21. Done

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"Es reicht..." flüstere ich mit geschlossenen Augen und spüre, wie der Schweiß sich in meinen Handinnenflächen bildet.
"Was?" fragt Ethan. Nicht etwa, weil er es nicht verstanden hat. Er will, dass ich mich korrigiere. Doch ich denke nicht daran.
"Es reicht. Das alles hier-" Ich zeige auf ihn und mich. "kann ich nicht mehr. Ich habe dafür einfach keine Nerven." sage ich und lecke mir über die Unterlippe. Sie ist trocken geworden.
"Was willst du damit sagen, Charlie?"
"Ich will das du gehst." beende ich es und schaue ihm dabei just in die Augen.
"Charlie.."
"Du hast dein Versprechen gebrochen, Ethan!" rufe ich, um ihn von allem abzuhalten, was er vielleicht vorhaben könnte. Mir komplimente machen und mich um seinen Finger wickeln, damit ich ihm vergebe und wir wieder von vorne beginnen, aber ich will das nicht mehr.
"Und wieso? Weil ich nicht mehr jede Stunde meines Lebens mit dir verbringe? Weil ich jetzt arbeite denkst du, du kriegst nur meine Aufmerksamkeit, in dem du dich zu dröhnst?" frage ich. Nichtmal einen Meter stehe ich von ihm entfernt und ich spüre die Panik, die ihn umgibt. Spüre den rasend schnellen Herzschlag, der in seiner Brust pulsiert.
"Dafür habe ich keine Kraft, Ethan. Sojemanden kann ich nicht lieben."
"Und jetzt willst du es beenden? Einfach so? Nach allem, was wir durchgemacht haben?"
"Ja, das will ich."
Für einen Moment wird es still und wir hören nur das Prasseln der Regentropfen auf der Fensterscheibe. Wir stehen einfach nur hier und sehen uns in die Augen.
"Bevor ich gehe, will ich nur noch eins wissen. Und ich will, das du mir die Wahrheit sagst."
"Ich bin dir nichts davon schuldig." rede ich mich heraus.
"Tu mir einfach den Gefallen, Charlie." Mit angespanntem Kiefer blickt er mir weiter in die Augen, keiner von uns bricht den Kontakt ab. Und zum ersten Mal, seit ich Ethan kenne, fühlt es sich an, als würde ich ihn gar nicht kennen. Der liebenswürdige Blonde mit dem warmen Lächeln ist weg. Ist umgeben von Wut und Trauer.
"Ok." antworte ich und hoffe, es nicht zu bereuen.
"Nenne mir den Grund, warum du mich nicht mehr liebst. Warum du keine Zeit mehr mit mir verbringen willst. Undzwar den wahren Grund." befiehlt er. Mein Herz setzt einen Schlag aus bei dem Gedanken, es ihm zu gestehen. Ihm und mir einzugestehen, das nichts hiervon seine Schuld ist sondern allein meine. Das ich ihm fremd gegangen bin und mich in einen anderen Mann verliebt habe.
"Ich kann nicht." antworte ich unbedacht. Ethan's Augenbrauen ziehen sich ungläubig in die Höhe.
"Was heißt das, du kannst nicht?" fragt er.
"Ich kann es dir nicht sagen." Schließlich gebe ich auf und richte meinen Blick zu boden. Der bissige Ton von Ethan legt sich auf meinen Körper und ich bekomme eine Gänsehaut.
"Charlie. Was hast du getan?"
Ethan wird mich hassen. Zwar ist es vorbei und wir werden getrennte Wege gehen, doch aus irgendeinem Grund will ich alles andere, als das er mich hasst. Ich glaube, das würde ich nicht ertragen. Von einem Menschen gehasst zu werden, den man einst liebte ist das Schlimmste, was sich mein Gehirn vorstellen kann.
Nein, ich kann es ihm nicht sagen.
"Ich will gut sein." lüge ich.
"Ich will alles geben und alles in diesem Job erreichen. Ich will mich hocharbeiten und Geld verdienen. Karriere machen. Und ich will nicht, dass mir dabei irgendwas im Weg steht." Ethan lacht und mir legt sich ein kalter Schauer auf den Rücken.
"Du verlässt mich, weil du deinen Job mehr liebst als mich? Einen, bei dem du nichtmal was verdienst und bei dem du gerade mal zwei Wochen bist? Ist es das?" fragt er mich aufgebracht. Ich nicke. Ethan verschränkt nur seine Arme vor der Brust und schüttelt ungläubig den Kopf.
"Ich glaube es einfach nicht." spricht er seine Gedanken aus.
"Es tut mir leid. Ich wusste nicht, dass es sich so entwickelt."
"Und ich habe dich auch noch ermutigt, diese Bewerbung zu verschicken." lacht Ethan humorlos und ignoriert völlig meine Entschuldigung.
"Ich dachte nicht, dass ausgerechnet du mal einer von diesen Menschen wirst."
"Ich habe dir gesagt, was du wissen wolltest." erwiedere ich. Er sagt nichts, leckt sich über die Lippen und schaut zu Boden.
"Und jetzt soll ich einfach gehen?" fragt er mit zuckenden Schultern. Auch, wenn er es nicht sieht, nicke ich. Es fällt mir schwer, es auszusprechen. Ihm zu sagen, dass er gehen soll, weil ich seine Nähe nicht mehr ertrage.
"Einfach so?" Seine blauen Augen werden nass, als er mich anschaut. Auch er muss sich fühlen, als seien wir inzwischen zwei fremde Personen. Als wäre das, was zwischen uns war, niemals geschehen. Und als er für einen Moment seine Augen schließt, kullet diese eine Träne seine Wangen hinab, die er die ganze Zeit zwang, zu verschwinden.
"Claire, lass mich raus." richtet er sich an meine Schwester, die vor der Tür steht und geht auf sie zu. Nur zögernd öffnet meine Schwester die Tür und lässt Ethan vorbei. Und mit einem fast vernichtenden Blick in meine Richtung schließt sie sie wieder.

Das war's. Es ist vorbei.
Keine heimlich Tuerei mehr. Keine Lügen. Keine Verpflichtungen.
Ohne zu Zögern folge ich der einen Begierde, die ich in diesem Moment noch empfinde. Undzwar Alexander zu sehen. Ich laufe runter in den Flur, schnappe mir meine Regenjacke, binde mir meine Boots an die Füße und laufe auf die Straße. Ich sehe den Bus schon aus der Ferne und fange an, zu rennen. Der Regen sprüht gegen mein Gesicht, doch das stört mich nicht. Und als ich endlich an dem Bus ankomme und gerade noch rechtzeitig einsteige, legt sich eine Erleichterung über meinen Körper. Mein Puls legt sich und ich denke daran, bei ihm zu sein. Alex zu sagen, das wir nun nichts mehr verheimlichem müssen, ich seine Lippen schmecken und seine Haut berühren kann, ohne mich je wieder schuldig zu fühlen.
Und als der Bus endlich hält, legt sich wieder ein Grinsen auf meine Lippen. Ich schaue hinauf auf das Gebäude. Dort, wo Alex Zuhause ist. Voller Elahn gehe ich auf die Eingangstür zu und Klingel bei seinem Namensschild. Aufgeregt verlager ich mein Gewicht auf das Eine und dann auf das andere Bein. Kann es nicht erwarten, ihn zu sehen. Seine Stimme zu hören. Sein Lächeln zu sehen.

"Hallo?" ertönt eine Stimme und sofort fällt mir die Farbe aus dem Gesicht. Diese Stimme gehört nicht Alexander, sondern seiner Frau.
"Fuck."



Das ist das fucking fünfte 21. Kapitel, das ich schreibe. Noch immer bin ich nicht komplett zufrieden, aber es ist besser, als euch noch mehr Monate warten zu lassen und mich mit diesem Druck zu belasten. Ich hoffe, dass euch das Kapitel irgendwie gefällt oder berührt.
Nun wird es hoffentlich wieder normal weiter gehen mit nicht so langen Schreibpausen und -Blockaden.

Tut mir nochmal leid, dafür.
Bree♥

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