Es gibt immer einen Ausweg

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,,Rin?" , flüsterte Zeke ungläubig als sie ausser Hörweite waren.

,,Ja Rin Alter", schnauzte Justus zurück, ,,die nennen ihr Geld Rin."

Sasha verdrehte dank der miesen Stimmung die Augen. 

Das Zimmer das sie bekamen war im zweiten Stock, - von zwei Stockwerken.

Es war nicht gerade gross, besass aber genau drei Betten.

Es war schon später Abend als Justus, Zeke und Sasha langsam zu reden anfingen. Irgendwie war jeder in seinen eigenen Gedanken gewesen. 

,,Das ist ein heikles Thema..", fing Zeke an. Es war das Gespräch, dem wir nicht mehr aus dem Weg gehen konnten. 

Sasha seufzte auf. ,,Und wie." Vorsichtig schielte sie zu Justus rüber,der mit geschlossenen Augen auf dem Bett lag und wie immer die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte. Er jedoch zeigte keine Regung.

,,Euch ist klar dass wir irgendwie an einem Ort gelandet sind.. der..." Auch Zeke wusste nicht weiter.

Es ist als wären wir in einer anderen Welt gelandet. Es ist sogar so. Diese Sätze lagen uns allen auf den Zungen, aber niemand schaffte sie auszusprechen. Es übertraf auch völlig unser Vorstellungsvermögen das wir in einer anderen "Welt" gelandet waren.

Zeke wechselte das Thema. ,,Was denkt ihr was bei unseren Alten so läuft?"

Sasha schlug die Augen nieder. Das hatte sie auch die ganze Zeit bewusst verdrängt. Ihre Eltern. Die waren bestimmt halb krank vor Sorge!

,,Ich weiss nicht...", murmelte Sasha missmutig, die nicht wollte das Zeke keine Antwort bekam.

Sasha fühlte eine schwere Last auf ihren Schultern und war sich ganz sicher, dass die anderen es ebenfalls spürten. Als gäbe es keinen Ausweg.

,,Leute", meldete sich nun auch Justus zu Wort, ,,Chillt euer Leben, okay? Morgen reden wir mit den Leuten hier Klartext und fertig. Dann werden wir mehr wissen." 

Kein, dann werden wir "sicher" mehr wissen. Sondern, wir "werden" mehr wissen. Wie konnte sich Justus der Sache so sicher sein? Manchmal konnte er seine Gefühle so gut verstellen und hinter einer eisernen Maske verbergen.

Sasha seufzte. ,,Hoffentlich."

Langsam ging die Sonne auch ganz unter und sie legten sich hin. Niemand hatte Lust eine Kerze anzuzünden. Sasha trug Anastasia auf ihr Bett.

Es gab so viele scheiss Probleme! 

Sasha wäre manchmal so gern an Justus oder Zekes Stelle.

Sie hatten ja schliesslich nicht damit zu kämpfen, dass sie eine merkwürdige Kette trugen die ihnen fast das Leben gekostet hätte. Sie bekamen auch keine komische Visionen bei denen sie dann weinend zusammenbrachen. Ebenfalls mussten sie sich ganz hinten in ihrem Bewusstsein nicht sorgen was mit Valeno passiert war... Sie kannten ihn nichteinmal.

Valeno. 

Der Junge der sie warscheinlich vor dem Tod gerettet hatte als Sasha sich irgendwie im Wald verloren hatte. Vor was hatte er sie schon wieder gewarnt? Vor den merkwürdigen Lichtern im Wald? Sasha konnte sich nicht mehr gut daran erinnern.

Sasha musste sich auf die Zunge beissen um nicht los zu schluchzen. Sie fühlte sich so verdammt schuldig! Was jetzt wohl bloss mit dieser alten Dame passiert war? Sie war einfach verschwunden! Und dabei war sie doch so nett gewesen! 

Nein nicht schon wieder. 

In den letzten Tagen hatte Sasha alles verdrängt was in den letzten eineinhalb oder zwei Wochen passiert war. Wie lange waren sie eigentlich schon fort? Ihr Zeitgefühl war verloren gegangen.

Sie erinnerte sich an den Tag als sie auf den Baum geklettert war. Als sie vom Baumwipfel aus das Dorf entdeckt hatte. Als sie vom Baum hinuntergestürzt war und um Haaresbreite fast Tod gewesen wär. Und dann noch ... Ihre Tränen. Sie fühlte Justus raue Hand an ihrer Wange, fühlte wie er die Träne mit seinem Finger entfernte.

Verdammte Scheisse! Sasha umschloss ihre Hand zu einer festen Faust. Sie durfte nicht daran denken.

Doch Wuuusch! Schon kam ihr das nächste Problem in den Sinn.

 - Jonas.

Ob der überhaupt noch lebte? Scheisse Scheisse Scheisse!

Sasha hielt ihre Tränen voller Wucht zurück. Sie fühlte wir ihr Atem zitterte.

Sie ermahnte sich langsam ein und auszuatmen und sich zu beruhigen. Aber sie schaffte es fast nicht. Stattdessen wurde das Chaos in ihrem Kopf nur noch schlimmer und die ersten Tränen bahnten sich ihren Weg nach vorne.

Sasha hielt die Luft an um das zittern zu unterdrücken.

Aufeinmal spürte sie eine raue Hand an ihrer Schultern. Fast hätte Sasha aufgeschrien, erkannte aber als sie sich umdrehte, dass es Justus war.

,,W-was?", stotterte Sasha und merkte wie ihre Stimme ebenfalls zitterte. 

,,Versuch dich zu beruhigen. Tief ein uns Ausatmen."

Völlig perplex über das was Justus gesagt hatte, tat sie es. Sie fühlte sich dumm, aber tatsächlich gab ihr sein Händedruck halt.

,,Danke", flüsterte Sasha ein bisschen benommen und setzte sich im Bett auf, sodass Justus Hand wegglitt.

Ihre Gedanken rasten kurz mit den Fragen was sie jetzt sagen sollte. Aber nach wenigen Sekunden liess sie es sein. Sie wollte Ruhe. Einfach nur dasitzen.

Justus setzte sich kurz an die Bettkante. ,,Mein Grossvater sagte mal, dass man in den schlimmsten Situationen, ob Schule oder was auch immer, denkt es gäbe keinen Ausweg. Doch egal wie schlimm die Situation aussieht, darf man nie vergessen das es irgendwo einen Ausweg gibt. Manchmal kann er ein bisschen weiter liegen, aber er ist da. In den "schlimmen" Situationen setzen wir uns selber Blockaden vor die Augen, die uns die Sicht versperren lassen. Es ist aber nur eine Blockade, wie ein schwarzes Tuch.. du musst es nur Beiseite schieben." 

Justus stand wieder auf. ,,Ich geh jetz pennen."

Sasha war immernoch völlig berührt über seine Worte. Es war als hätte man ein Stück ihrer Last weggenommen.

,,Justus!", rufte sie flüsternd und bekam ein schläfriges Brummen als Antwort. ,,Danke."

Und wie wusste, dass er sie gehört hatte.

Shadows of the darkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt