für ein Ding?

Ja ich bin wieder gesund. Meine Wunde ist verheilt und ansonsten geht es mir prima.
Ehrlich, ich hab keine Ahnung was das war. Da bin ich leider genauso uninformiert wie du...

Kann man was dagegen machen?

Wie Oliver schon gesagt hat, du musst ruhig bleiben, darfst dich nicht hübscher aufregen.

Apropos Oliver, woher weißt du, wie es ihm geht?

Ich spüre seinen Wolf. Und er meinte zu mir, dass alles in Ordnung sei.

Okay danke.

Ich aß das ganze Stück Lasagne und schaute nebenbei eine Serie, doch mit der Zeit wurden meine Lider immer schwerer. Während ein Auto über den Bildschirm raste, nickte ich ein.

Mitten in der Nacht würde ich von einem unsagbaren Schmerz in meinem Bauch geweckt. Panisch schaute ich auf den Wecker und stellte fest, dass ich gerade mal eine Stunde geschlafen hatte. Irgendjemand war in meinem Zimmer gewesen und hatte den Fernseher ausgestellt, aber ich hörte im Haus keine Geräusche.
Wieder überkam mich eine Welle des Schmerzes und ich krümmte mich zusammen. Meine Sicht flackerte, aber ich versuchte aufzustehen und ins Badezimmer zu gehen.
Als ich endlich vor dem Spiegel ankam, sah ich dass mein Gesicht total rot angelaufen war und mir überall der Schweiß klebte. Hektisch zog ich mein T-Shirt hoch, um zu sehen, was mit meinem Bauch los ist, jedoch könnte ich nichts erkennen.

Mia, es ist Oliver! DU spürst SEINEN Schmerz!

Völlig außer Kontrolle ließ ich mich auf den Toilettensitz fallen und versuchte ruhig zu atmen.
Was mach ich jetzt?!
Wieder überrollte mich der Schmerz und ich zuckte heftig zusammen, kurz davor, mich zu übergeben. Mit einer Hand wischte ich mir meine verschwitzten Haare aus der Stirn und dachte krampfhaft nach. Plötzlich fiel mir die Lösung ein. Aufgebracht stand ich auf und schaute in den Spiegel. Meine Augen glühten giftgrün und ich rannte schnell zu meinem Schlafzimmerfenster. Ich riss es auf und sprang hinaus. Unsanft landete ich auf dem Boden, aber das störte mich nicht weiter. Ich hab mich meiner Kraft hin und verwandelte mich. Mein Rücken verbog sich schmerzhaft und als meine Knochen brachen, um sich neu anzuordnen, brach ich zusammen. Der Schmerz hielt allerdings nur kurz an, bis ich mich wieder aufrichtete und auf allen vieren in die Nacht hinaus rannte.
Ich musste unbedingt zu Ayleen!

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt