Heute ist so ein Tag, an dem die weiße Wand neben einem viel interessander scheint, als alles Andere. Der Lärm der klingelnden Telefone und sich unterhaltenden Menschen nimmt mein Ohr nur gedämpft wahr. Ich höre nur das Klicken der Tastaturen und das Klackern der Schuhe.
Klicken und Klackern. Und eine weiße Wand. Zu mehr bin ich heute nicht im stande.
"Mister Dunn!" zerrt mich nun eine weibliche, dominante Stimme aus meinem Starren. Und so wie sie klingt, hat sie meinen Namen nicht zum ersten Mal gerufen.
Erschrocken fahre ich hoch und sehe in die wütend funkelnden Augen von Jenna Jones. Vielleicht ist sie auch nur gelangweilt, das kann ich nicht ganz einschätzen. Sie hat für beide Emotionen die selbe Mimik.
"Hier." sagt sie nur und hält mir eine Karte aus Plastik hin. Sieht fast aus wie eine Kreditkarte, nur das der Name der Firma mit drauf steht. Zögernd nehme ich sie entgegen.
"Hören sie zu: Mit dieser Karte werden sie jetzt los gehen und sich ein bis zwei ordentliche Anzüge kaufen. Mit dem, was sie da tragen-" sie weist mit ihrer Hand abweisend auf mein T-Shirt und das zerknitterte Jackett.
"- kann man sie ja nicht mit nach D.C. nehmen. Was ist das überhaupt?" fragt sie und starrt dabei abwertend auf das Motiv auf meinem Shirt.
"The Black Keys." antworte ich mit einer unüberhörbaren Unsicherheit in meiner Stimme. Sogar ich nehme das Piepsen in ihr wahr.
"Und was soll das sein?" fragt sie.
"Eine Band... Ehm, sie spielen - hauptsächlich - rock, und.."
"Wie auch immer." unterbricht sie mein Stottern. Zum Glück.
"Gehen sie in die Boutique an der sechsundzwanzigsten. Und nehmen sie den Kindskopf da mit." weist sie mich an und zeigt auf Chester, der sich - wie auf Knopfdruck - zu uns umdreht. Er erblickt meine Karte und hüpft mir fröhlich entgegen.
Je näher er mir kommt, desto schneller läuft Jenna von mir weg. Schon lustig, irgendwie.
"Alter, du glaubst gar nicht wie lang' ich darauf gewartet hab, mal mit dem Firmengeld shoppen gehen zu können." lacht er.
Zusammen stehen wir auf und begeben uns richtung Fahrstuhl.
"Bist du nicht reich oder so? Du könntest dir deine Anzüge doch selbst kaufen." frage ich das Wunderkind von Manhatten, während sich die Fahrstuhltüren vor uns schließen. Kurz hält er seinen gierigen Blick auf die Karte stand und sieht mich an.
"Ja, schon. Aber mal ehrlich: Wieso sollte man teure Anzüge kaufen, wenn man sich von dem Geld geile Videospiele holen könnte, hm?"
Wo er recht hat.Kaum später kommen Chester und ich vor dem Laden an, den Jenna uns beschrieben hat. Schon von Außen sieht er aus, als würde ein normaler Bürger wie ich drei oder mehr Monatsgehälter zusammen sparen müssen, um sich hier ein Einstecktüchlein zu leisten. Die Wände sind schwarz und glänzen und ich glaube, noch nie so eine Art von Baumaterial an einem Haus gesehen zu haben. Die Schaufenster sind riesig und beschmückt mit Lichtern und Scheinwerfern, die diese viel zu teuren, schlichten Hämden beleuchten.
"Haben wir ein Maximum?" fragt mich Chester und schaut auf die Kreditkarte, als könnte sie ihm die Antwort geben.
"Hat Jenna nicht gesagt." sage ich kleinlaut und ganz langsam zieht sich ein breites, böse funkelndes Grinsen auf Chesters Lippen.
"Perfekt." haucht er bedrohlich leise und stürmt sofort in den Laden. Nur zögerlich folge ich ihm durch den Eingang und werde von der ersten Sekunde an, die ich mich in dem Laden befinde, überflutet von teuren Markenklamotten und riesen großen Preisschilden.
Chester hat bereits drei bunte Outfits auf seinem Arm baumeln und wuselt sich mit vor Freude strahlenden Augen durch die Kleiderständer. Ignoriert dabei völlig die streng wirkende Dame, die ihm missbilligend dabei zusieht, wie er die teure Boutique verwüstet.
Ich beschließe, mich erstmal auf einen der ledrigen Sessel vor den Garderoben zu setzen. Kaum habe ich Platz genommen, stürmt Chester mit wesentlich mehr Klamotten, als vor einer Minute noch, hinter einer der Vorhänge."Wie findest du das?" fragt er mich, als er nach unzähligen Minuten des Wartens aus der Kabine kommt. Und sein Körper ist bedeckt von dem Grauen. Also, wortwörtlich. Es hätte ein normaler, grauer Anzug sein können, wenn die weißen Sterne nicht sein Jackett und die dazugehörige Hose füllen würden.
"Du siehst aus wie ein deutscher Schlagersänger aus den Achtzigern." antworte ich. Freude strahlend betrachtet er sich im Spiegel.
"Echt? Danke!" pfeift er. Ich kichere - unsicher, ob er das wirklich ernst meint.
"Du denkst, das ist ein Kompliment? Chester, der Anzug ist grauenvoll. Nächster." beende ich das Gespräch. Mit zur Seite gelehntem Kopf lächelt er mich an.
"Du bist ein guter schwuler Freund." grinst er und verschwindet wieder in der Kabine.
"Danke?".
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MODERN AFFAIR
RomanceWARNUNG: Dieses Buch wurde 2017 von einem 17 jährigen Mädchen geschrieben. Es ist also kein "Stolz und Vorurteil" aber sehr unterhaltsam! Nimm es beim Lesen nicht zu ernst und ich garantiere dir eine Menge Spaß! <3 Klappentext: Eine Beziehung, di...