Die Zeit vergeht viel zu langsam, in der ich mit Ethan im Auto sitze und durch New York fahre. Nicht einmal The Hoosiers, zu denen ich sonst immer laut mit singe, können meinen Blick von der Straße zerren. Viel zu vernarrt bin ich auf die Sicht, die an unserem Auto vorbei rast. Die vielen Hochhäuser, die durch die hell aufläuchtende Morgensonne funkeln und glitzern. Die müden Menschen mit dem frisch gewaschenem Haar, die ungeduldig an der Fußgängerampel darauf warten, dass sie grün wird und die Großstadthunde, die freudig umher tapsen und ihre Umbeld erschnüffeln. So schön habe ich New York noch nie gesehen.
"Charlie, wir sind gleich da." weckt mich Ethan aus meinem Traum und biegt grade links in die Hauptstraße ein.
In die Wallstreet.
Mein Herz fängt an zu pochen wie verrückt, als ich schon von der Ferne aus das riesige Gebäude erblicke, in welches ich jeden Moment eintreten werde. Der Wagen hält und keine weitere Sekunde vergeht, bis ich mich abschnalle und die Autotür aufreiße. Büromänner mit Anzügen und Aktentaschen stürmen gestresst die paar Stufen hoch und verschwinden durch die gläserne Drehtür. Hier fühle ich mich tatsächlich wohl.
"Zeit, sich zu verabschieden." erschreckt mich Ethan, der sich neben mich hinstellte und ebenso hinauf auf das Haus blickt. Doch das Funkeln in seinen Augen erscheint erst, als er mich ansieht. Ein breites Lächeln hat sich auf mein Gesicht geschlichen. Ich kann es immernoch nicht fassen.
"Ich bin so aufgeregt, Ethan." sage ich und werde von ihm in eine enge Umarmung gezogen.
"Ich weiß, du wirst das packen. Sie werden dich lieben, Kleiner." Und mit einem Kuss auf die Stirn löst sich mein Freund von mir und überlässt mich eiskalt meinem Schicksal.
"Und wenn nicht?" Und schon spricht die Angst aus mir, die ich bis hier her noch gar nicht realisiert habe. Was, wenn es doch nicht so ist, wie in meiner Vorstellung? Wenn ich die nächsten Wochen nur damit verbringen darf, Kaffee zu kochen und Hemden zu bügeln? Was wenn ich nur Kollegen haben, die auf mich herabschauen und umherscheuchen wie einen läufigen Hund? Was, wenn ich das nicht packe?
"Diese Möglichkeit gibt es gar nicht." fängt er an.
"Du hast es immer geschafft, Charlie. Du warst immer gut in der Schule, hattest nie steit mit deinen Lehrern und auch, als du allen sagtest, dass du schwul bist, wurdest du nie gemobbt. Jeder mag dich, Charlie. Mann kann gar nicht anders. Du hast es sogar geschafft, dass ich mich in dich verliebe und ich liebe dich so unglaublich."Jedes Wort, was er ausspricht, verschnellert meinen Herzschlag noch mehr und meine Brust droht beinahe zu platzen. Aber er hat recht. Ich habe es geschafft, dass dieser Mann sich in mich verliebt, trotz der Schwierigkeiten, die wir durchmachen mussten. Ich werde auch das hier schaffen.
"Danke, Ethan." lächle ich und drücke ihn in einen letzten Kuss. Dann flüster ich leise und dennoch gut hörbar an seine Lippen: "Ich liebe dich." bevor ich meinen voll bepackten Rucksack nehme und die Treppen hinauf schreite. Vor der Tür winke ich ihm noch einmal zu, erlange Mut durch sein unterstützendes, warmes Lächeln und gehe dann durch die Tür in das große Gebäude.
Kaum bin ich in der Empfangslobby angekommen, komme ich aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Sie ist beinahe größer als das Haus, in dem ich lebe. Alles ist so glatt und glänzend. Ganz schlicht eingerichtet und steril, so wie ich es mir immer vorgestellt habe. Und genau vor mir ist der große Tresen, der von drei Sekretärinnen bedient wird und an dem die ganzen Angestellten vorbei laufen und hier und da einen Gruß da lassen. Die Telefone ringen und werden beinahe von den vielen Gesprächsfetzen übertönt, die durch den Raum schallen. Kleinen Schrittes bewege ich mich nun fort und komme endlich bei der Rezeption an. Ich kralle mich an den Trägern meines Rucksacks fest und blicke erwartungsvoll zu der Rezeptionistin hinunter, die grade etwas in ihren Computer tippt.
"Kann ich etwas für dich tun?" fragt sie, ohne mich auch nur anzusehen.
"Ehm, ja. Hi, ich bin Charlie Dunn. Ich, eh, bin hier wegen meines Praktikums."
"Du wirst schon erwartet. Hier deine Schlüssel." meint sie und dreht sich schnell zu dem Klemmbrett hinter ihr um, an dem alle Schlüssel hängen wie in einem Hotel. Dann drückt sie mir meinen in die Hand und wendet sich wieder komplett von mir ab.
"Ehm, entschuldigung?" frage ich nervös und endlich sieht sie mich mit ihren stark geschminkten, grünen Augen an.
"Wo muss ich denn hin?"
"Sechtzehnter Stock. Viel Spaß bei deinem ersten Arbeitstag." Ein kurzes, falsches Lächeln huscht über ihr Gesicht, dann widmet sie sich wieder ihrer Arbeit. Also bewege ich mich langsam richtung Fahrstuhl den ich ohne viel Mühe finden konnte. Normalerweise sollte man sich nach solch einer Begrüßung nicht freuen, doch es ist exakt so, wie ich es mir ausgemalt habe. Die gestresste, desinteressierte und dennoch wirklich hübsche Sekretärin, die dir nur halbe Antworten gibt und ständig irgendwas anderes zu tun hat, wie Facebook oder Tumblr. Es ist perfekt.
Nach einer kurzen Fahrt in dem kleinen Raum komme ich endlich in dem von ihr genannden Stockwerk an. Die Türen öffnen sich und ich erblicke den feuchten Traum eines Mad Man-Fans. Ein großer, schlichter Raum. Mittendrin sind viele Bürotische mit Telefonen und Computern und an jeder Tür steht ein in Gold eingravierter Name. Neben jeder dieser Türen ein eigener Tisch mit jewalls einer Sekretärin. Oh ja, das gefällt mir.
Als erstes fällt mir der Name Alexander Jones auf einer der Türen auf. Der ist es, bei dem ich mein Praktikum antreten werde. Ich laufe voran und erhasche einige, neugierige Blicke der Mitarbeiter, doch ich gehe ihnen aus den Weg. Laufe geradewegs auf die Tür zu. Einmal noch atme ich tief ein und aus, bevor ich meine Hand hebe, sie zu einer Faust balle und anklopfe. Es verstreichen viele Sekunden, in denen mein Herz wieder so stark klopft, dass ich langsam befürchte, ein Herzinfarkt zu erleiden. Doch endlich öffnet sich die Tür und Alexander Jones steht vor mir. Der Mann, über den ich schon so vieles in den Zeitungen gelesen und den Nachrichten gehört habe. Er ist, laut der Presse, einer der jüngsten und wohlverdienensten Junginhaber dieser Firma, welche sein Großvater schon vor vielen Jahren gründete. Er hat so vieles in den dreißig Jahren seines Lebens erreicht, wie kein Anderer. Dieser Mann ist ein Held. Und ich bin nun sein Praktikant.
"Charlie Dunn, nicht wahr? Ich habe schon auf dich gewartet."
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MODERN AFFAIR
RomanceWARNUNG: Dieses Buch wurde 2017 von einem 17 jährigen Mädchen geschrieben. Es ist also kein "Stolz und Vorurteil" aber sehr unterhaltsam! Nimm es beim Lesen nicht zu ernst und ich garantiere dir eine Menge Spaß! <3 Klappentext: Eine Beziehung, di...