Mit jeder Stufe, die ich hinauf steige, steigt auch meine Nervosität. Ich betrachte still schweigend den Rücken des vor mir laufenden Geschäftsmannes und werde das Gefühl nicht los, langsam aber sicher Fieber zu kriegen. Mit etwas Glück sterbe ich daran und verpasse das Essen, worauf ich mich vor einigen Stunden noch so gefreut habe. Doch jetzt, wo es soweit ist, wäre ich lieber woanders. Nicht, das ich mich nicht noch immer freuen würde. Schließlich ist es mit Alexander. Dem Mann, den ich nicht mehr aus meinem Kopf kriege. Doch erst, wo ich kurz davor stehe, wird mir klar, wie aufgeregt ich in Wirklichkeit bin. Meine Knie schlottern und es fühlt sich an, als würden mir die Schweißperlen von der Stirn tropfen.
Mit dem Schlüssel in seiner Hand schließt er das Apartment auf und die Stimmung von dem ersten Mal, wo ich mit ihm hier war, kommt wieder in mir auf. Der Regen, der noch stärker geworden zu sein scheint, prasselt lautstark gegen die Fenster und der Geruch von offenen Weinflaschen und Zigarrenrauch überkommt mich. Es ist, als sei ich in der Wohnung von Don Draper.
"Willkommen im besten Restaurant der Stadt." präsentiert Alex sein Heim mit offenen Armen. Kaum hat er seinen Mantel abgelegt und mir meinen abgenommen, stolziert er auf die Küche zu. Still und vorsichtig, als könnte ich seinen feinen Boden durch einen falschen Schritt kaputt machen, folge ich ihm und sehe, wie er sich eine weiße Schürze vom Haken nimmt und sich um die Hüften bindet. Im Zusammenhang mit dem weißen Hemd, welches in eine schwarze, enge Anzughose gestopft ist und der grauen Krawatte, die schlicht über seinem Brustkorb hängt und die bis zu den Ellenbogen hoch gekrämpelten Ärmel, sieht er besser aus denn je. Seine sonst so karriere anstrebende Ausstrahlung wird ersetzt durch den Hausmann, den er jetzt ausstrahlt. Er sieht, das ich ihn mustere und setzt ein stolzes Lächeln auf.
"Darf ich dir etwas zu trinken anbieten? Einen Wein, einen Sekt oder vielleicht eine Cola?" zählt er auf und öffnet schonmal den Kühlschrank. Er weiß, was ich wählen würde und holt das schwarze Softgetränk heraus und stellt es zusammen mit zwei Gläsern auf den Tisch. Weingläser, damit es dennoch nobel aussieht.
Ich belächle seinen Humor und nehme das halb volle Glas in die Hand.
"Dankeschön." sage ich und gehe auf seine Geste ein, um mit mir anzustoßen.
"Wenn du möchtest, kannst du schonmal ein wenig Musik auflegen." bittet er mich und holt aus einem der Schränke über dem Tresen eine Packung Spaghetti. Das beste Restaurant der Stadt also.
"Ich habe einen Plattenspieler und einen ganzen Schrank voller Vinyl. Such dir etwas aus." lächelt er verschmolzen. Ich tue, was er sagt und steuere auf den großen Schrank zu, der vollgestellt ist mit altmodischen Platten. Das mir diese noch gar nicht aufgefallen waren, wundert mich. Wobei ich es mir nicht verdenken kann. Schließlich läuft hier ein unglaublicher Mann vor meiner Nase hin und her.
Ich ohrfeige mich innerlich selbst für diesen Gedanken. Ich sollte soetwas nicht denken.
Ich durchstöbere die Platten, lese Titel wie Louis Armstrong, Billy Holiday, Frank Sinatra und Nina Simone, entscheide mich dann aber für etwas moderneres. Radiohead.In der Küchenzeile angekommen, bequeme ich mich auf einen der Barhocker vor dem Tressen und nippe nichtssagend an meiner Cola. Alexander ist grade dabei, den Touch-Herd anzuschalten um das Wasser im Kochtopf aufzuheizen. Erst jetzt erkenne ich das Lied, was aus dem Lautsprecher ertönt und fasse mir gedanklich selbst an den Kopf. Ziel meiner Musikauswahl war es, die Stimmung in keine falsche Richtung zu verlagern. Doch leider entscheidet wohl die Platte zu meinen Ungunsten und spielt Exit Music. Am liebsten würde ich direkt wieder zu dem Plattenspieler herüber laufen und eine Platte aufsetzen, bei der es völlig ausgeschlossen ist, romantischen Flair zu vermitteln. Oder ich werfe ihn gleich aus dem Fenster. Und mich gleich hinterher, denn bei dem Blick, den mir Alexander zuwirft, würde ich am liebten im Erdboden versinken. Er streicht sich mit der Zunge über die Backenzähne und hebt eine Augenbraue.
"Gute Musikauswahl." komplimentiert er mich. Ich zucke mit meinen Achseln und tue so, als wäre es ein reines Versehen gewesen. Er zieht einen der Hocker zu sich ran und setzt sich mir gegenüber auf den Stuhl, nur um anschließend seinen Kopf auf seinen Fäusten zu stützen.
"Erzähl mir etwas über dich, Charlie." Deja Vu. Das ist der selbe Satz, den er als erstes sagte, als wir uns kennen gelernt haben. Ich werke, wie mein Mund dabei trocken wird.
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MODERN AFFAIR
RomanceWARNUNG: Dieses Buch wurde 2017 von einem 17 jährigen Mädchen geschrieben. Es ist also kein "Stolz und Vorurteil" aber sehr unterhaltsam! Nimm es beim Lesen nicht zu ernst und ich garantiere dir eine Menge Spaß! <3 Klappentext: Eine Beziehung, di...