Meine Handknöchel tun weh. Alle paar Minuten schüttle ich sie aus, doch anschließend widme ich mich wieder der Tastatur und schreibe in Sekunden schnelle mehrere Sätze. Und dann schüttle ich meine Hände wieder aus. Ich habe erst vor kurzem bemerkt, das es draußen anfängt zu dämmern. Die ganze Zeit war ich so auf die Aufträge fokusiert, die ich abarbeiten musste. Immer mehr Leute machten Feierabend und jetzt sind es nur noch ich und ein paar Wenige, die sich ihren letzten Koffeinfreien Kaffee genemigen und reden, bevor sie ihre Sachen packen und zu ihren Familien fahren.
Voller Vorfreude schreibe ich den letzten Satz und kaum habe ich den Punkt gesetzt, speicher ich meine Arbeit, schicke sie weiter und ziehe mir in windes Eile meine Jacke über. Die von Zuhause mitgebrachten Kopfhörer, durch die pausenlos unbekannte Musik von einer Spotify-Playlist lief, landen in meinem Rucksack. Den hiebe ich auf die Schultern und eile zum Büro meines Chefs. Ich weiß gar nicht, warum ich es so eilig habe. Ich bin wahrscheinlich einfach nur froh, es geschafft zu haben.
In einem bestimmten Trommelrythmus, den ich mir irgendwann mal angewöhnt haben muss, klopfe ich an die Tür. Ich warte einige Sekunden, bekomme jedoch keine Antwort. Ich versuche es nochmal, doch als ich erneut keine Antwort bekomme, legt sich meine Hand automatisch auf die Türklinge.
"Mister Dunn." hält mich eine Stimme davon ab. Als wäre ich bei irgendwas erwischt worden, drehe ich mich schnell zur Seite und erblicke Miss Jones, die wohl grade in den Raum gekommen zu sein scheint.
"Was machen sie denn noch hier?" fragt sie mich.
"Ich, ehm.." Wieso fühlt es sich an, als müsste ich mich für irgendwas entschuldigen? Diese Frau macht mich nervös. Einfach nur, weil sie da ist. Vielleicht ist es auch ihre unangenehm stricke Stimmenlage. Ich weiß es nicht.
"Ich habe meine Arbeit beendet und wollte mich nur eben noch bei Mister Jones abmelden." antworte ich. Überrascht kraust sie die Stirn.
"Es ist halb Acht. Sie haben wirklich bis jetzt gearbeitet?"
"Ja." sage ich.
"Sehr lobenswert. Ich freue mich darauf, es morgen zu lesen." sagt sie, dabei sich auf den Weg zu machen. Grade, als sie an mir vorbei geht, spreche ich sie nochmal an.
"Wo ist denn Mister Jones?" Vielleicht sollte mich das gar nicht interessieren. Es steht nirgendwo geschrieben, das man sich abmelden muss aber ich habe das dringende Bedürfniss, ihn noch einmal zu sehen, bevor ich nach Hause fahre und dort wahrscheinlich Ethan empfangen werde, der immer da ist. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht. Obwohl er eine eigene Wohnung hat, ist er immer bei mir. Das war mir nie wirklich bewusst.
"Alexander ist schon vor mehr als zwei Stunden nach Hause gefahren. Sie werden ihn morgen schon früh genug wieder sehen. Machen sie sich nun einen schönen Feierabend." sagt sie, dann lächelt sie. Und dieses ist kein falsches Lächeln. Es sieht ehrlich aus. Und in dem ganzen, kleinen Gespräch habe ich noch keinen bissigen Kommentar heraus gehört. Als hätte die böse Hexe sich in einen unschuldigen Engel verwandelt."Schönen Abend noch, Mister Dunn." verabschiedet sie sich und steigt in den eben angekommen Fahrstuhl. Noch bevor sich die Türen schließen, rufe ich ihr ein "Ihnen auch!" hinterher und wundere mich, warum ich nicht gleich mit eingestiegen bin. Ich drücke also nochmal den Knopf für den Aufzug und warte. Ohne zu wissen, wie ich mich wärend der Wartezeit verhalten soll, hebe ich meinen Kopf und betrachte die Decke. Es hat nichtmal für schöne Lampen gereicht. Parallele Lichter ragen die Decke entlang. Es sieht so steril und langweilig aus. Das Gemeinschaftsbüro besteht generell aus nicht mehr, als aus Schreibtischen die durch Trennwende auseinander gehalten sind, die aber grade mal bis zu den Schultern reichen. Es wirkt so klischeehaft. Jeder Schreibtisch hat seinen eigenen PC und einen Ordner für Akten. Mehr ist es nicht. Und hier verbringen manche Menschen Jahre.
Der Fahrstuhl öffnet sich und ich begegne Superman, der anfängt zu grinsen und seine riesigen Augenbrauen hebt, als er mich kennt.
"Jo, Charlie!" begrüßt er mich.
"Hey Chester." Ich steige zu ihm ein. Die Türen schließen sich und aus irgendeinem Grund fängt er an, zu lachen.
"Ich hab heute richtig Lust, etwas trinken zu gehen." informiert er mich und ich nicke.
"Hast du Bock mit zu kommen?" fragt er nun.
"Ehm..." stammle ich und frage mich gleichzeitig, wann es so schwer für mich geworden ist, mich in Worte zu fassen.
"Ich glaube eher nicht. Ich habe zwölf Stunden arbeit hinter mir und möchte mich ausruhen." So ganz stimmt das zwar nicht, weil ich bis zum Mittag rein gar nichts gemacht hab, außer über Alex nachzudenken und mich zu zwingen, nicht weiter über ihn her zu fallen, aber solange Chester nicht nach Details fragt, ist das egal.
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MODERN AFFAIR
RomanceWARNUNG: Dieses Buch wurde 2017 von einem 17 jährigen Mädchen geschrieben. Es ist also kein "Stolz und Vorurteil" aber sehr unterhaltsam! Nimm es beim Lesen nicht zu ernst und ich garantiere dir eine Menge Spaß! <3 Klappentext: Eine Beziehung, di...