Kapitel 13

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,,Ich will aber nicht über ihn reden!", sagte er ruhig, aber mit so viel Hass in der Stimme, dass ich fast unmerklich zusammenzuckte. Dann drehte er sich um und ging schnurstracks die Treppe hinauf.
Das ist doch jetzt nicht sein Ernst? Lässt der mich jetzt ernsthaft hier stehen?

Anscheinend schon.

Und was soll ich jetzt bitte machen?

Na was schon. Schwing deinen Arsch hinterher.

Stimmt, hast recht.

Ich hab immer recht.

Ich folgte ihm die Treppe hinauf und bekam gerade so mit, wie er hinter einer Tür verschwand. Als ich ihm folgen wollte, war die Tür jedoch verschlossen. ,,Oliver mach bitte die Tür wieder auf.", bat ich ihn. Keine Reaktion. Also klopfte ich nochmal und sagte: ,,Bitte Oliver." Wieder keine Reaktion.
,,Man Oliver, dann erkläre mir doch bitte einfach, was du gegen Logan hast. Leider kann ich keine Gedanken lesen."
Zack! und die Tür war so schnell auf, dass ich mitten in den Raum stolperte, da ich mich gegen sie gelehnt hatte. Während ich mich aufrichtete, hörte ich Oliver leise "Noch nicht" murmeln.
,,Wieso noch nicht?", fragte ich ihn. ,,Es gibt vieles, was du noch nicht weißt, aber das erkläre ich dir ein andermal.", antwortete er gelassen.
Okay, wieso ist er jetzt wieder so ruhig, obwohl er eben so wütend war?

Vielleicht kifft er, dass soll ja angeblich beruhigen.

Ja ne, ist klar. Und wieso stinkt es hier dann nicht danach? Und wieso sind seine Augen nicht rot?

Was weiß ich, vielleicht hat er am Fenster gekifft. Und wegen seinen Augen...Er ist ein Werwolf, vielleicht sieht man das bei denen ja nicht.

Bevor ich jedoch antworten konnte,wurde ich von Oliver unterbrochen. ,,Nein, ich habe nicht gekifft. Ich habe lediglich versucht nicht mehr sauer zu sein, du kannst ja nichts dafür." ,,Wofür kann ich nichts?", fragte ich genauer nach. ,,Setz dich.", sagte er und deutete auf das Bett hinter ihm. Anscheinend befand ich mich gerade in seinem Zimmer. Es war groß und modern eingerichtet, hatte trotzdem einen Touch von alten Zeiten. Es gefiel mir hier. Auf der gegenüberliegenden Wand, war ein großes Panoramafenster, aus welchem man wunderbar den Wald betrachten konnte.
Ich lief langsam durch das Zimmer und setzte mich auf sein Bett, er setzte sich neben mich, nahm ein Bild in die Hand und begann zu erzählen.
,,Vor ungefähr 3 Jahren hatten wir, also das Rudel, großen Streit mit dem Clan am anderen Ende des Waldes. Ich war damals 14, kann dir also nicht sagen, worum es wirklich ging. Das einzige, was ich weiß, ist das diese Leute meinen Vater betrogen hatten und er dann versucht hat, dass mit Ihnen zu klären. Er hatte aber nicht damit gerechnet, dass das alles nur eine Falle war. Eines Tages ging er zu ihrem Revier und wollte mit dem Oberhaupt reden. Als er dort ankam, fand er nur einen Zettel vor, auf welchem stand: Du bist so leicht zu überlisten, Wölfchen.
Er rannte in seiner Wolfsgestalt so schnell er konnte wieder zurück zum Rudel, aber als er ankam, war es schon zu spät. Viele unserer Rudelmitglieder wurden kaltblütig ermordet. Ebenso meine Mutter und mein Bruder."
Als er fertig erzählt hatte, konnte ich tiefe Trauer in seinen Augen sehen. Ich nahm ihn das Bild aus der Hand und schaute es mir genauer an. Auf dem Bild waren Oliver, Claire und hinter ihnen ihr Dad zu sehen. Neben ihnen standen noch eine Frau und ein Junge. Die Frau hatte braune Haare und himmelblaue Augen. Sie lächelte in die Kamera. Vor ihr und neben Oliver stand der andere Junge. Er hatte, wie seine Mutter, braune Haare, jedoch hatte er eisblaue Augen. Alle auf diesem Bild sahen glücklich aus. ,,Was hat das mit Logan zu tun?", fragte ich vorsichtig nach. ,,Es war Logans Vater, der meine Mutter tötete. Außerdem war er das Oberhaupt dieses Clans. Als mein Vater damals ankam, war meine Mutter schon Tod und mein Vater brachte in seiner Wut das Oberhaupt und noch vier weitere Clanmitglieder um. Seitdem war Logans Mutter das Oberhaupt, aber seit ungefähr zwei Monaten ist Logan volljährig und wurde somit zum Oberhaupt erklärt."
,,Wie hieß dein Bruder?" ,,Ryan" ,,Und wie alt war er?" ,,Das Foto wurde kurz vor dem Angriff aufgenommen, damals war er 13." ,,Was ist mit ihm an diesem Tag passiert?" ,,Ich, Ryan und Claire hatten uns im Haus versteckt, während draußen der Kampf wütete. Ryan wollte raus und helfen, aber ich habe ihn abgehalten. Als ich dann einen Moment nicht aufgepasst hatte, ist er aufgestanden und rausgerannt. Ich habe noch versucht ihn aufzuhalten, aber er war schneller als ich. Nachdem er aus der Tür rausgerannt ist, konnte ich ihn nicht mehr erkennen, da ein riesiges Getümmel vor dem Haus wütete. Ich habe noch nach ihm gesucht, aber zwecklos. Seit diesem Tag, hat niemand Ryan wiedergesehen...Und das ist alles meine Schuld.", sagtet er und ließ seinen Kopf in seine Hände fallen. Ich blickte nachdenklich das Bild an, als er neben mir anfing zu schluchzen. Ich legte das Bild zur Seite, nahm seine Hände von seinem Gesicht und umarmte ihn. Er klammerte sich fest an mich und zog mich auf seinen Schoß. Während er sich an meiner Schulter ausweinte, malte ich zur Beruhigung mit meinen Fingern kleine Muster auf seinen Rücken.
Als er sich dann langsam beruhigt hatte, schaute er mir tief in die Augen. ,,Danke, dass du für mich da bist und mir zugehört hast."

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt