Auf dem Weg zur Tür höre ich im Hausflur schon Gekicher und Gerangel. Außer Atem reiße ich die Wohnungstür auf und blicke in die Gesichter von Sven, Marc und Julian. »Was macht ihr schon hier?«, frage ich verschlafen. »Nettes Gestell«, faselt Julian und bekommt von Marc einen Stoß gegen seinen Kopf. »Fresse Vollbrecht« »Selber Wagner. Was kann ich dafür, wenn deine Freundin sich noch nicht anziehen kann!« Julian erhält einen eisigen Blick von Marc, bevor dieser mich durch den Flur in mein Zimmer schiebt.
»Warum hast du fast nichts an?«, knurrt er genervt. »Weil ich bis eben geschlafen habe«, antworte ich patzig und reiße meinen Arm los, »Wie spät ist es denn?« Er schaut auf sein Handy und teilt mir mit, dass ich wirklich bis 14:00 Uhr geschlafen habe. Ich habe nicht einmal mitbekommen, wie Nico aufgestanden ist. Ich weiß nicht einmal wo er ist.
Ich wusste heute Morgen schon, es ist eine schlechte Idee, nach dem Frühstück noch einmal zu schlafen, aber so bin ich jetzt fit wie ein Turnschuh. Hat sicher so seine Vorteile für das, was wir heute vor haben.
»Werde ich gar nicht begrüßt?«, brummt er vor meiner Nase und legt seine Arme um meinen Hals, senkt seinen Mund auf meinen und beißt leicht in meine Unterlippe. Mein leises Seufzen lässt Marc aufkichern, seine Hände streichen meinen Körper herunter und er greift fest in meinen Po.
»Na los! Zieh dich an, wir sind im Wohnzimmer... vorglühen«, sagt er mit einem Zwinkern und will aus meinem Zimmer gehen.
»Du musst aber nicht raus gehen«, platzt es aus mir raus und ich staune über mich selbst, dass ich das gerade gesagt habe. Er dreht sich zu mir um und lächelt mich mit zur Seite gelegten Kopf an.
»Glaub mir es ist besser, wenn ich jetzt raus gehe, sonst kann ich nur die Finger nicht von dir lassen«, raunt er schmunzelnd und zwinkert mir zu, bevor er die Tür hinter sich schließt.Das Vorglühen ist erbarmungslos und notwendig, weil sie Getränke dort so teuer sind. Ist halt in Kreuzberg - beliebt, überlaufen und teuer. Sven hat daher auch noch einen ganzen Rucksack mit Getränken dabei, den wir später mitnehmen werden.
Im Wohnzimmer haben die drei es sich gemütlich gemacht. Der Alkohol fließt und es ist erst kurz vor drei. Als ich mich auch die Couch neben Marc fallen lassen will, hält er mich auf, nimmt meine Hand und geht mit mir in die Küche, wo Nico gerade eine Pizza in den Ofen schiebt. »Was soll ich hier jetzt?«, frage ich verwundert.
»Du hast den ganzen Tag geschlafen. Bevor wir los gehen, musst du etwas essen. Sonst stehst du das nicht durch«, lacht er und legt seine Hände auf meine Schultern, drückt mich runter auf einen Stuhl. »Pizza ist gleich fertig«, flötet Nico und zwinkert Marc zu. Haben die sich etwa gegen mich verschworen?
»Und wenn ich keinen Hunger habe?«, frage ich schmunzelnd? Nico grinst mich an und stützt sich auf dem Tisch vor mir ab.
»Du hast viel zu viel Hunger, um nichts zu essen. Du schielst ja jetzt schon ständig zum Backofen«, spottet Nico und nimmt zwei Teller aus dem Schrank.Nico bekommt nicht viel von seiner Pizza, aber das ist ihm nicht so wichtig. Marc beobachtet mich dabei genau, damit ich auch ja alles aufesse. Schon niedlich, wie er sich um mich sorgt.
Kurz darauf machen wir uns auf den Weg zum Hermannplatz, um mit der U7 zum Mehringdamm zu fahren. Dort ist man gleich mitten im Getümmel. Die Sonne hängt zwar schon etwas tief, aber brennt erbarmungslos auf uns herab. Immer weiter schwappen wir mit der Welle Menschen aus aller Herren Länder an Ständen mit kulinarischen Köstlichkeiten und handgefertigten Gegenständen vorbei.
Musik und Darstellung rund um den Globus locken hier und da Grüppchen zum Zusehen und Mitmachen an und überall sind nur fröhliche und tanzende Menschen. Man könnte sich auch fragen, was die hier in die Getränke mixen, denn die Preise sind alles andere als angemessen. Für ein Bier 4 Euro finde ich nämlich ziemlich happig. Trotzdem hat hier anscheinend jeder gute Laune, was überaus ansteckend ist.
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Falsch gedacht! [1]
ChickLitNico, mein schwuler bester Freund und ich sind vor vier Monaten hierher gezogen, haben uns zusammen eine Wohnung in Neukölln angemietet und schlagen uns ganz gut. Die Großstadt ist aber nicht das Einzige, was mir unschuldigem Ding vom Lande den Kop...