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Bei uns angekommen laufe ich schnurstracks in die Küche. Ich habe Durst, mein Magen knurrt und mir ist warm und schwindelig. Ja, ich bin nicht einfach, wenn ich müde und betrunken bin.

Anstatt Wasser zu trinken, schnappe ich mir ein eiskaltes Bier und stelle die restlichen Köfte aus dem Kühlschrank auf die Anrichte, beiße gleich gierig in einen hinein und stopfe den Rest gleich hinterher in meinen Mund. Mit dem ersten Zug ist das Bier schon halb leer und ich lasse mich kurz darauf seufzend auf die Küchen-Couch fallen.

Diese Dachgeschosswohnung ist eine Sauna und das Küchenthermometer zeigt morgens um halb sechs schon 34°C an. Ich sterbe fast. Mit dem nächsten Zug habe ich das Bier nun ganz ausgetrunken und angeschickert, wie ich bin, ziehe ich mir mein Shirt über den Kopf und torkele zu den anderen ins Wohnzimmer. Das Shirt lasse ich einfach irgendwo unterwegs fallen und plumpse wie ein nasser Sack neben Marc in die Couch.

Nun liegen drei Augenpaare auf mir und ich schaue von einem zum anderen und mir kommt überhaupt nicht in den Sinn, was der Grund dafür sein könnte. Ich sitze tief in die Couch gedrückt, mit ausgestreckten Beinen und rümpfe nun die Augenbrauen, weil mir dieser Blick von Nico auf den Sack geht.

Den ganzen Abend nervt er mich schon. Immer Josie hier, Josie da, er benimmt sich wie ein psychopathischer großer Bruder. Stimmungsschwankungen bin ich von ihm ja gewohnt, aber ich habe ja nicht einmal etwas schlimmes getan, was ihn dazu bewegen könnte, mich so zu behandeln.

»Was ist dein Problem?«, zicke ich ihn an und verschränke angepisst meine Arme.
»Meinst du nicht, dass du dir was anziehen solltest?«, zischt er und wechselt mit dem Blick zwischen mir und Marc hin und her.

»Mann Nico, spars dir... ich glaub nicht, dass sich hier irgendjemand dafür interessiert.« Kichernd lege ich meine Hände auf meinen BH und schaue an mir herunter, während Sven »Bist du dir da sicher?«, murmelt. Marc räuspert sich, steht auf und verschwindet im Bad.

Für seine Antwort bekommt Sven von Nico die flache Hand in den Bauch und ich frage mich langsam, was dieses rumgedrugse soll. »Josie kannst du dir bitte was anziehen?«, fragt Nico jetzt fast flehend, aber ich denke gar nicht daran.

Mir ist unendlich warm und ich würde am liebsten noch meine Hose ebenfalls von den Beinen strampeln, außerdem bin ich zu Hause. »Ich wüsste nicht warum«, pampe ich zurück und puste eine Strähne aus meinem Gesicht, die mich an der Nase kitzelt.

Etwas hilflos holt Nico tief Luft, »Weil Mar...«
«Weil er eifersüchtig ist. Ich bin Bi, Josie... und habe vorhin gesagt, dass du ganz niedlich bist. Deshalb«, fällt Sven Nico ins Wort und erntet von diesem Hassblicke. Ich pruste los und halte mir den Bauch.

»Ja genau... und was kommt als nächstes? Marc ist nicht schwul?«
»Ja!«, antwortet Sven trocken, doch ich lasse kichernd meinen Kopf in den Nacken fallen und fahre mit den Handflächen über meine Wangen. Hat hier jemand die Heizung angestellt?

Das ganze Gequatsche interessiert mich nicht. Nur dass mir total warm ist und mich ärgert, dass ich nicht weiß, wer mir so den Boden unter den Füßen weggezogen hat, als er mich geküsst hat. Wieder schweife ich in Gedanken ab, erinnere mich an diese weichen Lippen, die einfach wunderbar waren.

»Sag mal Josie, kann Marc bei dir schlafen? Dann muss er jetzt nicht extra noch nach Haus, denn die Couch ist viel zu klein für ihn«, fragt Sven und wieder ist Nico kurz vorm Platzen.

Beide murmeln sich irgend etwas zu und ich verstehe nur Bahnhof. Nico passt irgendetwas nicht und es sieht fast so aus, als haben die beiden ihre erste Zankerei. Einzelne Wortfetzen dringen zu mir herüber wie »auf sie aufpassen«, »sie denkt es aber« und »du bist schuld«.

Falsch gedacht! [1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt