Die zweite Flasche ist bereits kurz vor der Leere und noch immer sitze ich bei Alexander in der Wohnung, ohne nur einmal auf die Uhr zu gucken, und höre ihm zu.
"Mein erster Kuss mit einem Mann war vor fünf Jahren." erzählt er mit abschweifendem Blick, während ich wie gebannt jeder Bewegung seiner Lippen folge.
"Ich habe gerade den Platz meines Vaters in der Firma eingenommen und mir war schon damals klar, dass ich eine gewisse Zuneigung gegenüber des selben Geschlechts verspüre ... Doch ich habe es nie ausprobiert. Kurz nach mir stellten sie einen weiteren Mitarbeiter ein, der mir als Sekretär dienen sollte. Er hatte braune Haut und kurz geschohrenes Haar, war groß und gut gebaut. Diesem Jungen sind ein haufen Frauen, und ich, hinterher gelaufen." lacht er.
"Als wir irgendwann alleine im Kopierraum waren, hat er mich auf einmal angemacht, was ich total verwirrend fand. Schließlich war ich nicht schwul ... Na ja. Kurz darauf war seine Hand in meiner Hose." Und gerade jetzt wollte ich ein Schluck von dem Bier nehmen doch anstatt, dass es meinen Hals hinunter läuft, versprühe ich es auf meiner Hose. Alexander kann sich vor Lachen gar nicht mehr halten, während ich beschämt grinsend meine Jeans trocken rubbel."Oh Mann, hast du sowas wie ein Handtuch?" frage ich, nachdem ich den feuchten Fleck nur noch mehr in den Stoff einmassiert und damit größer gemacht habe.
"Na klar, in der Küche hängt eins." sagt Alexander, der schwer Schlucken muss, um nicht weiter zu lachen. Als ich mich umdrehe, um wieder zur Küche zu gehen, spüre ich eindeutig seinen Blick in meinem Nacken. Er mustert meine Statur. Ich glaube, so hat er mich zuvor noch nie angesehen. Umso beschämter bin ich, als ich mich wieder setze und das Handtuch genau da reibe, wo man sich vor dem Chef nicht selbst berühren sollte. Und er folgt jeder meiner Bewegungen."Charlie?" fragt er.
"Hm?"
"Du wirst gegenüber Jenna doch nichts hiervon erwähnen, oder?" fragt er mich nun, als wäre es nicht selbstverständlich.
"Ich werde kein Wort darüber verlieren." er nickt und seine Augen fixieren die ganze Zeit nur einen Punkt. Er scheint abwesend und ich frage mich, was wohl grade in seinem Kopf vor sich geht.
"Charlie?" fängt er wieder an und ein kurzes Kichern über seine Verpeiltheit überkommt mich.
"Ja?" Er steht auf und ich sehe zu ihm hinauf.
"Du hast drei Sekunden, um mich zu schlagen."
"Wie, was meinst d-" doch bevor ich nur ansatzweise die Frage beenden kann, beugt er sich zu mir runter und küsst mich. Seine großen Hände legen sich an meinen Kiefer und er drückt seine Lippen gegen meine. Ich stoppe sofort was ich tue und schließe automatisch meine Augen. Sein leichter Bart kitzelt mein Gesicht doch das stört mich nicht. Es fühlt sich gut an. Dann löst er sich von mir und meiner verspätete Reaktion kommt zum Vorschein. Der Schock breitet sich aus und ich erstarre. Alexander Jones hat mich geküsst."Eins," er fängt an zu zählen. Wieso fängt er an zu zählen!?
"Zwei," Ich, ich soll ihn jetzt schlagen ... Denn er hat mich geküsst. Alexander, mein Chef, hat mich geküsst. Ich weiß nicht wie oft ich es noch sagen muss, bis ich es tatsächlich realisieren kann.
"Drei." Die letzte Zahl. Ich konnte ihn nicht schlagen. Ich konnte mich nicht einmal ansatzweise bewegen. Auch nicht, als er sich ein weiteres Mal zu mir runter beugt, seine Hände um mich legt und mich küsst. Alles in mir setzt aus und ich ... mache einfach mit.Meine Arme legen sich um seine Schulter, als er mich zu sich hoch zieht und der Kuss wird inniger. Feuchter. Wilder. Ich bemerke erst gar nicht, wie wir gemeinsam zur Seite taumeln, bis ich nach hinten umkippe und auf die Couch falle, auf der er eben noch lag. Automatisch spreizen sich meine Beine, als er sich auf mich legt. Wieder finden seine Lippen meine. Seine Hände streichen meine Brust hinab und mich überkommt eine Gänsehaut am ganzen Körper. Er zieht mein Shirt ein Stückchen hoch und drückt seinen Bauch gegen meinen. Unsere nackte Haut berührt sich und ich spüre die schwitzige Wärme und den schnellen Puls. Ist dieser meiner oder seiner?
Kurzerhand später streift er mir mein Shirt über den Kopf und er mustert meinen Körper. Und ich frage mich; Wieso fühlt es sich so gut an? Wieder beugt er sich zu mir runter und beginnt mein Hals zu küssen und meinen Bauch hinab zu streichen.
"Ich fand dich von Anfang an schon so unglaublich attraktiv." haucht er unter vielen Küssen.
"Ich habe mir diesen Abend schon vorgestellt, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Und es ist viel besser als in meiner Fantasie."Ich packe ihn an den Schultern und zwinge ihn dazu, mich anzusehen.
"Wirklich?" frage ich erschrocken. Er lacht, als wäre es total absurd, das ich es nicht gemerkt hatte.
"Natürlich. Weshalb war ich sonst so komisch als du mir sagtest, du seist schwul?" meint er und küsst mich erneut auf die Lippen und streichelt meine Muskeln. Erneut gehe ich dieses Gespräch in meinem Kopf durch und mir wird klar, was ich gesagt habe.Ich sagte, ich habe einen Freund.
Schnell drücke ich Alex von mir als mir klar wird, was ich hier grade anstelle. Ich küsse einen Anderen, während Ethan Zuhause ist und auf eine Nachricht von mir wartet.
"Fuck!" rufe ich, dränge Alexander an die Seite und begebe mich auf die Suche nach meinem Shirt.
"Was ist los?" fragt mich der Braunhaarige und sieht mich dabei ganz verdunstet an.
"Ethan. Ich habe Ethan vergessen." Mein Gesicht wird ganz warm bei der Erkenntnis. Ich habe mein Shirt gefunden und ziehe es mir schnell über, gefolgt von den Schuhen die ich im Laufe des Abends ausgezogen hatte.
"Oh, genau. Da war ja was ..." stammelt Alex kleinlaut. Auch meine Jacke bahnt sich ihren Weg über meine Schulter und ich stehe startbereit vor der Tür, sehe aber ein letztes Mal zu ihm. Er sitzt auf der Couch und sieht mich mit verzweifeltem Blick an.
"Es tut mir leid. Wir hätten ... Wir hätten das gar nicht machen sollen."
"Entschuldige dich nicht, Charlie." Er steht auf und seine Stimme verändert sich so eigenartig.
"Wir sehen uns dann Morgen im Büro." Ohne weiteres verschwindet er durch eine andere Tür und schließt sie hinter sich. Scheiße.
Doch ich fange gar nicht erst an, mir Gedanken um ihn zu machen sondern schnelle zur Haustür raus, rein in die windes Kälte. Zwanzig weitere Minuten der Zeit, die mir nicht mehr bleibt, verbringe ich damit auf den Bus zu warten und erst um halb vier Uhr Morgens stehe ich vor meinem eigenen Haus. Ich öffne die Tür und alle Lichter sind aus. Wahrscheinlich sind alle längst wieder Zuhause und schlafen bereits. Vorsichtshalber schaue ich zu der Garderobe und freue mich, als ich weder Jacken noch Schuhe sehe. Sie sind also noch nicht Zuhause!Doch bevor ich mich richtig freuen kann, höre ich ein Auto die Ausfahrt hinauf fahren. Schnell löse ich mich von meinen Klamotten und sprinte hoch in mein Zimmer. Ich höre, wie die Tür ins Schloss fällt und dumpfe Stimmen ertönen, während ich mich bis auf meine Boxershorts ausziehe und unter meiner Bettdecke verkrieche. Als sich meine Zimmertür öffnet, schließe ich schnell meine Augen und tu so, als würde ich bereits schlafen. Die Tür geht wieder zu und ich höre leise Schritte auf mich zu kommen. Die Matratze sinkt nach unten, als sich Ethan neben mich legt. Seine Lippen berühren meinen Hals und er streichelt meinen Arm.
"Gute Nacht, Charlie." flüstert er, dann legt er sich hin.
Und mit aller Macht versuche ich eine Träne zurück zu halten.
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MODERN AFFAIR
RomanceWARNUNG: Dieses Buch wurde 2017 von einem 17 jährigen Mädchen geschrieben. Es ist also kein "Stolz und Vorurteil" aber sehr unterhaltsam! Nimm es beim Lesen nicht zu ernst und ich garantiere dir eine Menge Spaß! <3 Klappentext: Eine Beziehung, di...