Die Stadt der Liebe

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"Solange wir was zu trinken kriegen, ist alles gut!" Verkündete Jack enthusiastisch. 

Mitch blieb stehen und drehte sich zu uns um, sein Gesicht verzerrt vor Wut und Frustration. "Könnt ihr wirklich gar nichts ernst nehmen?" Knurrte er. 

Ich sah meine Geschwister an. Sie hatten dieses dreckige Lächeln auf dem Gesicht dass wir alle definitiv von unserer Mutter geerbt hatten. Ich seufzte.

"Ich glaube du musst mir schon zustimmen dass wir uns in einer recht absurden Situation befinden." Ich wies auf das enge, schwarze Kleid in dass man mich gezwängt hatte. Meine Figur war nicht für solche Kleidung geschafft, was die Dame die es mir aufgezwungen hatte anscheinend nicht verstand. Es war zu kurz und entblößte meine abnormalen grossen Schultern. Meine Narben und Tätowierungen waren sichtbar und der Stoff klebte unangenehm an meiner Haut. Gepaart mit dem grimmigen Gesichtsausdruck den ich trug sah ich eher aus wie ein Serienkiller als ein Partygirl. 

Meiner Schwester dagegen passte das silberne Kleid, dass man für sie ausgesucht hatte, perfekt. Dennoch schien sie Mitleid mit mir zu haben.

"Ich meine wirklich jetzt! Wer die Idee hatte Leila in so ein Ding zu stecken gehört eher hinters Gitter als wir!" Keifte Ivana. 

"Da muss ich zustimmen! Sie sieht ja aus wie ne Wurst in Pelle!" Schloss sie mein ach so lieber Bruder an.

Mitch musterte mich. Ich erwartete dass er einen schnippischen Kommentar über mein Aussehen machte, aber er schluckte nur, drehte sich um und ging weiter. Ich verdrehte die Augen und folgte ihm. Ich zitterte ein bisschen in der kühlen Luft von Paris. Jap, genau wir befanden uns in der Stadt der Liebe. Ironisch, nicht war? Mitch war jedoch ein hartnäckiger Bastard und wollte uns nicht erzählen warum wir eigentlich noch hier waren und nicht auf dem nächsten Flieger nach London. 

Also waren wir jetzt alle auf dem Weg zum Queen Nightclub. Ich lies mich zurück fallen und zerrte meine Geschwister ein bisschen abseits von Mitch der mit einem der Türsteher redete.

"Wir brauchen einen Back up Plan..." murmelte ich in Russisch und versuchte meine Lippen so wenig wie möglich dabei zu bewegen. 

Unsere Eltern hatten dafür gesorgt dass wir mehr als fünf internationale Sprachen reden konnten, noch bevor wir alt genug waren um in die Schule zu gehen. Danach war es einfach weitere Sprachen zu lernen und für mich war es eine Art Hobby geworden. Russisch war jedoch unsere Muttersprache also griffen wir immer darauf zurück wenn wir diskret sein wollten.

"Ich glaube Plan S ist in dieser Situation angemessen..." Antwortete Ivana. Jack nickte, und so war es geklärt. Wenn etwas schief läuft dann sind alle auf sich selbst gestellt. Wir werden nicht aufeinander warten sondern nur auf uns selbst acht nehmen. Das schien mir logisch.

"Was macht ihr denn da hinten?!" Knurrte Mitch.

"Ivana hat ihre Tage bekommen!" Plapperte mein idiotischer Bruder drauf los. Meine Güte, er wusste auch wirklich nicht was das Wort diskret bedeutet. 

Mitch blinzelte kurz, dann warf er uns einen eiskalten Blick zu. 

"Ich warne euch. Wenn ihr heute Abend Scheisse baut dann wird es das letzte sein das ihr tut!"

Und mit diesen Worten folgten wir ihm in den Klub. 

Vom Tod geliebtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt