»Marc!«, flüstere ich erschrocken. Immer noch starrt er auf meine nackte Haut und leckt sich nervös über seine Lippen, als sein Blick an meinen Brüsten hängen bleibt.
Er schüttelt langsam seinen Kopf, wendet den Blick von mir ab und greift mein Handtuch, um es mir um meinen Körper zu wickeln.
Nun steht er hinter mir und zusammen schauen wir in den Spiegel. Es ist so merkwürdig, als bestünde zwischen uns eine anziehende Spannung. Aber das kann doch nicht sein. Oder?
Vorsichtig streicht er mit seinen Fingerspitzen über die noch nasse Haut an meiner Schulter und setzt einen zarten Kuss in meinen Nacken. Unwillkürlich stellen sich meine Härchen auf und ich muss meine Lippen öffnen, um genug Luft zu bekommen.
»Du bist schön«, flüstert er, schluckt und schaut wieder über den Spiegel in meine Augen, hält meinem Blick aber nicht lange Stand. »Tut mir leid... ich...ich wollte dir nicht zu nahe... ich geh besser.« Als ich mich umdrehe schließt er bereits von außen die Tür.
Mit immer noch offenem Mund und rasendem Puls stehe ich wie angewurzelt an der gleichen Stelle. Ich weiß nicht was das gerade war.
Aber anders herum sollte ich mir nicht unnötig Gedanken machen. Nico sagt auch immer ich bin hübsch. Und er ist wie mein Bruder.
Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass mein Herz wie wild in meiner Brust schlägt und seine Berührungen immer noch so sehr auf meiner Haut kribbeln, dass ich wahnsinnig werde.
Dieses Kribbeln, das ich auch bei dem Kuss im Park hatte.Schnell husche ich in mein Zimmer und als mir mein Handy ins Auge fällt, frage ich mich, wie es kommt, dass er so schnell wieder hier ist. Er hatte mir doch gerade erst eine Nachricht geschrieben, und jetzt ist er schon wieder da. Egal. Als erstes sollte ich mir etwas anziehen.
Dabei muss ich die ganze Zeit an seinen Blick denken und wie er geflüchtet ist. Warum ist er so schnell weg? Ist er überhaupt noch da? Kopfschüttelnd stehe ich vom Bett auf, schlüpfe in meine Hotpants und mein AC/DC T-Shirt und gehe dorthin, wo mein Magenknurren mich hinführt.
Dort sitzen sie alle grinsend und schmatzend. So wie es aussieht, hat Nico Bolognese gekocht. Sven ist der einzige, der mich mit einem gewissen Unterton begrüßt.
»Na kleine... gut geschlafen?« Meine Augen wandern rüber zu Marc, der angespannt zu sein scheint und dem komischerweise gerade alle Emotionen aus dem Gesicht gewichen sind.
»Sehr gut sogar«, antworte ich, »hast du doch gesehen«, füge ich hinzu und blinzele dabei immer wieder rüber zu Marc, der sich mittlerweile an seiner Cola festhäkt und immer wieder zu mir rüber blinzelt. Ich hasse sowas. Ich weiß ja nicht einmal, was er vorhin im Bad überhaupt wollte.
»Wir wollen nachher an den See im Treptower... willst du mit?«, fragt Nico mich und stupst an meine Schulter, während ich gerade die Gabel zu meinem Mund führe und ich schiebe mir die Gabel fast in die Nase, statt in den Mund.
Trotz meiner Reflexe klebt mir jetzt Tomatensoße im Gesicht und ich lasse genervt die Gabel fallen. »Toll! Mann Nico! Ich hab gerade geduscht. Das ist doch scheiße!«
Genervt beiße ich meine Kiefer aufeinander und lasse die Gabel laut in den Teller fallen. Ich weiß selbst nicht, was mich grade so aus der Fassung bringt.
Die Nudeln können es aber nicht sein, oder?
Wutschnaubend laufe ich ins Bad und wasche mein Gesicht, meckere sauer mit meinem Spiegelbild. »Der kann auch nicht aufpassen, der Idiot! Bloß nicht mal die Knochen still halten. Immer am rumzappeln! Soll er doch bei seinem Sven rum stoßen und nicht bei mir!«
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Falsch gedacht! [1]
ChickLitNico, mein schwuler bester Freund und ich sind vor vier Monaten hierher gezogen, haben uns zusammen eine Wohnung in Neukölln angemietet und schlagen uns ganz gut. Die Großstadt ist aber nicht das Einzige, was mir unschuldigem Ding vom Lande den Kop...