Kapitel 18

5.6K 227 7
                                    

,,Warum so erstaunt Kleines? Hat dir dein Wolfskumpane etwa nicht erzählt was ich bin?", fragt er mich belustigt. ,,Doch, das hat er.", knurrt aufeinmal jemand hinter mir. Ich wende meinen Kopf und sehe das ganze Rudel vor mir, alle Leute die ich damals im Rudelhaus getroffen habe, jung und alt und an der Spitze steht Oliver, der Logan wütend anblickt. ,,Ah, wen haben wir denn da? Der kleine Wolf und sein Rudel. Wie furchteinflößend.", sagt Logan mit vor Sarkasmus triefender Stimme. ,,Ich vermute du hast ihren Schrei gehört, ansonsten wärst du ja wohl jetzt nicht hier." ,,Ich muss sie nicht schreien hören, um zu wissen, wenn sie in Gefahr ist. Ich bin mit ihr verbunden, ich spüre es!" Mit diesen Worten verwandeln sich Oliver und der gesamte Rest des Rudels in Wölfe und gehen zähnefletschend auf die Vampire los. Auch der noch über mich gebeugte Wolf stürmt los, jedoch nicht auf Seiten der Werwölfe sondern an der Seite der Vampire. Doch Logan steht einfach nur mit einem selbstgefälligen Grinsen da, während die anderen Vampire ebenfalls auf das Rudel losstürmen. In der breiten Masse aus Vampiren und Werwölfen kann ich Oliver nicht entdecken, aber er kämpft sich eine Schneise durch die sich bekämpfende Menge. Logan lacht auf, als Oliver vor ihm steht und bewegt sich so schnell in eine Richtung weg, dass es für mich schwierig ist, ihn mit meinen bloßen Augen zu verfolgen. Aber Oliver scheint damit keine Probleme zu haben, denn er nimmt sofort die Verfolgung auf.
'Steh auf!' hallt es plötzlich wieder in meinem Kopf. Ich blicke mich verwirrt um, aber als ich sehe, dass der schwarze Wolf, welcher mich verfolgte, sich aus der Menge gelöst hat und nun auf mich zukommt, springe ich auf und gehe rückwärts von ihm weg. Nach ein paar Metern stoße ich mit dem Rücken an einen Baum und der Wolf baut sich in seiner vollen Größe vor mir auf. 'Vorwärts!' Ich drehe mich langsam in die Richtung, in die Logan und Oliver davongerannt sind und gehe zwei Schritte. Als ich bemerke, dass er nichts dagegen tut, gehe ich weiter. Gleich darauf renne ich los und versuche ihm zu entkommen, jedoch ist er nicht wie erwartet vom Kampf geschwächt und holt mich sofort wieder ein. Ich renne jedoch weiter und der Wolf rennt mir mit einem gleichbleibenden Abstand hinterher. Er will also, dass ich in diese Richtung renne.

Kurze Zeit später laufen wir aus dem Wald heraus auf die Lichtung, von der ich erst kurz vorher geflüchtet bin. Auf der Lichtung stehen sich Logan und Oliver in Kampfhaltung gegenüber. Logan hat sich verändert. Seine Augen sind blutunterlaufen und unter ihnen sind dunkle Adern hervorgetreten und in seinem geöffneten Mund kann man spitze Eckzähne erkennen. Aber das Angsteinflößendste an seinem Aussehen ist seine Augenfarbe. Sie hat einen noch helleren Ton angenommen und es sieht aus, als würden seine Augen in Flammen stehen. Als er uns aus dem Wald laufen sieht entspannt sich seine Körperhaltung und er fängt wieder an zu grinsen. Oliver blickt kurz über seine Schulter zu uns und als er den anderen Wolf sieht, dreht er sich von Logan weg und stürmt auf uns zu. 'Lauf weg.' höre ich eine Stimme in meinem Kopf und ich weiß sofort, dass es Oliver ist, denn seine Stimme ist, im Gegensatz zu der des anderen Wolfes, besorgt und klingt gleichzeitig beruhigend. Ich renne sofort wieder los und verstecke mich im Wald hinter einem breiten Baumstamm, von welchem ich aber immernoch das Geschehen auf der Lichtung gut beobachten kann. Logan hat sich zurückgezogen und überlässt den Wölfen sich selbst. Die beiden umkreisen sich zähnefletschend und knurren sich an. Manchmal schnellt einer der beiden vor, aber der andere kann immer geschickt ausweichen. Es sieht aus wie ein Spiel und doch steckt so viel Wut und Hass darin, dass es mir fast den Atem raubt. Oliver schnellt wieder vor und diesmal erwischt er den Anderen und beißt ihm in seine Vorderpfote. Plötzlich und ohne Vorwarnung springt der schwarze Wolf vom Boden ab und stürzt sich auf Oliver. Dieser kann ihm nicht schnell genug ausweichen und wird von ihm zu Boden gerissen. Dabei jault er auf, da der Andere ihn mit seinen Krallen tief in die Flanke geschlagen hat. Ich halte erschrocken die Luft an und sehe zu, wie der schwarze Wolf Oliver mit seinen Reiszähnen im Genick packt und ihn durch die Luft schleudert. Vor Schreck kneife ich die Augen zu und versuche mir noch die Ohren zuzuhalten, jedoch schaffe ich es nicht und höre wie er hart auf den Boden aufkommt und die Knochen in seinem Körper brechen. Der Schmerz, der in seinem anschließenden Jaulen zu hören ist, geht mir durch Mark und Bein. Ich reiße die Augen wieder auf und renne auf die Lichtung zu. Während Oliver am Boden liegt und ich auf ihn zurenne, hinkt der andere Wolf auf drei Beinen von ihm weg zu Logan. Als ich bei Oliver ankomme, hat er die Augen geschlossen und sich zurückverwandelt. Von seinem rechten Schulterblatt bis vor auf die Mitte seines Bauches zeichnen sich vier tiefrote blutende Kratzer von seiner sonst so braunen Haut ab. Sein linkes Bein liegt seltsam verdreht auf dem Rasen und er hält sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen linken Arm. ,,Oh mein Gott.", hauche ich als ich seine Wunden untersuche. Er macht langsam die Augen auf und schaut mich mit angsterfüllten Augen panisch an. ,,Was machst du hier? Lauf weg, bevor er auch dich noch so zurichtet! Ich kann heilen, aber du noch nicht." Jetzt erst fällt mir auf, dass die Angst in seinen Augen nicht dem anderen Wolf sondern mir gilt. ,,Ich werde dich hier garantiert nicht alleine zurücklassen.", zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, da ich mir seinen gesunden Arm um die Schulter gelegt habe und versuche ihm beim Aufstehen zu helfen, was jedoch nur von mäßigem Erfolg gekrönt ist, da er einfach zu groß und zu schwer ist. Nun kniet er auf seinem rechten Bein, das Andere hat er weit von sich weggestreckt und versucht mit letzter Kraft aufzustehen. Ich versuche nochmal meine verbleibende Kraft zu mobilisieren und kann ihm schließlich doch helfen sich aufzurichten, aber dennoch muss ich ihn stützen, damit er nicht wieder hinfällt. ,,Also von einem zukünftigen Alpha hätte ich mehr erwartet.", höre ich die belustigte Stimme von Logan. Oliver und ich blicken auf und sehen ihn an. ,,Du bist fast zwei Jahre älter als er und trotzdem hat er dich dem Erdboden gleich gemacht.", lacht er und der schwarze Wolf lässt sich neben ihm nieder und blickt uns jetzt ganz gelassen aus seinen mittlerweile wieder roten Augen an. ,,Wer bist du und warum hilfst du einem Blutsauger wie ihm? Das ist Hochverrat!", hebt Oliver seine Stimme und spricht den anderen Wolf direkt an. ,,Er kann dir nicht antworten, denn er steht unter meinem Befehl und macht nur das, was ich ihm sage!", redet Logan einfach weiter. ,,Außerdem solltest du ihn eigentlich kennen, denn du verbringst seit Tagen deine Zeit damit ihn endlich wiederzufinden."
Ich spüre wie Oliver neben mir erstarrt und als der schwarze Wolf sich zurückverwandelt bleibt mir die Luft weg und auch Oliver versteift sich neben mir. Vor uns steht leibhaftig Olivers kleiner Bruder. Ryan.

My wolf and meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt