Unsere Muffins haben gerade mal bis zur Fertigstellung überlebt - alle bis auf zwei, denn die habe ich für Marc gebunkert. Der Gedanke an ihn lässt mich schmunzeln. Wie seine strahlenden Augen mich anschauten, als ich noch einmal die Tür öffnete, das ungestühme Zucken seiner Mundwinkel und seine stürmischen Lippen... Hach! Ab sofort liebe ich Gewitter noch mehr als sowieso schon.
Er hatte mir geschrieben, dass er heute Abend etwas zu erledigen hätte und deswegen keine Zeit hat. Da ich in der Bar war, stört es mich auch nicht. Sowieso will ich nicht, dass er sich gezwungen fühlt ständig hier zu sein. Außerdem ist es in der Woche und er muss früh aufstehen. A propos früh aufstehen: Morgen früh haben wir uns wieder zum Joggen verabredet.
°
Mit meinem Smartphone in der Hand und Stöpseln in den Ohren stehe ich an unserem Treffpunkt und scrolle durch meine Bibliothek. Wie aus dem Nichts schließen sich zwei Arme um meine Oberschenkel ich werde hoch gehoben. Quiekend suche ich nach Halt und lasse fast vor Schreck mein Telefon fallen.
»Marc!!!«, schnaufe ich erschrocken, »willst du mich umbringen?« Amüsiert kichert er an meinem Hals und setzt mich wieder auf meine Füße.
»Klar, weil ich dich anhebe! Übertreib nicht, Josie!« Ich drehe mich um und sofort legen sich seine Lippen auf meine, fordern und necken mich lachend. »Ich habe dich gestern vermisst«, sagt er liebevoll und greift in meine Finger, zieht mich in eine Umarmung und ich schmelze schon wieder, weil seine Nähe mich ganz kribbelig macht.Frech ziehe ich meine Lippe nach oben und kneife mein Auge etwas zu, »Joa... so ein ganz wenig habe ich dich auch vermisst«, scherze ich und winde mich aus seinen Armen.
»Ja schon klar, du magst mich eigentlich gar nicht«, brummt er leise und gespielt enttäuscht, während er mich an stupst und wir los laufen.Immer wieder lächelt er zu mir herüber, während wir an Büschen, Zäunen, Rasenflächen und Parkbänken vorbei laufen. Teerwege, Kopfsteinpflaster, Schotterweg. Ich liebe diesen Park. Es wird hier einfach nicht langweilig.
»Wer als erstes am Ende des Weges ist!«, ruft er und sprintet los. Ich laufe immer schneller. Meine Lunge pumpt und meine Füße werden immer schneller. Ich habe ihn fast aufgeholt, da schneidet mich so ein bescheuerter Radfahrer und streift mich an der Schulter. Ich gerate ins Taumeln, verheddere mich mit meinen eigenen Füßen und schlage lang hin. Meinen rechten Arm voraus, kann ich mich gerade noch abfangen, dass ich nicht mit meinem Kinn hart auf den Boden aufschlage. Zum Glück ist hier Waldboden und ich lande nicht ganz so unsanft. Trotzdem schmerzen mir die Knochen und ich brülle fluchend hinter dem Verursacher hinterher - mehr aus Reflex, denn das hat meinen Kopf ganz schön durchgeschüttelt und ich bin etwas durcheinander.
Doch wie sollte es auch sein, es interessiert ihn nicht mal und er fährt ohne mit der Wimper zu zucken weiter. Ich hasse diese Psychopathen mit ihren aerodynamischen Helmen und hautengen, hässlichen Anzügen. Ich hasse sie und das gerade bestätigt nur meinen Hass, denn sie sind alle rücksichtslos.
Marc kommt zu mir gelaufen, lässt sich neben mir auf seine Knie fallen und greift in meine Seiten, setzt mich auf. Schmerzvoll ächzend setze ich mich auf meine Beine und schaue an mir herunter.Mein Knie sowie mein rechter Arm sind etwas abgeschürft und es stecken kleine Split-Steinchen in meiner Haut. Winselnd schaue ich auf die betroffenen Stellen. Es brennt wie Feuer und ich würde am liebsten heulen, weil ich weiß es wird noch mal so weh tun, wenn ich zu Hause meine Wunden sauber mache.
»Du machst Sachen! Wie ist das passiert?«, fragt Marc mit immer noch weit aufgerissenen Augen und schaut mich besorgt an.
»Dieser verdammte Radfahrer... der hat mich einfach umgefahren«, fletsche ich sauer zwischen meinen Zähnen hervor.Wieder greift er unter meine Arme und hilft mir auf. Mein Knie schmerzt und ich zische auf, als ich mein Bein versuche zu strecken. Ich bin so angepisst, so unglaublich stinksauer, dass immer mir so etwas passiert und dann auch noch im Sommer. Ich seh aus, wie verprügelt und in mir steigt unweigerlich die Wut auf. Sehr viel Wut, denn jetzt kann ich auch noch kaum laufen und arbeiten kann ich damit die nächsten Tage vergessen.
DU LIEST GERADE
Falsch gedacht! [1]
ChickLitNico, mein schwuler bester Freund und ich sind vor vier Monaten hierher gezogen, haben uns zusammen eine Wohnung in Neukölln angemietet und schlagen uns ganz gut. Die Großstadt ist aber nicht das Einzige, was mir unschuldigem Ding vom Lande den Kop...